Russische Panzer in Georgien erinnern Tschechen an August ´68

Russische Panzer in Georgien (Foto: ČTK)

Die Ereignisse in Georgien dominieren neben Erfolgen tschechischer Athleten in Peking die Titelseiten der tschechischen Tagespresse. Die Nachricht über russische Panzer in einem kleinen Nachbarland Russlands ruft in Tschechien zudem Erinnerungen an die eigenen Erfahrungen mit den russischen Okkupanten hervor.

Französischer Außenminister Bernard Kouchner  (links) mit dem georgischen Präsidenten Mikhail Saakashvili  (Foto: ČTK)
Ähnlich wie viele seiner Amtskollegen hat der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg wegen der Lage in Georgien am Sonntag seinen Urlaub abgebrochen. Er sei telefonisch mit seiner georgischen Amtskollegin Eka Tkeschelaschwili sowie mit seinem französischen Amtskollegen Bernard Kouchner in Kontakt, informierte die Sprecherin des tschechischen Außenministeriums, Zuzana Opletalová. Außenminister Schwarzenberg habe erklärt, so Opletalová, dass Tschechien Georgien unterstütze. Der Minister fügte der Sprecherin zufolge hinzu, es sei traurig, dass es zu den Kämpfen in Georgien genau in der Zeit kommt, da in Tschechien des 21. Augusts 1968 gedacht wird.

Tschechische Diplomaten in Tiflis hatten bereits am Samstag die tschechischen Bürger aufgefordert, nicht nach Georgien zu reisen. Zuzana Opletalová:

Russische Panzer in Georgien  (Foto: ČTK)
„Alle tschechischen Bürger, die sich in Georgien aufhalten, sind unseren Informationen zufolge unversehrt. Eine Gruppe von 30 Tschechen ist mit einer Gruppe polnischer Bürger per Bus nach Jerewan gereist, von dort aus flogen sie mit einer Sondermaschine nach Warschau.“

Der Vergleich mit der von Moskau geleiteten Invasion der Warschauer Paktstaaten in die Tschechoslowakei im August 1968 fällt offensichtlich mehreren Tschechen ein, wenn sie die Bilder aus Georgien sehen. „Die armen Georgier“, ließ beispielsweise einer der Zuschauer verlauten, der sich telefonisch an der Debatte beteiligte, die am Sonntagabend aus dem aktuellen Anlass vom Tschechischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die Publizistin und ehemalige Dissidentin Petruška Šustrová bezeichnete den Vergleich mit der Okkupation der Tschechoslowakei aus journalistischer Sicht für dankbar. Sie fügte jedoch hinzu:

Russische Panzer in Georgien  (Foto: ČTK)
„Theoretisch ist es ähnlich. Aber die Ähnlichkeit besteht nur darin, dass die russischen Panzer über die Grenze eines anderen Landes fahren. Ich meine, dass dies nicht miteinander zu vergleichen ist. Denn in der Tschechoslowakei kam es 1968 zum Streit zwischen zwei Garnituren von Kommunisten. Als die Genossen dann von Moskau vorgeladen wurden, haben alle bis auf eine einzige Ausnahme anerkannt, dass es sich um keine Okkupation oder Invasion, sondern nur um einen vorübergehenden Aufenthalt der Soldaten in der Tschechoslowakei gehandelt hat. Das damalige Parlament hat diese Definition bis auf vier Stimmen zudem gebilligt. So etwas könnte in Georgien nicht passieren.“

Die Kommentare in den tschechischen Tageszeitungen sprechen von großer Beunruhigung über die Lage im Kaukasus. So richtete sich die Politologin Blanka Hančilová in der Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“ an die EU mit der Frage: „Heute Georgien. Wen geben wir den Russen morgen?“