Projekt in Pilsen: Defibrillator kommt per Drohne zum Rettungseinsatzort

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Im Kreis Plzeň / Pilsen wird im Rahmen eines Projektes der Einsatz von Drohnen im Rettungsdienst getestet. Für den tatsächlichen Betrieb müssen aber auch Gesetze geändert werden.

Menschen, die erste Hilfe leisten, könnten in Tschechien künftig aus der Luft unterstützt werden – und zwar per Drohne. Dies wird derzeit beim Medizinischen Rettungsdienst des Kreises Pilsen (ZZS PK) getestet. Dessen Leiter Pavel Hrdlička sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Drohne soll vor allem außerhalb der Städte eingesetzt werden – also in schwerer zugänglichen Gegenden oder Regionen, in denen das Netz an Rettungsdiensten schwächer ist. Sie unterstützt Menschen, die erste Hilfe leisten, vor allem dadurch, dass sie ihnen einen Defibrillator bringt.“

Pavel Hrdlička | Foto: ZZS PK

Wie Hrdlička betont, ist bei einem Herzstillstand sofortige Hilfe nötig. Schon nach fünf Minuten käme es zu unumkehrbaren Schädigungen des Hirns, sagt der Rettungssanitäter. Jede Minute ohne Maßnahme bedeute 10 bis 15 Prozent weniger Überlebenschance. Der Einsatz eines Defibrillators in den ersten drei bis fünf Minuten gibt laut Pavel Hrdlička hingegen eine Überlebenschance von 70 Prozent. Mit der Drohne könnten auch zum Beispiel ein Abbindesystem zur Blutstillung befördert werden oder etwa ein Beatmungsgerät, hieß es.

Die Tests finden auf dem Gebiet der Gemeinde Líně südwestlich von Pilsen statt. Für die Steuerung ist das städtische Informationstechnologieverwaltungsunternehmen DronySIT verantwortlich, das bereits Feuerwehr und Polizei im Kreis unterstützt. Zum Einsatz kommt dabei ein sehr stabiles Modell, das rund drei Meter Spannweite hat und bis zu 30 Kilogramm Ladegewicht transportieren kann.

„Der Rettungsdienst kann praktisch alles Nötige in die Box stecken, und wir bringen es sicher ans Ziel“, so Josef Navrátil, Direktor von DronySIT.

Rettungsdrohne | Foto: Magistrat der Stadt Plzeň

Die Drohne erreicht über 70 Stundenkilometer. Ihre maximale Flugdauer liegt bei 18 Minuten, abhängig vom Ladegewicht. Das Gerät verfügt bereits jetzt über einige Sicherheitselemente. Dazu gehören horizontales und vertikales Radar sowie ein Fallschirm, der sich bei einem Defekt der Drohne aufspannt und sie sanft aufsetzen lässt. Aber Navrátil kündigt an:

„Wir werden das Gerät weiter modifizieren und mit Funktionen ausstatten, die einen noch sichereren Flug ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel eine Beleuchtung für den Einsatz in der Dunkelheit oder eine Wärmebildkamera.“

In einem Video zu dem Projekt zeigen der Rettungsdienst und die Informationstechnologieverwaltung einen möglichen Fall. Es geht um eine Radfahrerin, die auf einer Strecke im Wald kollabiert. Eine Spaziergängerin sieht dies, rennt herbei und wählt den Notruf, weil die Radfahrerin nicht mehr reagiert. Die Spaziergängerin wird aus der Einsatzzentrale zunächst bei der Herzdruckmassage angeleitet und nach Eintreffen der Drohne auch beim Einsatz des Defibrillators. In diesem Modellfall kommt die Radfahrerin wieder zu Bewusstsein, kurz bevor der Rettungswagen eintrifft.

Im Übrigen landet die Drohne in einem solchen Fall nicht, sondern nur die Transportkiste wird abgeseilt. Über eine Kamera am Flugobjekt kann dann der Mitarbeiter in der Einsatzleitzentrale aus der Luft den Einsatzort überwachen. Allerdings bestehen in Tschechien bestimmte Einschränkungen für den Flug von Drohnen. Daniel Kůs von den Piraten ist Mitglied des Pilsner Stadtrats und sagt:

„Wir müssen die Möglichkeit haben, dass die Drohne in der Stadt startet, also an jenem Ort, von dem aus das Rettungsauto losfährt. Das Problem ist dann aber, dass die Drohne über bebautes Gebiet fliegt.“

Und das ist laut der aktuellen Rechtslage nicht zulässig. Doch hat die Stadt Pilsen laut Oberbürgermeister Roman Zarzycký (Partei Ano) bereits eine Gesetzesinitiative gestartet, um die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Rettungsdrohnen zu schaffen. Die Testphase hat ohnehin erst begonnen und soll ungefähr ein Jahr lang dauern.

Autoren: Till Janzer , Julie Suchá | Quellen: Český rozhlas , ČTK
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