Rentner müssen mit knapp fünf Euro für Essen auskommen

Illustrationsfoto: congerdesign, Pixabay / CC0

Im Schnitt bekommen tschechische Senioren gegenwärtig eine Rente von 13.400 Kronen im Monat ausgezahlt. Das entspricht rund 520 Euro. Wie aber können sie davon leben? Gerontologen und auch Statistiker haben sich dazu ihre Gedanken gemacht.

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Die 67-jährige Markéta Michálková aus Beroun / Beraun in Mittelböhmen bestreitet ihren Lebensunterhalt mit einer relativ durchschnittlichen Rente. Zirka ein Fünftel davon gibt sie für das Essen aus – am meisten für Fleisch:

„Auf Milch bin ich allergisch, und Milchprodukte schmecken mir nicht besonders. Sehr gern esse ich Fleisch, am liebsten Rind. Leider kann ich es mir aber nicht so oft leisten, wie ich es gerne möchte. Ich kaufe viel Gemüse, doch in erster Linie die billigen Sorten.“

Sind die Speisen aber wenig nahrhaft und die Ernährung insgesamt sehr unausgewogen, dann kann das für alternde Menschen merkliche Folgen haben. Ihnen droht der Verlust von Muskelmasse und Kraft. Das zeigt sich zunächst an den Armen und beim Rumpf, und später auch an den Beinen. Und das wiederum kann schmerzhafte Stürze zur Folge haben, warnt die Direktorin des Gerontologischen Zentrums in Prag, Iva Holmerová:

Iva Holmerová
„Das liegt ganz gewiss daran, dass Menschen im Alter schlechter essen und unzureichend Eiweiß zu sich nehmen. Zudem verdauen sie auch schlechter.“

Viele Rentner machen ihre Ernährung allerdings auch vom Geldbeutel abhängig. Die genauen Zahlen dazu kennt Tomáš Chrámecky vom Tschechischen Statistikamt:

„Die Senioren geben für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke rund ein Viertel ihrer Monatsbezüge aus. Bei allen Haushalten zusammengenommen liegt dieser Posten bei einem Fünftel. Für ihre Gesundheit zahlen unsere älteren Mitbürger in etwa vier Prozent ihrer Rente, für Essen in Restaurants und Hotelübernachtungen sind es ungefähr 3,5 Prozent.“

Bezogen auf die monatlichen Einkünfte bedeutet dies, dass ein Rentner zum Kauf von Lebensmitteln pro Tag mit durchschnittlich 110 Kronen auskommen muss. Das entspricht 4,30 Euro, wofür man in vielen deutschen Gaststätten nicht einmal eine Suppe bekommt. Die Ministerin für Arbeit und Soziales, die Sozialdemokratin Jana Maláčová, hat das Problem erkannt. Um es zu lösen, fordert sie weitere Reformen:

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„Unsere Gesellschaft altert und wird noch weiter altern. Deshalb werden wir auch immer mehr Geld brauchen, nicht nur für die Renten, sondern auch für Sozialleistungen. Von daher müssen wir darüber debattieren, wie wir die Steuern verändern können, um das ganze Sozialsystem auch weiter finanzieren zu können.“

Nach Angaben des Verbandes der böhmischen und mährischen Krankenhäuser sei es notwendig, dass die Senioren täglich mindestens 200 Kronen für Essen zur Verfügung haben. Darin einbezogen sind indes auch alle Kosten für dessen Zubereitung in den Kliniken. Im kommenden Jahr soll die Durchschnittsrente daher um 900 Kronen (35 Euro) monatlich angehoben werden. Und 2021 sollen weitere 800 Kronen (31 Euro) folgen, womit dann die geplante Marke von 15.000 Kronen (577 Euro) für die durchschnittlichen Altersbezüge hierzulande erreicht wäre. Die Oppositionsparteien kritisieren aber, dass das Kabinett für die Umsetzung der Erhöhungen kein geeignetes Rentenkonzept parat habe.