Sanfte Schizophrenie der Kulturen: Kabarettensemble „Das Thema / To téma“ wird fünf Jahre alt
Die erste deutsch-tschechische Kabarettgruppe, „Das Thema / To téma“, feiert im April ihr fünfjähriges Jubiläum. Philipp Schenker ist einer der Gründer des Ensembles. Im Interview schildert er, wie sich aus der Doppelidentität der Ensemble-Mitglieder ein erfolgreiches Projekt entwickelt hat. Und er spricht über die neueste Inszenierung, eine „deutsch-tschechische Transfolkinfusion“ mit echten Jodlern.
2018 wurde „Das Thema / To téma“ gegründet. Das Ensemble um Philipp Schenker, Roman Horák, Markéta Richterová und Sven Ofner ist seit Jahren Teil des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache und nutzt als Hausbühne das Theater am Geländer (Divadlo Na zábradlí), in Prag. In Kabarettstücken wie „Gefühl und Cit“, „Erika Mann“ oder „UmweltClowns“ und ihrer bilingualen Aufführung verbindet „Das Thema / To téma“ Politik mit Humor. Und man setzt sich mit den Erfahrungen der Ensemblemitglieder auseinander, in zwei Sprachen zu leben und zu denken.
Philipp Schenker, der aus der Schweiz stammt und vor 27 Jahren nach Prag gezogen ist, beschreibt, dass ihn die „sanfte Schizophrenie“ zwischen der deutschsprachigen und der tschechischen Kultur und auch die Sprachbarriere dazu bewogen habe, das Kabarett ins Leben zu rufen. Auch die anderen Ensemblemitglieder leben praktisch in einer Doppelidentität, und so sind die Inszenierungen sehr persönlich und zeigen auf humorvolle Weise, welche sprachlichen und kulturellen Konflikte dadurch im Alltag entstehen.
In den Performances wird simultan von den Schauspielenden übersetzt, sodass alle Stücke in beiden Sprachen aufgeführt werden. Schenker findet, dass die Witze und die Übersetzungsversuche am lustigsten für ein zweisprachiges Publikum sind. Trotzdem werde die Gruppe regelmäßig zu Festivals eingeladen, deren Gäste nur eine der Sprachen sprechen, und auch dies funktioniere wunderbar, so der Schauspieler. Dass die Kabarettgruppe mittlerweile sogar internationale Erfolge feiert, konnte sich Schenker bei der Gründung noch nicht vorstellen. So sagt er:
„Die Motivation zu diesem Kabarettprojekt ist wirklich sehr persönlich, durch unsere eigene Doppelidentität. Wie auch immer wir mit allen Profigruppen in allen möglichen Ländern der Welt zusammengearbeitet haben, ist es echt ein Liebhaberprojekt. Wir machen es alle aus einer Liebe zum Thema – und weil wir Eigenes über die Themen, die wir aussuchen, reflektieren können.“
Unterstützt wurde das Ensemble unter anderem von Petr Štědroň, dem Direktor des Theaters am Geländer / Na zábradlí in Prag. In diesem Theater ist die Gruppe auch pünktlich zu ihrem fünfjährigen Bestehen am 14. April um 21 Uhr mit ihrem neuen Stück „Liedfabrik – Písňozávod“ zu sehen.