Radio Prag zu Besuch bei tschechischen KFOR-Soldaten im Kosovo
Die tschechischen Angehörigen der internationalen KFOR-Truppen im Kosovo zu besuchen und humanitäre Hilfe für die dortigen Bewohner zu überbringen - das waren die Ziele der am 23. Dezember verwirklichten Stippvisite einer Delegation des tschechischen Verteidigungsministeriums im Kosovo. Mit dabei war auch unsere Kollegin von der spanischen Redaktion, Pavla Jedlickova. Martina Schneibergova sprach mit ihr über ihre Eindrücke von dem kurzen Aufenthalt im Kosovo und fasst sie im folgenden Beitrag zusammen.
"Diese Aufgabe wird von drei Kompanien erfüllt, jede davon ist für einen bestimmten Bereich verantwortlich. Die erste überwacht die Provinzgrenze, die zweite Kompanie ist für die Region von Podujevo verantwortlich, wo mehr als 60.000 Kosovo-Albaner leben. Die dritte Kompanie beteiligt sich an der Grenzüberwachung und außerdem schützt sie die serbische Minderheit, die auf dem von uns überwachten Gebiet lebt."
Soweit der Oberbefehlshaber Havela. Angehörige des KFOR-Bataillons sind u. a. auch Diensthundführer. Diensthundführer Manak beschrieb seine Arbeit wie folgt:"Mein Hund ist momentan krank, aber sonst suchen wir nach Waffen und nach anderem Material, das hier von den Bewohnern illegal versteckt wird. Dies stört den Friedensprozess."
Wie bereits erwähnt, brachte die tschechische Delegation, die von Verteidigungsminister Miroslav Kostelka geleitet wurde, auch humanitäre Hilfe für die Kinder im Kosovo mit. Es handelte sich um Hilfe, die im Rahmen der Bewegung "Stonozka" (zu deutsch Tausendfüßler) geleistet wird, die von einer in Norwegen lebenden Tschechin, Frau Bela Gran-Jensen gegründet wurde. Pavla Jedlickova dazu:
"Charakteristisch für diese Bewegung ist das Motto ´von Kindern für Kinder´. Der Initiative haben sich u.a. auch einige Grundschulen in der mährischen Stadt Hranice na Morave angeschlossen. Einige Kinder aus Hranice sind auch mit uns in den Kosovo gereist. Die tschechischen Kinder sammelten Spielzeug und Schulmaterialien für die Kinder im Kosovo und außerdem malten sie Weihnachtskarten, durch deren Verkauf dann weitere Hilfsgüter finanziert werden konnten. Während einer Weihnachtsveranstaltung in einer Grundschule in der Stadt Podujevo wurde das alles den Kindern dort überreicht."
Diese Musik erklang während der erwähnten Feier in Podujevo. Ich fragte Pavla Jedlickova nach ihren Eindrücken:
"Diese Weihnachtsveranstaltung, das Treffen mit den kleinen Kindern, war wirklich rührend. Wir hatten alle Tränen in den Augen. Obwohl die dortigen Kinder Not leiden, sind sie ihren Altersgenossen in anderen Ländern doch sehr ähnlich. Es waren etwa fünfjährige Kinder, die die Geschenke, die sie gerade erst bekommen hatten, fest in den Händen hielten und jeder nahm eine Hand voll Bonbons mit nach Hause. Es war herrlich, ihre strahlenden Augen zu sehen."
Für Pavla Jedlickova war es der zweite Besuch bei tschechischen Soldaten, die im Ausland stationiert sind. Man muss jedoch anmerken, dass sie von einem Extrem zum anderen übergeht. Denn nach einer Stippvisite beim tschechischen Feldlazarett im irakischen Basra im September dieses Jahres, wo sie Temperaturen über 40 Grad erlebte, war auch der jetzige Besuch im Kosovo von recht extremen Witterungsbedingungen begleitet. Die Maschine, die die Delegation nach Prag bringen sollte, fror in einem Schneesturm in Pristina ein, und erst nach acht Stunden konnte die Delegation wieder Richtung Heimat fliegen. Pavla Jedlickova schaffte es gerade noch rechtzeitig, um den Heiligen Abend zu Hause feiern zu können. Wie schätzt sie den im Kosovo verbrachten Tag jetzt rückblickend ein?
"Während eines einzigen Tages konnten wir nicht das ganze Land besichtigen. Aber nach dem, was wir gesehen haben, muss ich feststellen, dass die internationale militärische Präsenz das Land stabilisiert hat. Die Infrastruktur verbessert sich. Die Frage ist nur, was passieren wird, wenn die internationalen Kräfte reduziert werden oder, wenn sie den Kosovo verlassen. Der Hass ist dort immer noch zu spüren, denn seit dem Konflikt sind nur fünf Jahre vergangen, und die Soldaten sorgen dafür, dass der erlangte Frieden aufrecht erhalten bleibt. Sie bemühen sich, die einzelnen Nationalitäten voneinander zu trennen. Tschechische Soldaten schützen z. B. die serbischen Bewohner der Stadt Sekiraca - es sind meistens ältere Menschen, die dort leben - und sie werden 24 Stunden lang beschützt. Dies ist notwendig, denn sonst könnten sie wahrscheinlich zur Zielscheibe eines Angriffs werden."