Tschechischer Wanderverein feiert großes Jubiläum

Foto: Štěpánka Budková

Vor 125 Jahren wurde in Prag der Tschechische Wanderverein (Klub českých turistů, KČT) gegründet. Der Wanderverein zählt damit zu ältesten Verbänden in Böhmen. An diesem Wochenende soll das stolze Jubiläum in der Hauptstadt gebührend gefeiert werden.

Foto: Martina Schneibergová
Es war eine Gruppe tschechischer Patrioten, die am 11. Juni 1888 den Wanderverein ins Leben rief. Erster Vorsitzender wurde der bekannte Weltenbummler Vojtěch Náprstek. Anliegen der Gründer war damals, das Reisen zu propagieren und darüber hinaus Neuheiten aus aller Welt in den Ländern der Böhmischen Krone zu verbreiten, sagt der Sprecher des Vereins, Lukáš Ptáček, und ergänzt:

„Der Wanderverein entstand nicht von ungefähr in Prag, denn hier lebten die am meisten gebildeten Leute aus Böhmen. Auf Pferdefuhrwerken zogen sie dann aufs Land, um ihre Informationen aus der Welt und über das Leben in Prag zu verbreiten. Dabei lernten sie die Berge und andere Naturschönheiten kennen.“

Um diese Naturschönheiten besser zu erschließen, kamen die Mitglieder um Vereinschef Náprstek sehr bald auf eine zündende Idee:

„Der Verein begann kurz nach seiner Gründung damit, Wanderwege zu markieren. Der älteste dieser Wege befand sich bei den Stromschnellen der Moldau zwischen Štěchovice und Slapy. Durch den Bau der dortigen Talsperre glaubte man den Weg für immer verloren zu haben. Ein Teil des Weges aber ist unlängst wiederentdeckt worden. Dieser Abschnitt wird nun zu den Feiern im Juni wiedereröffnet, und zwar mit historischen Wegweisern.“

Foto: Daniel Ordóñez
Ein Verdienst des Vereins wurde ein einheitliches System von Wegmarkierungen. In Deutschland gibt es so etwas zum Beispiel nicht. Lukáš Ptáček:

„In anderen Ländern treffen wir in der Regel auf regionaltypische Markierungen, denn fast jede Stadt mitsamt dem Umfeld hat ihre eigene Kennzeichnung. Woanders gibt es also zumeist nicht ein einheitliches System wie in Tschechien. Dieses System ist einfach in der Handhabe und funktioniert bis heute.“



Mittlerweile gibt es in Tschechien aber nicht nur markierte Wege für Wanderer, sondern auch für Radfahrer, Skiläufer und seit neuesten auch für Rollstuhlfahrer, sagt Ptáček. Der Verein betreibt zudem Bauden und Wanderhütten in den Gebirgen. Ihre Wartung und Instandhaltung kostet jedoch nicht wenig Geld, ebenso wie der schon begonnene Bau einer neuen Baude auf dem Kahlberg (Lysá hora) in den Beskiden. Wegen des teuren Neubaus hat der Verein jetzt auch das Projekt „Steige auf deinen Gipfel“ gestartet:

„Bestandteil des Projektes ist eine Spendensammlung, bei der die Wanderer zu den Gipfeln überall in Tschechien Geld zum Bau der Baude beisteuern. Gleichzeitig soll die Aktion darauf aufmerksam machen, dass jeder in seiner Umgebung irgendeinen Berg oder Hügel hat, den man begehen sollte. Es müssen also nicht immer nur die großen und bekannten Gipfel sein, die man aufsucht. Aber nur wenn man sich auf den Weg macht, wird man auch seine Umgebung besser kennenlernen.“

Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International
Von Freitag bis Sonntag aber wird der Verband seine Arbeit ein wenig drosseln und dafür sein Jubiläum in Prag ausgiebig feiern:

„Dazu wurde auch eine Reihe von Ausflügen vorbereitet, sowohl für Wanderfreunde, Radfahrer als auch für Wassersportler. Des Weiteren wird eine Ausstellung zur Geschichte und Entwicklung von Wanderkarten eröffnet. Der Wanderverein fungiert nämlich auch als deren Herausgeber.“

Wenn Sie also bei ihrem nächsten Besuch in Tschechien etwa einen markierten Wanderweg beschreiten, dann wissen Sie: Hier steckt die fleißige Arbeit der Mitglieder des Wandervereins drin.