„Prvok“, das erste Haus aus dem 3D-Drucker

Haus „Prvok“ (Foto: Vojtěch Tomášek, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Auf der Prager Schützeninsel kann zurzeit ein besonderes Haus besichtigt werden. Mit seiner ovalen Form, der roten runden Eingangstür und dem bepflanzten Dach verbindet es modernes Design mit neuester Technik. Denn es entstammt dem 3D-Drucker.

Michal Trpák  (Foto: Czeva,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)

„Prvok“ heißt die Konstruktion und ist damit nach dem Urtierchen benannt. Das erste Haus Tschechiens aus dem 3D-Drucker hat 43 Quadratmeter und wiegt 30 Tonnen. Der Großteil des Gebäudes ist von einer grauen gewellten Fassade umgeben. Hier zeigt sich der Vorteil des 3D-Drucks für architektonische Projekte, sagt „Prvok“-Designer Michal Trpák:

„Ein Aspekt sind die variablen Formen. Die Technik des 3D-Drucks erlaubt es uns, mehr mit den Formen zu spielen, als das klassische Bauwesen. Wir sind bei der Gestaltung einfach nicht eingeschränkt.“

Und schnell ist die Herstellung eines solchen Gebäudes auch:

„Die gesamte Druckzeit betrug 32 Stunden. Seit dem ersten Anschalten des Druckers bis zur Präsentation vergingen zwei Monate.“

Aus dem 3D-Drucker stammen die beiden hufeisenförmigen Hauptteile des Hauses. In einem ist das Schlafzimmer, in dem anderen das Badezimmer untergebracht. Für das Dach und den Mittelteil, der die Wohnküche beherbergt, wurde Holz verwendet.

Foto: Vojtěch Tomášek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Das Dach ist außerdem mit Pflanzen bedeckt und sorgt für den nachhaltigen Unterhalt des Gebäudes. Die Gewächse dienen nämlich als Wasserspeicher, erklärt Jiří Vele, einer der Projektleiter:

„Regenwasser, das sonst sehr schnell abfließt, wird auf dem Dach aufgefangen. Es ist so konstruiert, dass mit dem Wasser die bepflanzten Fassadenteile auf beiden Seiten begossen werden.“

In den zentralen Teil des Hauses gelangt man durch die verglaste Tür. Jiří Vele weist auf die Kombination verschiedener Materialien hin, mit der die Wohnküche ausgestattet ist:

Foto: Vojtěch Tomášek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Zu der Küchenzeile gehört ein spezieller3D-gedruckter Boiler aus Titan. Die Tischplatte wiederum besteht aus fossiler Eiche. Das Holz ist 6000 Jahre alt. Es ist subfossil, das heißt in einem Zustand kurz vor der Versteinerung, und enthält viele Mineralien.“

Ein Teil der Inneneinrichtung wurde aus wiederverwerteten Materialien hergestellt. Die zweite Projektleiterin Kateřina Nováková kümmerte sich um den eigentlichen Druckvorgang:

„Einige Teile bestehen aus alten PET-Flaschen, wie etwa die Steckdosen oder die Lampe im Badezimmer. Es macht Sinn, aus alten Dingen neue herzustellen und die Ressourcen so in einem Kreislauf zu halten.“

Foto: Vojtěch Tomášek,  Archivo de ČRo

Fast ein Jahr lang arbeitete das Team am Projekt „Prvok“. Hergestellt wurde das Haus in einer 3D-Druckerei in České Budějovice / Budweis, und für den Transport nach Prag musste es in drei Teile zerlegt werden. Nun wird es auf einem Floß am Ufer der Schützeninsel präsentiert. Die aktuelle Gesetzeslage ermöglicht noch keine Platzierung an Land, erläutert die Projektmanagerin Monika Kopřivová:

„Auf dem Wasser steht es, weil es nach der Legislative nicht anders geht. Es gibt noch keine Vorschriften für 3D-gedruckte Gebäude. Vielleicht gibt es einzelne passende Normen, aber es wäre sehr kompliziert, die Errichtung nach dem Baugesetzt genehmigen zu lassen. Mit dem Ministerium für Industrie und Handel handeln wir gerade die Bedingungen für eine entsprechende Änderung der Legislative aus.“

Foto: Vojtěch Tomášek,  Archivo de ČRo

Nicht nur die Gesetzgebung, auch die Technik muss für weitere Gebäude dieser Art noch weiterentwickelt werden. Designer Michal Trpák rechnet damit, dass es etwa fünf Jahre dauern wird, bis in Tschechien weitere Häuser durch 3D-Druck hergestellt werden. In der Serienfertigung würde eine Konstruktion wie das „Prvok“ zwischen 3,5 und 4 Millionen Kronen (130.000-150.000 Euro) kosten. Trpák zieht zufrieden Bilanz und gibt einen Ausblick:

„Mit dieser wahrgewordenen Vision zeigen wir, dass es möglich ist, ein Haus per Maschine auszudrucken. Wir haben dabei sehr viele Erfahrungen gesammelt und auch aus einigen Fehlern gelernt. Nun wollen wir das Konzept weiterentwickeln. Das nächste Ziel ist es, auch das Dach zu drucken. Und eine echte Herausforderung wird ein mehrstöckiges Haus.“

Für Besucher öffentlich zugänglich ist „Prvok“ noch bis Ende August. Danach zieht es an das Náplavka-Ufer um, wo es vermietet werden soll.

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