Premiere: Fassbinders Katzelmacher auf Prager Bühne

„Katzelmacher“ (Foto: Michal Hančovský, Archiv des Theaters „Švandovo divadlo“)

Vor kurzem feierte das Stück „Katzelmacher“ von Rainer Werner Fassbinder im Prager Theater „Švandovo divadlo“ seine Tschechien-Premiere. Im Fokus steht dabei die Suche nach den Ursachen des Hasses gegenüber allem Fremden.

„Katzelmacher“  (Foto: Michal Hančovský,  Archiv des Theaters „Švandovo divadlo“)

„Katzelmacher“  (Foto: Michal Hančovský,  Archiv des Theaters „Švandovo divadlo“)
In erster Linie war Rainer Werner Fassbinder Filmregisseur. Doch auch als Dramatiker machte er sich einen Namen. Den „Katzelmacher“ schrieb er 1968 für das Münchener Action-Theater, ein Jahr später verfilmte er das Stück. Es spielt in einem Münchner Randbezirk. Die Menschen dort langweilen sich, bis der griechische Gastarbeiter Jorgos auftaucht. Er wird zum Opfer der allgemein herrschenden Unzufriedenheit.

Auf der Prager Bühne spielt der „Kočkožrout“, wie der Katzelmacher übersetzt wurde, in einem bayerischen Dorf. Dort begegnet der Neuankömmling Jorgos dem Fremdenhass und Zynismus der Alteingesessenen. Der junge Regisseur Jan Holec sucht in seiner Inszenierung nach dem Ursprung des Hasses.

„Katzelmacher“  (Foto: Michal Hančovský,  Archiv des Theaters „Švandovo divadlo“)
„In dem Stück steht eine geschlossene Gruppe von Menschen im Blickpunkt. Wir gehen davon aus, dass die Menschen frustriert sind und eine Identitätskrise durchleben. Der Fremdenhass und Rassismus sind die Folgen davon. Die vielen Vorurteile entstehen dadurch, dass diese Gruppe von Menschen unter sich bleibt.“

Die Dorfbewohner verbringen ihre Zeit mit Herumsitzen, Trinken, zufälligem Sex und endlosen Gesprächen über nichts. Die Kneipenrituale sind Bestandteil des Geschehens auf der Bühne.

„Das Stück spielt ursprünglich in Bayern. Wir haben das Gefühl, dass die dortige Gasthauskultur der tschechischen sehr nahe steht.“

Jan Holec  (Foto: ČT24)
Mit Jorgos erscheint im Dorf nun ein Fremdling, nach dem sich die Frauen und Mädchen schon lange sehnen. Die Männer reagieren sich an ihm ab und all ihre versteckten Aggressionen kommen zum Vorschein. Regisseur Holec:

„Bei Jorgos heben wir nicht so sehr dessen Anderssein hervor, sondern viel mehr seine Spontanität. Durch ihn werden plötzlich die Borniertheit und Frustration enthüllt, denen man eigentlich entgegenwirken sollte. Dazu sind die Personen aber nicht imstande und bezeichnen den Neuen als denjenigen, der die Schuld an ihrem Unbehagen trägt.“

Das Stück hat Petr Štědroň für das Prager Theater übersetzt. Regisseur Holec bezeichnet Fassbinders Sprache als sehr karg, aber präzise:

„Die Ausdrucksweise ist nicht natürlich, sie ist sehr stilisiert. Fassbinder ging dabei von einer Mundart aus. Das war nicht einfach ins Tschechische zu übertragen. Wir bemühten uns jedoch um die ursprüngliche Einfachheit. Dies kommt auch davon, dass die Personen nicht imstande sind, ehrlich miteinander zu sprechen.“