Prager Nationaltheater gibt CDs mit Wagners Ring heraus

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Ein einzigartiges Projekt in der Geschichte des Prager Nationaltheaters stellte zweifelsohne die Gesamtaufführung von Richard Wagners Ring der Nibelungen vor zwei Jahren in Prag dar. Dies war dank der Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper am Rhein mit Sitz in Düsseldorf und Duisburg möglich.

Wagners Tetralogie wird dort seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts gespielt. Die Koproduktion zwischen den Opernhäusern an Rhein und Moldau kam damals auf Initiative des ehemaligen Prager Opernchefs Jiri Nekvasil und des ehemaligen Generalintendanten des Nationaltheaters Daniel Dvorak zustande. Um diese einmaligen Vorstellungen zu dokumentieren, gab das Prager Nationaltheater eine Box mit 14 CDs und einer DVD heraus, die Live-Aufnahmen des Rings der Nibelungen vom April 2005 enthalten. Das Album wird nicht verkauft, es erschien als Präsentationsmaterial des Nationaltheaters. Martina Schneibergova fragte den Chefdirigenten der Deutschen Oper am Rhein, John Fiore, der die musikalische Leitung der Tetralogie auch in Prag übernahm, nach den Besonderheiten dieser Aufnahmen:

"Sie sind einzigartig. Denn es war das erste Mal, dass der ganze Ring in diesem Opernhaus gespielt wurde. Außerdem muss man berücksichtigen, dass das Orchester nie den kompletten Ring gespielt hat. Sie haben vielleicht vor etwa dreißig Jahren das Rheingold und die Walküre gespielt. Siegfried wurde hier das letzte Mal 1932 aufgeführt, und die Götterdämmerung wurde nie aufgeführt. Wenn man bedenkt, dass es im Orchester vielleicht kaum Leute gibt, die es je gespielt haben und wenn man bedenkt, wie schnell sie das gelernt und aufgeführt haben, ist es unglaublich. Es ist eine große Sache, dass es zustande gekommen ist. Ich habe damals gedacht, das ist eine verrückte Idee! Denn wie kann man den Ring mit nur zwei Monaten Probezeit mit einem Orchester einstudieren, das es nie gespielt hat und einem Chor, der es nie gesungen hat! Sie haben aber wirklich intensiv geübt und sie wollten das machen. Sie hatten so eine Lust, diese Opern zu spielen! Für das Orchester war es eine wichtige Angelegenheit, weil bei Wagner das Orchester die Hauptrolle spielt. Ich glaube, dass war vielleicht die größte Herausforderung, die sie hier gehabt haben. Diese Aufnahme ist ein Dokument, ein Beweis dafür, dass es hier aufgeführt wurde. Natürlich ist es kein Bayreuth, denn es war das erste Mal. Es ist eine Live-Aufnahme, die nie perfekt sein kann. Aber es war eine schöne ´Heirat´: Es sangen vorwiegend unsere Sänger, die mit dem deutschen Repertoire Erfahrung haben - unter ihnen waren deutsche Sänger sowie Solisten aus Australien und den USA, aber alles waren es Wagner-Experten - und mit ihnen arbeiteten das Orchester sowie der Chor des Nationaltheaters zusammen. Es war eine besondere Erfahrung."

Ein großes Erlebnis war es damals auch für das Prager Publikum, das auf die Aufführung von Wagners Opern lange warten musste.

"Das Theater hat viele Möglichkeiten. Ich wäre froh, wenn hier große Stücke aufgeführt werden und wenn immer mehr international bekannte Künstler nach Prag kommen würden. Dies hilft dem Theater, sich in der Welt stärker durchzusetzen, denn Prag verdient es. Es ist eine Stadt mit großer Geschichte. Ich komme bestimmt hie und da nach Prag."

Sie studieren jetzt eine weitere Oper im Nationaltheater auf, nicht wahr?

"Ja, ich studiere hier ´La fanciulla del West´ ein. Das ist meine Lieblingsoper unter Puccinis Opern. Sie wurde hier auch nicht gespielt. Es ist interessant, dass die erste große Operndiva, die die Hauptrolle gesungen hat, eben Emma Destinnova war. Es ist an der Zeit, dass das Stück hier aufgeführt wird - diesmal mit einer anderen tschechischen Diva - Eva Urbanova. Für sie ist es wunderbar. Ich glaube, dass das Publikum überrascht sein wird, wie großartig die Oper ist. Es ist ein Meisterstück."

Die meisten Leute kennen nur die berühmte Tenorarie...

"Ja, aber es gibt darin viel mehr!"

Die Premiere der erwähnten Inszenierung von Puccinis Oper "La Fanciulla del West" findet am 5. April in Prag statt. Vom neuen Album mit Wagners Tetralogie hören Sie jetzt einen Ausschnitt aus dem dritten Akt der Walküre. Das Orchester des Prager Nationaltheaters leitet John Fiore: