Riesengebirgsmuseum in Jilemnice zeigt Geschichte des Skisports
Die Stadt Jilemnice / Starkenbach gilt als ein beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Riesengebirge. Zudem ist Jilemnice mit den Anfängen des Skisports in Böhmen verbunden.
„Er war ein großer Kunstmäzen und ein hervorragender Politiker. Graf Harrach hat zudem die ersten Ski ins Riesengebirge gebracht. Er initiierte die Skiproduktion in Jilemnice und löste damit in der Region einen großen Skifahrt-Boom aus. 1895 wurde in Jilemnice der älteste Skiverein in Böhmen gegründet, er hieß ´Krkonošský lyžařský spolek Ski´ (Riesengebirgsskiverein ‚Ski’). Es freut uns, dass der Verein ist bis heute aktiv ist.“
Unzählige, manchmal recht ausgefallene historische Ski sind in der Ausstellung über die Skisportgeschichte zu sehen. Die ausgestellten Dokumente erinnern an die ersten Skiwettbewerbe. Der Museumsleiter:
„Zu den kuriosen Exponaten gehören Ski, die als spezielle Riesengebirgsskier entwickelt wurden. Diese Ski wurden nach norwegischen Vorbildern entworfen und in allen möglichen Längen produziert. Ich möchte noch auf ein Bild aufmerksam machen, das ein recht kurioses Ereignis aus dem Jahr 1895 darstellt: Einer der sehr guten hiesigen Skifahrer Hynek Bedrník fuhr mit zwei Damen Ski in der Nähe der Stadt. Auf einmal stürzte sich ein verletzter Hirsch auf ihn. Damals benutzte man nur einen Skistock. Und da Bedrník Metzger von Beruf war, gelang es ihm, nicht nur die Damen vor dem Tier zu schützen, sondern auch den Hirsch mit dem Skistock zu erlegen. Das Drama endete glücklich – mit einem Festmahl, bei dem der Hirsch serviert wurde. Die Zeichnung, auf dem der Kampf des Skifahrers mit dem Hirsch zu sehen, entstand ein paar Jahre später.“Zu den Exponaten im Museum gehören auch Medaillen, die man bei den ersten Skirennen in Böhmen gewinnen konnte. Sie erinnern allerdings eher an Juwelen als an Sportmedaillen.
Bei Bergwanderungen haben die Riesengebirgler schon vor Jahrzehnten spezielle Streifen aus Robbenfell auf die Skier geklebt, um nicht auszurutschen. Einige dieser historischen Robbenfellstreifen sind im Museum zu sehen. Und natürlich werden auch Beispiele von Skibekleidung ausgestellt – die Damen sind damals im Rock Ski gefahren. Daneben wird in der Ausstellung ein alter Dokumentarfilm gezeigt. Der Museumsleiter:„Der Film aus dem Jahr 1926 dokumentiert ein Skirennen in Jilemnice. Es ist ein Stummfilm, aber die Kameraführung ist hervorragend. Im Film sieht man, welchen Skifahrtsstil die Sportler damals bevorzugten. Es gab Unterschiede zwischen dem Stil der Männer und der Frauen. Im Film sieht man auch Skispringer, die natürlich ganz anders als heutzutage gesprungen sind. Die Springer mussten mit ihren Händen Kreisbewegungen machen, um sich an den damals anerkannten Springstil zu halten. Man kann sich zudem eine Vorstellung von den Siegerzeremonien machen sowie davon, welche Erfrischungen den Teilnehmern des Wettbewerbs angeboten wurden. Daher ist der Film wirklich sehr wertvoll. Denn heutzutage könnten wir kaum den Besuchern den damaligen Skifahrtsstil vorführen.“
