Seit 20 Jahren: Weihnachtskrippe in Prag-Suchdol ist öffentliches Gesamtwerk

Weihnachtskrippe in Prag-Suchdol

Im Prager Stadtteil Suchdol befindet sich eine einzigartige Weihnachtskrippe. Sie ist das gemeinsame Werk der dortigen Bewohner.

Auf dem Marktplatz in Prag-Suchdol steht wie jedes Jahr ein Weihnachtsbaum | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Auf dem Marktplatz in Prag-Suchdol steht wie jedes Jahr ein Weihnachtsbaum. Unter ihm verbirgt sich eine recht große Weihnachtskrippe. Hunderte Figuren aus Ton sind dort auf mehreren Sockeln aus Granit und Sandstein platziert. Vor der Corona-Pandemie wurde die Adventszeit immer feierlich mit weihnachtlicher Musik eröffnet. Diesmal mussten die Suchdoler wegen der Corona-Maßnahmen auf das Adventsfest verzichten. Einige Menschen sind dennoch auf den Marktplatz gekommen, um eine Kerze vor der Weihnachtskrippe anzuzünden. Unter ihnen war auch Magdalena Vovsová. Die Dozentin der Prager Akademie der bildenden Künste lebt in Suchdol. Sie war eine der Initiatorinnen für die Entstehung der einzigartigen Weihnachtskrippe vor 20 Jahren.

„Damals 2001 waren wir etwa zehn Leute, die zusammenkamen und die Idee dazu hatten. Diese bestand nicht darin, dass jemand, der künstlerisch begabt ist, eine Weihnachtskrippe kreieren und sie der Öffentlichkeit schenken sollte. Es ging uns vielmehr darum, dass die Öffentlichkeit die Weihnachtskrippe selbst anfertigt und sie unter freiem Himmel installiert. Während der vergangenen 20 Jahre, in denen wir daran arbeiteten, haben wir das Modellieren für die Öffentlichkeit organisiert. Es fand in Kindergärten sowie im hiesigen Haus der Kinder statt. Für die breite Öffentlichkeit gab es zudem die Möglichkeit, Figuren in der Keramik-Werkstatt der örtlichen Grundschule zu modellieren.“

Weihnachtskrippe in Prag-Suchdol | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

An den Arbeiten beteiligt haben sich viele Suchdoler – angefangen von den kleinsten Kindern, denen ihre Eltern und Großeltern halfen, bis hin zu den Senioren. Die Schöpferinnen und Schöpfer seien im Alter von 3 bis 103 Jahren gewesen, erzählt Magdalena Vovsová:

„Der Vorteil des Tons besteht darin, dass man damit auch zu Hause arbeiten kann. Zudem ist die Arbeit mit ihm nicht besonders schwierig. Uns ging es auch nicht darum, dass die Leute vollkommene Kunstwerke in verschiedenen Größen fertigen, sondern dass sie das Modellieren genießen. Ich bin überzeugt, dass derjenige, der den Ton einmal berührt, ihn nicht mehr aus der Hand geben will.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Während der Jahre entstanden in Suchdol an die 1000 Figuren. Einen Teil davon haben die Bewohner des Stadtteils anderen Gemeinden geschenkt, darunter der Stadt Dobřichovice. Denn diese schenkte ihnen vor Jahren mehrere Sandstein- und Granitquader aus alten Brückenpfeilern. In Suchdol dienen sie nun als Sockel für die Weihnachtskrippe. Wie viele Figuren findet man heutzutage auf dem Marktplatz? Dazu sagt die Künstlerin:

„Am Samstag haben wir insgesamt 677 Krippenfiguren installiert. Das Jesuskind wird erst am Heiligabend in die Wiege gelegt. Wegen der Beschränkungen durch die Pandemie war es letztes und dieses Jahr nicht mehr möglich, neue Figuren zu modellieren. Die Eröffnung der Adventszeit war auch diesmal nur symbolisch – mit dem Einschalten des Lichts, mit dem die Weihnachtskrippe beleuchtet wird, war sie vollzogen.“

Magdalena Vovsová | Foto:  Union Tschechischer Kunst-Graphiker

Nach dem Dreikönigsfest werden die Figuren, wenn es das Wetter erlaubt, wieder eingesammelt, geputzt und in Kisten gelagert. Magdalena Vovsová zufolge ist es schon einige Male passiert, dass die Weihnachtskrippe von einer dicken Schneeschicht bedeckt war und die Figuren zum Sockel eingefroren waren. In diesem Jahr habe man überlegt, weniger Figuren als sonst zu zeigen, sagt sie:

„Der Hauptgrund dafür ist, dass wir nicht mehr modellieren konnten. Zweitens hätten wir damit auf die Besonderheit der Corona-Zeit aufmerksam gemacht, während der wir verschiedene Einschränkungen erleben. Schließlich setzte sich jedoch der Gedanke durch, die Weihnachtskrippe in der üblichen Form zu zeigen. Schließlich sollte uns dies an die Zeit erinnern, in der wir uns Dinge erlauben konnten, wie wir es jetzt nicht mehr können.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
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