Keine Energydrinks für Kinder: Verkaufsverbot in Tschechien auf dem Weg
Süß, bunt und cool: Energydrinks sind bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Um sich eine Dose kaufen zu können, wird man in Tschechien wahrscheinlich bald aber mindestens 15 Jahre alt sein müssen.
Kinder unter 15 Jahren werden wahrscheinlich keine Energydrinks mehr kaufen können. Die Regierung hat einen entsprechenden Vorschlag, der von einer Gruppe Abgeordneter vorgelegt wurde, gebilligt, wie Landwirtschaftsminister Marek Výborný (Christdemokraten) nach der Kabinettssitzung am Mittwoch bekanntgab. Laut ihm muss etwas getan werden, um die Verfügbarkeit von Energydrinks und der darin enthaltenen Substanzen im Allgemeinen für Kinder zu regulieren:
„Ich denke, die wichtigste Botschaft ist, dass ein Energydrink kein Saft und auch keine Cola ist. Es geht uns darum, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahren vor den negativen Auswirkungen der verschiedenen Stimulanzien zu schützen, die in Energydrinks, aber vielleicht auch in anderen Lebensmitteln enthalten sind.“
Die Minister unterstützten die Vorlage einstimmig. Allerdings seien sie sich im Klaren darüber, dass der parlamentarische Vorschlag Lücken oder Mängel aufweisen könne, so Výborný:
„Wir werden nach legislativen Lösungen sowie sachlichen, technischen Maßnahmen suchen, um den Begriff ‚Energydrink‘ definieren zu können. Vielleicht werden wir einen noch etwas anderen Weg gehen, indem wir uns auf die Schadstoffe und deren Gehalt nicht nur in Getränken, sondern auch in anderen Lebensmitteln konzentrieren.“
Die Vorlage wurde von Abgeordneten quer durch die Parteien ausgearbeitet. Ihnen zufolge nimmt die Zahl der Kinder, die regelmäßig, manche sogar täglich, Energydrinks trinken, jedes Jahr zu. Dies sei aus mehreren Gründen ein Problem für sie: Es bestehe etwa das Risiko von Übergewicht, Bluthochdruck, Karies, Nervosität oder Schlafstörungen, sagt Olga Richterová von der Piratenpartei:
„Das ist nicht nur süßes Wasser. Die Kombination der Stoffe wie Koffein, Taurin und weiteren hat ganz andere Auswirkungen auf den menschlichen – und insbesondere kindlichen – Organismus als eine Limonade. Wir haben uns als Gesellschaft darauf geeinigt, dass Zigaretten nicht in den Mund von Kindern gehören. Dasselbe sollte auch für Energydrinks gelten.“
Zudem warnen Ärzte, dass man leicht eine Abhängigkeit von diesen „Wachmachern“ entwickeln kann. Die Ernährungsexpertin Eliška Selinger vom staatlichen Gesundheitsinstitut (SZÚ) dazu:
„Der hohe Gehalt an Stimulanzien in den Energydrinks hat Störungen des Schlafrhythmus bei Kindern und Jugendlichen zur Folge. Diese Schlafstörungen führen die Konsumenten in einen Teufelskreis der Sucht. Ein Kind, das in der Nacht nicht schläft, ist morgens in der Schule müde und löst dies dann schnell durch den Genuss eines Energydrinks.“
Der Verband der Hersteller alkoholfreier Getränke erklärte in Reaktion auf die Stellungnahme der Regierung, er sei offen für eine Debatte über die Regulierung des Verkaufs von Energydrinks an Kinder. Allerdings hält er den derzeitigen Vorschlag für schlecht. Laut der Leiterin des Verbandes, Veronika Jakubcová, ist der Vergleich von Energydrinks mit Suchtmitteln inakzeptabel:
„Energydrinks werden seit über 25 Jahren verkauft, und ihre Schädlichkeit wurde bisher nicht nachgewiesen. Sie setzen sich aus Koffein, Zucker, Taurin oder einem anderen Stoff beziehungsweise Vitaminen zusammen.“
Ein Fünftel der tschechischen Grundschulkinder im Alter von elf bis fünfzehn Jahren trinkt mindestens zweimal pro Woche Energydrinks. Dies geht aus einer internationalen wissenschaftlichen Studie über die Gesundheit und den Lebensstil von Kindern aus diesem Jahr hervor.
Die baltischen Länder haben den Verkauf von Energiegetränken an Kinder bereits vor zehn Jahren verboten. Auch Kinder im Vereinigten Königreich, in Polen sowie in Schweden und Norwegen können sie mittlerweile nicht mehr kaufen.