Prags bekannteste Babys werden repariert
Zehn schwarze Riesenbabys krabbeln seit 2000 den Fernsehturm in Prag- Žižkov hinauf. Nun müssen sie in eine Werkstatt.
„Es ist nur logistisch kompliziert. Die Seile dürfen sich nicht verwickeln. Ansonsten ist das eine rein mechanische Angelegenheit. Wir haben heute zu acht daran gearbeitet.“
Die schwarzen Statuen aus Laminat, genannt „Miminka“ (Babys), sollten ursprünglich nur vorübergehend den Turm hinauf- und hinuntersteigen. Das war im Jahr 2000 als Prag eine der Kulturhauptstädte Europas war. Da sie bei den Pragern gut ankamen, wurden die Babys ein Jahr später dauerhaft am Turm installiert. Inzwischen haben sich die Einwohner daran gewöhnt:
„Ich wohne seit der Zeit hier, als an der Stelle des Turms noch ein Spielplatz war. Die Babys? Ja, es geht. Aber der Turm sollte einen neuen Anstrich bekommen.“Soviel ein Einwohner des Stadtteils Žižkov. Die Babys können sogar didaktischen Zwecken dienen, bestätigt eine andere Passantin:
„Man hat sich daran gewöhnt. Für Kinder ist es interessant, denn wir zählen die Babys. Und sonst ist es eine große Touristenattraktion.“
Auch dem Verwalter der Sendeanlage, Michal Zelenka von den Tschechischen Radiokommunikationen, gefällt das Kunstwerk:
„Der Turm ist menschlicher geworden. Der Bau sieht besser aus, er ist nicht mehr nur grau und einfach. Mir hat der Turm auch ohne Babys gefallen, aber mit ihnen hat er das gewisse Etwas.“
Das Kunstwerk bedeute für den Sendermastbetreiber keinen großen Aufwand, so Zelenka:„Für die Instandhaltung sorgt zweimal pro Jahr eine Zuliefererfirma. Ein Problem gab es nur 2007, als Orkan Kyrill hier wütete. Damals mussten die Figuren neu befestigt werden. Sonst haben wir damit keine Sorgen.“
Die Tschechischen Radiokommunikationen investieren in die Reparatur der Statuen eine Million Kronen (38.500 Euro).
Der Fernsehturm ist mit seinen 216 Metern das höchste Bauwerk Prags. Die „Miminka“ sind ein Werk des tschechischen Künstlers David Černý, der für seine provokativen und umstrittenen Werke bekannt ist. Der Bildhauer hat der Demontage seiner Babys zugeschaut. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk hat er erläutert, was die großen Kleinen nun erwartet:
„Wir werden sicher die Oberfläche verbessern. Das Hauptproblem ist aber die Innenkonstruktion. Niemand weiß, in welchem Zustand sie sich befindet.“
Die zehn Babys sollen im Frühling kommenden Jahres wieder an den Säulen des Turms hinaufklettern. Drei ähnliche Krabbelkinder, gegossen aus Bronze, findet man am Moldau-Ufer vor dem Kampa-Museum auf der Prager Kleinseite.