Prager Karlsbrücke in Liedern präsent

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Am 9. Juli 2007 feiert die Prager Karlsbrücke ihren 650. Geburtstag. In ihrer langen Geschichte hat sie vieles erlebt: Krönungs- sowie Begräbniszüge böhmischer Könige, Heereszüge jeder Art bei unzähligen Kriegen, aber auch Revolutionen, die mit ruhigeren Zeitperioden wechselten. Als solche ist sie von der Geschichte der Stadt, aber auch der des ganzen Landes, nicht wegzudenken. Kein Wunder also, dass die Karlsbrücke bis in die heutige Zeit immer wieder auch in Lieder Einzug gehalten hat. Aus aktuellem Anlass lädt Sie jetzt Jitka Mladkova zu einem musikalischen Treffen mit der "Mutterbrücke" aller Brücken Tschechiens ein.

Es war einmal ein König ... So oder sehr ähnlich beginnen viele Märchen, die aber in Wirklichkeit ihre Wurzeln im realen Leben haben. "Märchenhaft real" ist auch die Geschichte der Prager Brücke, die eigentlich eine Vorgängerin hatte. Und dieser hat wiederum eine Frau den Namen gegeben:

Judith - Judith-Brücke. Wer war diese Judith? Nach Prag kam sie 1153 mit 18 Jahren, um den Witwer Vladislav II., der damals als böhmischer Fürst das Land regierte, zu heiraten. Sie wuchs auf der Burg Wartburg und wurde Judith von Thüringen genannt. Einem Chronisten zufolge soll die böhmische First Lady eine "dem Wuchs und der Schönheit nach eine der gefälligsten Frauen" gewesen sein. Die Geschichte schreibt ihr zu, sich um den Bau der ersten steinernen Brücke in Prag verdient gemacht zu haben. Also auch hier gilt: "Cherchez la femme!"

Die 514 Meter lange und etwa 7 Meter breite Brücke über die Moldau wurde wahrscheinlich im Jahr 1172 vollendet. Nun, es ist nichts ewig außer der Ewigkeit selbst, und so war auch der Judith-Brücke war das traurige, seinerzeit aber auch typische Schicksal beschieden: Im 14. Jahrhundert wurde sie durch eine Überschwemmung völlig zerstört und die Prager mussten für eine Zeit lang nur mit einer provisorischen hölzernen Laufbrücke vorlieb nehmen.

Am 9. Juli 1357 war es soweit. Der Landesherrscher, der böhmische König und römische Kaiser Karl IV., hat den Grundstein für eine neue steinerne Brücke gelegt. 1370 war die Nachfolgerin der Judith-Brücke, offiziell jedoch "Steinbrücke" genannt, fertig und befahrbar. Doch nicht nur für Kutschen und Karren jeder Art. Neben dem Alltagsleben rollte oft auch die Geschichte über die Brücke. Bis 1780 hatte sie den Beinamen "Prager Brücke". Seit eh und je wurden Märchen und Legenden über sie erzählt und Lieder gesungen. Irgendwann ist auch das Volkslied "Na tom prazskem moste" / Auf der Prager Brücke entstanden, das kaum in einem Liederbuch für Kinder fehlt:

Über eine Rosmarinpflanze, die angeblich auf der Prager Brücke wächst, handelt dieses Lied. Doch nicht nur romantische Wunschbilder werden in Liedern mit der Karlsbrücke verknüpft. "Karluv most", die Karlsbrücke also, die erst seit 1780 den Namen ihres Begründers trägt, taucht auch in zahlreichen neuzeitlichen, zum Teil auch banalen Liedern in irgendeiner Form auf. Zum Beispiel als Zufluchtsort für Helena Vondrackova, die sich vor fünf Freiern ausgerechnet auf die Karlsbrücke zu retten versucht:

Die Karlsbrücke
Nur zu dritt begeben sich die Brüder Marek, Krystof und David Eben singend auf einen Streifzug durch Prag von Smichov zum Wenzelsplatz, um eine Stafle, eine Klappleiter nämlich, zu kaufen. Auf ihrer Route, die natürlich über die Karlsbrücke führt, entdecken sie die Poetik des Prager Alltags. Von dieser sind auch Fragen von Fremdsprachlern, die irgendetwas suchen, nicht wegzudenken. Gerade jetzt haben wir sie auf der Moldauinsel Kampa erwischt:

Im Laufe der Jahrhunderte wurde nicht selten auf der Karlsbrücke oder um die Karlsbrücke gekämpft. Allerdings auch in unserer postmodernen Zeit wird um dieses Wahrzeichen der Stadt "gekämpft", natürlich mit anderen Waffen. Durch entsprechende Maßnahmen gegen Hochwasser, durch installierte Kameras gegen Vandalen und und und. Über eine neuzeitliche Art von "Schlacht um die Karlsbrücke", singt im gleichnamigen Lied Michal Prokop. Geführt wird diese Schlacht von einer langhaarigen Blondine, die ihre Waffen in eigenen Augen versteckt hat. Allerdings im Beisein von Barockstatuen, Karl IV. und interessierten männlichen Touristen.