Sichere Arbeit mit hochinfektiösen Viren und Bakterien: Labor am Biocev wurde modernisiert

Vor den Toren von Prag wird unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen an hochinfektiösen Krankheitserregern geforscht. Eines der entsprechenden Labore wurde nun komplett neu ausgestattet. Wissenschaftler sprechen von einem Meilenstein für die Forschung hierzulande.

Foto: BIOCEV

HI-Viren, Hepatitis B oder Sars-CoV-2: Im neuen Labor im Ort Vestec, südöstlich von Prag, forschen Wissenschaftler an hochinfektiösen Viren und Bakterien. Dafür braucht es besondere Maßnahmen. Das Labor hat die biologische Sicherheitsstufe 3 (kurz BSL-3) erhalten. Das ist die zweithöchste Stufe.

„BSL-3-Labore brauchen eine spezielle Lüftungstechnik. Diese muss vom Lüftungssystem des restlichen Gebäudes abgetrennt sein. Das heißt, dass alle Luft aus dem Labor durch Hochleistungsschwebstofffilter gereinigt wird. Zudem wird das gesamte kontaminierte Wasser extra aufgefangen und einen Stock tiefer thermisch dekontaminiert“, erläutert Tomáš Košťák von der Firma JRTech. Das Unternehmen aus Prag hat die einjährigen Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt.

Die neuen Arbeitsplätze erlauben In-vitro-Verfahren, bei denen Zellen und Gewebe außerhalb eines lebenden Organismus gezüchtet werden. Ein Jahr zuvor wurde nebenan bereits ein Labor für Tierversuche eröffnet. Zusammen ergibt sich daraus ein für Wissenschaftler sehr attraktives Forschungszentrum. Zdeněk Hostomský leitet das Nationale Institut für Virologie und Bakteriologie:

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„BSL-3-Labore für Zellkulturen, also für In-vitro-Verfahren, sind nichts so Ausgefallenes. Aber gerade das Labor, das wir auch mitfinanziert haben, in dem die Tiermodelle entstehen, ist einzigartig in Tschechien. Phantastisch ist nun, dass wir beides unter einem Dach haben und wirklich höchstqualifizierte, wenn auch gefährliche Forschungsarbeit verrichten können.“

Das gesamte Forschungszentrum nennt sich Biocev. Das steht für Biotechnologisches und biomedizinisches Zentrum der Akademie der Wissenschaften und der Prager Karlsuniversität. Die Modernisierung des dortigen BSL-3-Labors kostete insgesamt 65 Millionen Kronen (2,6 Millionen Euro). Ein Großteil der Gelder kam aus dem EU-Förderprogramm Exceles.

Das Labor bietet nun auch Magdalena Jančařová die Möglichkeit, ihre Forschungen umzusetzen. Die Parasitologin von der Karlsuniversität untersucht das sogenannte Rifttalfieber, eine Infektionskrankheit von Wiederkäuern, die unter anderem über Stechmücken auf Menschen übertragen werden kann.

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„Hier können wir alle Sicherheitsvorschriften einhalten. Wir erforschen die Übertragung des Rifttalfiebers und identifizieren die Krankheitsüberträger. Erst durch das Labor ist das Projekt realisierbar geworden“, so Jančařová.

Zu den ersten Expertinnen, die das neue Labor nutzen, gehört ebenso Markéta Pimková Polidarová. Die Postdoktorandin vom Institut für organische Chemie und Biochemie der tschechischen Akademie der Wissenschaften forscht an Hepatitis-B-Viren:

„Es wird natürlich etwas dauern, bis man sich hier eingelebt hat. Aber wir haben schon Experimente geplant und Reagenzien bestellt. Wir untersuchen den Lebenszyklus des Virus und wie es das Immunsystem beeinflusst. Zudem können wir potenzielle neue Medikamente testen, denn es fehlt bisher noch ein universelles Mittel gegen Hepatitis vom Typ B.“

In dem Labor in Vestec sollen des Weiteren etwa neue Varianten des Coronavirus Sars-CoV-2 untersucht werden.

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