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zwischen den Skisportlern aus Böhmen und aus Norwegen gute Kontakte geknüpft. Graf Harrach hat sich, laut Museumsleiter, einst auch beim Besuch von Kristiania – dem heutigen Oslo – für die Ski begeistert. Im Gegenzug sind die norwegischen Skilehrer und Skisportler oft nach Jilemnice gekommen.„Die Norweger haben die tschechische Umgebung geliebt. Sie waren mit dem hiesigen Skiverein in Kontakt und regelmäßig hat der anerkannte Skispringer und Skirennläufer Sigmund Ruud Jilemnice besucht. Diese Kontakte mit Norwegen wurden 1948 leider abgebrochen, als die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei ergriffen. Das ist sehr schade. Denn die hiesige Skiproduktion war dank diesen Kontakten auf einem sehr hohen Niveau. 1948 bedeutete daher für die Skiproduktion das Ende. Der Kommunismus wirkte sich zudem sehr negativ auf den Tourismus aus. Die Dienstleistungen für den Tourismus waren in der Zwischenkriegszeit in der Region auf einem sehr hohen Niveau. Heutzutage versuchen wir mit aller Mühe, das wieder aufzuholen.“
Graf Harrach wird in der Ausstellung über die Skisportgeschichte als einer der Begründer des Skisportbooms im Riesengebirge angeführt. Dies war aber nicht sein einziges Engagement in der Region. Harrach unterstützte beispielsweise den tschechischen Komponisten Bedřich Smetana, erzählt Jan Luštinec:„Er war ein Europäer im modernen Sinne des Wortes. Graf Harrach war ein Patriot, aber er war sich sein ganzes Leben lang bewusst, dass der Nationalismus, der zu seiner Zeit sehr verbreitet war, gefährlich sein kann. Graf Harrach hat sich auch Verdienste um den Naturschutz in unserer Region erworben. 1904 errichtete er das erste Naturreservat im Riesengebirge, das eine Fläche von 60 Hektar umfasste. Das Ziel dieses Naturreservats war Harrach zufolge, ein Beispiel zu geben. Er erinnerte damals daran, dass es notwendig sei, die Natur des Riesengebirges nicht nur zu nutzen, sondern sie auch zu schützen. Damit war Harrach seiner Zeit voraus.“
Neben Graf Harrachs Gemächern kann man im Riesengebirgsmuseum auch eine Sammlung von Weihnachtskrippen besichtigen. Am bekanntesten ist Metelkas mechanische Weihnachtskrippe, die im gesamteuropäischen Vergleich einzigartig ist. Das Museum stellt zudem viele reichlich geschmückte Zunftschilder aus.„Es ist die größte Sammlung von Zunftschildern in Mitteleuropa. Diese Schilder wurden bei Bestattungen genutzt. Sie sind aus Samt und Silber, zum Teil vergoldet und stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie sind in unserer Dekanskirche zum Glück erhalten geblieben. Darunter finden sich Schilder der Bäcker-, Tischler-, Schuster- sowie Müllerzunft. Vertreten sind die Zünfte der Steinmetze, Schneider sowie anderer Handwerker. Am reichsten war in Jilemnice die Weberzunft. In den Zeiten der Grafen Harrach hat sich die Textilproduktion sehr stark entwickelt. Die in Jilemnice gewobenen Leinenstoffe gehörten zur Weltspitze. Damals wurde hier das feinste Garn der Welt produziert. Im Museum ist ein Beispiel dieses Stoffes erhalten geblieben. Wir haben es von Experten messen lassen. Dabei hat sich gezeigt, dass 296 Meter Faden, mit Hilfe nur einer Spindel hergestellt, nur ein einziges Gramm wiegen.“
Derzeit ist im Riesengebirgsmuseum noch eine weitere Ausstellung zu sehen. Sie wurde anlässlich des 100. Todestags des namhaften tschechischen Skisportlers Bohumil Hanč und seines Freundes Václav Vrbata eröffnet. Zu sehen sind Ski, Medaillen sowie Dokumente aus dem Jahr 1913.Das Riesengebirgsmuseum in Jilemnice ist das ganze Jahr hindurch von Dienstag bis Sonntag von 8 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr (im Juli und August bis 17 Uhr) geöffnet.