Programmangebot zum "Jahr mit der jüdischen Kultur"

Wie wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, in unseren Sendungen bereits informierten, begeht das Jüdische Museum in Prag dieses Jahr das 100. Jubiläum. Aus diesem Anlass werden das ganze Jahr hindurch im Rahmen des "Jahres mit der jüdischen Kultur" zahlreiche Veranstaltungen nicht nur in Prag, sondern auch in anderen tschechischen Städten sowie im Ausland stattfinden. Im folgenden Spaziergang durch Prag befassen sich Martina Schneibergova und Lothar Martin mit diesem Projekt.

Das Jüdische Museum in Prag ist das meist besuchte Museum in der Tschechischen Republik. Da das Museum die moderne Geschichte der tschechischen Juden symbolisiert, wird der runde Gründungstag in einem breiteren Rahmen unter Teilnahme vieler anderer Kulturinstitutionen und ausländischer Vertretungen begangen. Der Kulturattache der israelischen Botschaft in Prag, Walid Abu-Haya, erklärte:

"Der Beitrag des jüdischen Erbes zur tschechischen Kultur ist sehr groß. Die beiden Welten haben sich Jahrhunderte lang gegenseitig beeinflusst. Für die israelische Botschaft ist es eine Ehre, sich an den Feierlichkeiten zu beteiligen. Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr unsere Aktivitäten in allen Kunstbereichen erweitert. Wir verhandeln über die Möglichkeit des Gastspiels des berühmten Gesher-Theaters in Tschechien und laden ein Tanzensemble zum Internationalen Tanzfestival "Tanec Praha" ein. Während der Internationalen Buchmesse in Prag werden wir eine Ausstellung zeigen, die den Titel trägt, "Kinder aus der ganzen Welt illustrieren die Bibel."

Die Liste der Veranstaltungen ist dem Diplomaten zufolge noch nicht vollständig. Er würdigte die Art, wie das Museum seinen Gründungstag begeht:

"Es ist sehr wichtig, mit einem positiven Bericht, wie es dieses Festival ist, auf extremistische und antisemitische Aktivitäten zu reagieren, über die wir in letzter Zeit immer häufiger erfahren. Ich hoffe, dass auch andere europäische Länder dieser Initiative folgen werden."

Wie wir Sie bereits informiert haben, stehen Konzerte, Vorträge, Seminare, Ausstellungen und vor allem auch Theatervorstellungen auf dem Programm des "Jahres mit der jüdischen Kultur". Eines der Theaterensembles, das mit dabei sein wird, ist das berühmte Prager Theater am Geländer. Seine Direktorin Doubravka Svobodova sagte über den Beitrag des Theaters zum Projekt:

Anlässlich des "Jahres mit der jüdischen Kultur" bereitet Regisseur Jiri Ornest die Vorstellung mit dem Titel "Allen Stewart Konigsberg" vor, die durch Woody Allens Erzählungen, Interviews und Stand-Up-Comedian inspiriert wurde. Doubravka Svobodova bemerkte:

"Damit möchten wir auf einen anderen Bereich des Schaffens von Woody Allen aufmerksam machen als den Bereich, der aus seinen Filmen und Theaterstücken bekannt ist, die auch auf den tschechischen Bühnen aufgeführt werden."

Die Festaktivitäten finden unter der Schirmherrschaft des Kulturministers Vitezslav Jandak statt. Pavel Jirasek leitet im tschechischen Kulturministerium die Sektion für Museen und Galerien. Er erinnerte daran, dass das Jüdische Museum in seiner heutigen Form erst seit 1994 existiert. Denn 1994 wurden die Gebäude der Prager jüdischen Gemeinde und die Sammlungen des Museums der Föderation der jüdischen Gemeinden zurückgegeben:

"Das Museum ist eine Vereinigung von Rechtspersonen. Ihre Begründer waren die Föderation der jüdischen Gemeinden und das Kulturministerium. Seitdem wirkt das Museum unabhängig vom Staatsbudget, das heißt, das es imstande ist, aus seinen Erträgen die gesamte Museumstätigkeit zu finanzieren, was in Tschechien eine Ausnahme ist. Das Kulturministerium unterstützt natürlich das Museum, aber im Rahmen seiner Förderprogramme für die einzelnen Projekte."

Aus den Erträgen des Museums werden jüdische Gemeinden in ganz Tschechien unterstützt. Nach Worten des Vorsitzenden der Prager jüdischen Gemeinde, Frantisek Banyai, ist die Prager Gemeinde ein wichtiger Partner bei den Jubiläumsveranstaltungen. Er machte auf eine weniger bekannte Tatsache aufmerksam, dass nicht nur das Museum, sondern auch eine der Prager Synagogen - die Jubiläumssynagoge, die auch Jerusalemer Synagoge genannt wird, ihren 100. Gründungstag begeht.

"Diese herrliche Synagoge, die man auch besuchen kann, stellt ein wenig die Ausnahme unter den Prager Synagogen dar, was die Besucherzahlen und ihre Nutzung betrifft. Sie ist ein Beispiel dafür, dass die Nutzung einiger Objekte nicht so einfach ist, auch wenn sie noch so schön und architektonisch bedeutend sind."

Die Jubiläumssynagoge befindet sich in der Jeruzalemska Straße in der Prager Neustadt, nicht weit vom Prager Hauptbahnhof entfernt.

Die praktisch erste Veranstaltung zum 100. Gründungstag des Museums ist die am vergangenen Mittwoch eröffnete Ausstellung über den Kunsthistoriker Josef Polak (1886-1945). Die in der Robert Guttmann-Galerie installierte Ausstellung trägt den Titel "Der Mann, der sich keine Ruhe gönnte".