Rekordpreise bei Rohöl: Tschechische Experten gelassen
Die hohen Rohölpreise haben in den vergangenen Tagen weltweit für Aufruhr auf den Märkten gesorgt. Auf ihrer Konferenz will die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) am Donnerstag über eine mögliche Erhöhung der Fördermengen entscheiden. Dies hatten am Mittwoch auch die Finanzminister der EU gefordert. Eine starke Produktionserhöhung sei wichtig, um den Rohölpreis zu drücken und Schäden für die Weltwirtschaft zu vermeiden. In Tschechien reagieren Experten bisher gelassen. Daniel Satra berichtet.
Alle Welt schaut nach Libanon. Die OPEC-Konferenz in Beirut gilt in Wirtschaftskreisen als Weichenstellung für die Weltwirtschaft. Nicht nur die überraschend starke Konjunktur in China und den Vereinigten Staaten hat die Nachfrage nach Rohöl und somit auch die Preise steigen lassen. Am Dienstag hatte der Ölpreis in New York nach der Anschlagsserie radikaler Islamisten in Saudi-Arabien mit 42,33 Dollar auf einem neuen Rekordhoch geschlossen. Tschechische Experten geben sich bisher gelassen. Jiri Stastný vom tschechischen Finanzdienstleister Colosseum:
"Zum Teil hilft uns die Entwicklung der tschechischen Krone gegenüber dem US-Dollar. Daher sehe ich bisher keine Auswirkungen auf die Preise im Einzelhandel. Was die Benzinpreise angeht, wird sich das nur mit 10 bis 20 Heller auswirken, aber größere Bewegungen nach oben oder nach unten erwarte ich nicht."
Ein US-Dollar kostet gegenwärtig 25,76 Kronen. Auch die EU-Kommission reagiert verhalten. Jedoch wohl eher aus Vorsicht. Keiner wolle mit Panikmache die verunsicherten Rohstoffmärkte weiter anheizen, sagte Tschechiens ständiger Vertreter in der EU Jan Kohout am Mittwoch gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Trotz der Energiepreis-Entwicklung hat die EU ihre Konjunkturprognose nicht zurückgenommen. Laut der für Energie verantwortlichen EU-Behörde könnte eine Erhöhung des Rohölpreises von 25 Prozent im laufenden Jahr das Wachstum in der Euro-Zone um 0,2 Prozentpunkte schmälern und die Inflation nach oben treiben. Nach Angaben der tschechischen Tageszeitung "Hospodarské noviny" kann ein hoher Ölpreis das Wirtschaftswachstum in Tschechien um 0,5 Prozentpunkte drücken.
Und die Folgen für den Verbraucher? Bisher liegen in Tschechien die Benzinpreise mit 28 Kronen pro Liter Normalbenzin - das sind 88 Cent - noch niedrig im europäischen Vergleich. In Deutschland lag ein Liter Normalbenzin am Donnerstag bei ungefähr 1,15 Euro. Doch die tschechischen Benzinpreise drohen langfristig anzuziehen, sagte Tomas Zikmund vom heimischen Marktführer Unipetrol gegenüber der Tageszeitung Mlada fronta Dnes. Außer, so Zikmund, der Ölpreis sinkt wieder.