Schutz vor der Inflation: Tschechen kaufen Immobilien im Ausland

Weil die Immobilienpreise hierzulande sprunghaft angestiegen sind, kaufen Tschechen immer häufiger Wohnungen oder Häuser im Ausland.

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International

Wenn Tschechen im Ausland eine Immobilie kaufen, dann konzentrieren sie sich hauptsächlich auf Standorte am Meer oder in den Bergen. Vor einiger Zeit beschloss Petr Zapletal, in den Bau eines Hotels in Georgien zu investieren – direkt am Strand in der Nähe der beliebten Touristenstadt Batumi. Zapletal bietet nun einzelne Appartements zum Verkauf an. Und das Interesse sei groß, sagt er:

„Mittlerweile sind zwei Gebäude mit 129 Appartements fertiggestellt. Die überwiegende Mehrheit der Wohnungen haben wir an tschechische Kunden verkauft. Unser Projekt sieht vor, dass die Investoren die Immobilie kaufen und sich nicht weiter darum kümmern müssen. Wir betreuen die Immobilie aufgrund eines Wartungsvertrags.“

Dass Tschechen verstärkt an Liegenschaften im Ausland interessiert sind, bestätigen auch Immobilienagenturen, die solche Transaktionen vermitteln. So verzeichnete beispielsweise Sreality.cz – eines der größten Immobilienportale hierzulande – im vorvergangenen Jahr einen Nachfrageboom. Das Interesse habe sich damals verdoppelt, sagt Unternehmenssprecherin Kristýna Hořovská und fügt an:

„Im vergangenen Jahr ist die Nachfrage um weitere 20 Prozent angestiegen. Im Durchschnitt haben wir jeden Monat fast 100.000 Anfragen nach ausländischen Immobilien erhalten.“

Derzeit stünden bei sreality.cz über 1700 Wohnungen und über 1000 Häuser im Ausland zum Verkauf. Hořovská zufolge suchen die Menschen häufiger nach Häusern als nach Wohnungen. Kroatien, Italien und Spanien sind die führenden Standorte. Die Preise liegen dort niedriger im Vergleich zum tschechischen Markt. So kostet beispielsweise eine Dreizimmerwohnung mit Terrasse in Strandnähe bei Venedig rund 150.000 Euro. Zum Vergleich: Eine entsprechende Wohnung am Rande Prags werde für mehr als 300.000 Euro angeboten, so die Geschäftsführerin der Immobilienagentur Domus Global, Hana Čmakalová.

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„In den letzten Jahren war der Preisanstieg in Tschechien so stark, dass sich mittlerweile Investitionen an vielen Orten in Europa lohnen. Die Preise für Wohnungen in Norditalien liegen auf dem Niveau jener von Plattenbauten in Tschechien. Immobilien in den Skigebieten der Alpen bis 2000 Meter Höhe kosten das Gleiche wie in Skizentren mit fünf Pisten in Höhenlagen um 1000 Meter hierzulande“, so Čmakalová.

Der Domus-Global-Chefin zufolge kauft man Immobilien am Meer in der Regel zur Eigennutzung. In den Bergen wird hingegen in Wohnungen und Häuser für den Zweck der Vermietung investiert.

Der Geschäftsführer der Immobilienagentur Mia Reality, Vladimír Dostál, verkauft seit 13 Jahren Immobilien in Spanien. Die Nachfrage nach diesen dort sei im letzten Jahr außerordentlich hoch gewesen, sagt er:

„Das Angebot in Spanien wird knapper. 2015 hatten wir rund 750 Objekte im Angebot. Derzeit sind es nur rund 350 Immobilien, von denen etwa 200 neu gebaut werden. Die Nachfrage ist so groß, dass die Bauherren zeitlich nicht mehr hinterherkommen.“

Laut Dostál kauften noch vor zehn Jahren vor allem Tschechen im Rentenalter Immobilien im Ausland, heute sind es häufiger ihre wohlhabenden Landsleute um 35 Jahre. Einer der Hauptgründe für den Erwerb sei die hohe Inflation in Tschechien. Man wolle sein Geld zumindest teilweise vor Wertverlusten schützen, so der Immobilienverkäufer.