Rinder statt Panzer: Auerochsen auf früherem Militärgelände ausgewildert

Auerochse (Foto: Henri Kerkdijk-Otten, CC BY-SA 3.0)

Noch im späten Mittelalter waren die Auerochsen auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens stark verbreitet. Das letzte Exemplar des Tiers auf der Welt ist vermutlich im 17. Jahrhundert ausgestorben. Nun kehren Rinder, die dem Auerochsen ähneln, nach Böhmen zurück. Vorige Wochen wurden sechs Tauros-Rinder, die Tschechisch „pratur“ genannt werden, in Mittelböhmen ausgewildert.

Auerochse  (Foto: Henri Kerkdijk-Otten,  CC BY-SA 3.0)
Die Auerochsen starben vor fast vier Jahrhunderten aus. Zuvor waren die kräftigen Wildrinder jedoch von den Britischen Inseln bis in den Fernen Osten verbreitet, sagt Miloslav Jirků. Der Forscher arbeitet beim Biologischen Zentrum der Akademie der Wissenschaften.

„Auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik kam der Auerochse noch im späten Mittelalter vor. Er galt als ein sehr gewöhnliches Tier – wie beispielsweise der Hirsch.“

Die Auerochsen starben aus, weil sie viel gejagt wurden. Zudem wurde ihr Lebensraum immer kleiner. Die niederländische Taurus Foundation befasst sich seit einigen Jahren mit der Rückzüchtung von Rindern, die dem Auerochsen möglichst ähnlich sein sollen. Nun wurden ein Stier und vier weibliche Tauros-Rinder aus den Niederlanden in Tschechien ausgewildert – und zwar auf dem früheren Militärgelände Milovice, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Prag. Der Import dieser Nachfolger der Auerochsen wurde initiiert von der NGO „Tschechische Landschaft“, die sich um die Erhaltung der Biodiversität bemüht. Miloslav Jirků:

Miloslav Jirků  (Foto: Archiv von Miloslav Jirků)
„Die Rinder haben wir aus dem Grund auf dem früheren Militärgelände ausgewildert, weil es dort eine steppenähnliche Landschaft gibt. Diese Landschaft ist aus biologischer Sicht sehr wertvoll. Deswegen ist zuvor bereits eine Herde von Wildpferden dort ausgewildert worden. Pferde weiden jedoch fast ausschließlich Gras und lassen die anderen Pflanzen stehen. Wir wollten nicht, dass sich die Steppe wesentlich verändert, darum haben wir noch die Rinder aus den Niederlanden hingebracht. Sie fressen auch andere Pflanzen wie beispielsweise Brombeeren.“

Die Tiere bleiben vorerst etwa einen Monat lang in einem Gehege, wo sie sich akklimatisieren sollen.

Pferde auf dem Militärgelände von Milovice  (Foto: Michal Trnka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Das Klima ist hier kühler als in den Niederlanden. Zudem sollen sie sich ein bisschen an uns gewöhnen, an die paar Menschen, die sich um sie kümmern werden.“

Die Kombination von ausgewilderten Pferden und Rindern sei für den Erhalt der Steppenlandschaft ideal, fügt der Biologe hinzu.

Auf dem Militärgelände von Milovice waren nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes von 1968 die Truppen der Sowjetarmee stationiert. Vor 24 Jahren verließen die Soldaten das Gelände, seitdem lag es größtenteils brach.