Selbstmorde bei Kindern in Tschechien sind häufiger als in der EU

Foto: Andrew Richards, Stock.xchng

Im Sommer ging es durch die deutschen Medien: Drei Mädchen, die sich vorher nicht kannten, hatten sich in einem Suizidforum im Internet verabredet, gemeinsam Selbstmord zu begehen. In einem Waldstück bei Osnabrück vergifteten sich die drei dann in einem Zelt mit Hilfe von Grillkohle. Grund einmal zu schauen, wie die Situation in der Tschechischen Republik ist.

Foto: Andrew Richards,  Stock.xchng
Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Selbstmordrate unter Jugendlichen hoch ist. Sie begehen häufiger Selbstmord, als dies im Durchschnitt in der EU bei ihren Altersgenossen der Fall ist. Insgesamt kommen in Tschechien fünf bis zehn Kinder unter 15 Jahren jährlich durch den Freitod ums Leben und etwa vierzig Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. Selbstmord ist die dritthäufigste Todesursache bei Kindern, nach Unfällen und Gewalttaten.

Die Zahl der Selbstmorde unter Jugendlichen steigt in Tschechien zwar nicht, trotzdem liegt sie aber höher als in der EU. Die Ursachen, warum sich ein Kind für einen Selbstmord entscheidet, liegen am häufigsten im Umfeld, bestätigt der Chefarzt der Kinderpsychiatrie im Prager Uni-Krankenhaus Motol, Jiří Koutek:

„Es handelt sich sehr oft um Konflikte mit den Eltern, Konflikte mit Altersgenossen, um Probleme in der Schule, und bei Jugendlichen dann auch in den partnerschaftlichen Beziehungen.“

Am häufigsten liegt das Motiv laut Koutek bei familiären Problemen. Immer häufiger verkraften die Kinder die Trennung ihrer Eltern nicht: „Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Trennung der Eltern sind heute leider ein ziemlich häufiges Phänomen.“

Rund 700 Kinder rufen täglich beim Sorgentelefon der Kinderhilfsorganisation Linka bezpečí an. Mit drei bis vier von ihnen besprechen die Berater jeden Tag das Thema Selbstmord. An die Sorgen-Hotline wenden sich oft Kinder und Jugendliche, die diese Tat erwägen. Manchmal rufen aber auch jene an, die bereits einen Selbstmordversuch unternommen haben. „Wir haben in diesem Jahr 31 Mal den schnellen Rettungsdienst kontaktiert“, sagt der Leiter von Linka bezpečí, Peter Porubský.

Jiří Koutek  (Foto: ČT24)
Die Experten fordern die Eltern dazu auf, das Verhalten ihrer Kinder gut zu verfolgen. Stimmungsschwankungen, Depressionen und Spannung können Warnsignale sein. Allerhöchste Warnstufe besteht, wenn ein Kind selbst von einem Selbstmord zu sprechen beginnt. Psychiater Jiří Koutek warnt:

„Es gilt, wer vom Selbstmord spricht, der kann diesen auch begehen. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher ihn erwähnt, ist es Zeit, Hilfe zu suchen.“