Säule in Prag entpuppt sich als Palach-Denkmal

Palach-Denkmal (Foto: ČT24)

Das Werk steht seit 50 Jahren vor dem Gebäude der früheren tschechoslowakischen Föderalversammlung. Erst jetzt wurde bekannt, wem es gewidmet ist.

Palach-Denkmal  (Foto: ČT24)
Vor dem Gebäude der früheren tschechoslowakischen Föderalversammlung steht eine Stahlsäule. Erst bei ihrer jetzigen Instandsetzung hat sich herausgestellt, dass sie an Jan Palach erinnern soll.

Das frühere Parlamentsgebäude befindet sich oberhalb des Prager Wenzelsplatzes, eingeschnürt von der Stadtautobahn. Davor steht seit fast 50 Jahren eine Stahlsäule. Dieses Kunstwerk wird derzeit in Stand gesetzt und ist von einem Gerüst umgeben. Bei den Restaurierungsarbeiten hat Bildhauer Antonín Kašpar aber eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Die direkt vor dem ehemaligen kommunistischen Parlament stehende Säule wurde als Denkmal für Jan Palach installiert. Dies sagte Kašpar dem öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen:

Antonín Kašpar  (Foto: ČT24)
„Ich habe das zufälligerweise herausgefunden. Als das Gerüst errichtet wurde, wollte der Statiker einige Details über die Verankerung der Säule wissen. Ich habe im Archiv des Ateliers Gama einige Dokumente gefunden, darunter eines von 1991. In diesen erwähnt der Autor des Kunstwerks, der Architekt Karel Prager, dass seine Säule vollständig als Palach-Denkmal rehabilitiert werden sollte.“

Die Information hat nicht nur Antonín Kašpar überrascht. Selbst nach der politischen Wende von 1989 wurde nicht bekannt, wessen Karel Prager mit seiner Säule gedenken wollte. Jan Palach hatte sich 1969 aus Protest gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei selbst verbrannt. Der Prager Student zündete sich am oberen Wenzelsplatz an. Die neuen Informationen über das Kunstwerk haben daher den Restaurator überrascht:

Karel Prager  (Foto: Archiv der Nationalgalerie)
„Was Karel Prager damals gemacht hat, war unglaublich frech. Niemand aus der kommunistischen Regierung dürfte angenommen haben, dass sich der Architekt so etwas erlaubt hat. Die Kommunisten hielten die Säule vermutlich für einen ungewöhnlichen Flaggenmast. Wir wissen jedoch, dass Palachs Tat die Familie von Karel Prager direkt tief berührt hat. Denn Pragers Sohn Jan fuhr gerade in der Straßenbahn vorbei, als sich Jan Palach vor dem Nationalmuseum selbst verbrannt hat. Der Architekt wollte vermutlich darauf reagieren.“

Auf der Säule sollte ursprünglich noch eine Skulptur aus Granit mit dem Titel „Die Flamme“ von Miloslav Chlupáč stehen. Das Gipsmodell der Plastik wird in der Prager Nationalgalerie aufbewahrt. Anfang der 1970er Jahre verboten die Kommunisten die Installation der Plastik. Stattdessen erhielt die Säule das Staatswappen. Architekt Prager ist 2001 gestorben, Bildhauer Chlupáč 2008. Nun will das Nationalmuseum, aus der Säule ein Denkmal für Palach nach ihren Vorstellungen schaffen. Denn das ehemalige Föderalparlament dient mittlerweile dem Nationalmuseum als neues Gebäude.