Sicheres 5G-Netz? Experten diskutieren in Prag

Foto: Elmira Ashirowa, Pixabay / CC0

Auch Tschechien plant den Aufbau des superschnellen Internets der fünften Generation. Dieses 5G-Handynetz soll hierzulande ab 2024 verfügbar sein. Dies sagte Premier Babiš am Donnerstag bei einer internationalen Konferenz in Prag zu Sicherheitsfragen beim Aufbau der neuen Netzgeneration. Diskutiert wird derzeit vor allem der Umgang mit dem chinesischen Mobilfunkgiganten Huawei.

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Ondřej Malý  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das 5G-Handynetz ist nicht so sehr für den normalen Verbraucher interessant. Diesem reiche bereits die vierte Generation völlig aus, sagt der Fachmann Ondřej Malý. Er saß lange Jahre im Rat des tschechischen Telekommunikationsamtes und koordinierte 2017/18 die Netzagenda der Regierung. Laut Malý dürften anfangs vor allem große Firmen interessiert sein an dem Netz – zum Beispiel bei der Robotisierung ihres Betriebs:

„Ihnen nutzt das 5G-Signal. Auf diese Weise können sie Roboter auf Niveau des Festnetzes anschließen, nur dass diese keine Drähte hinter sich herziehen müssen. Auch bei der Neukonfigurierung von Produktionslinien ist 5G von Vorteil, dadurch sinken die Kosten.“

Der Sprecher des Telekommunikationsamtes, Martin Drtina, nannte gegenüber dem Tschechischen Rundfunk noch weitere Verwendungsmöglichkeiten:

Andrej Babiš  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
„Da auf diese Weise Roboter sogar aus der Ferne gelenkt werden können, dient das Netz auch der Medizin. Ein Chirurg kann dann von seiner Klinik aus in einem anderen Krankenhaus eine Operation durchführen. Zudem lässt sich vorstellen, dass autonom fahrende Autos mit dem 5G-Netz betrieben werden.“

Solche Möglichkeiten bedeuten aber auch, dass die Frage der Sicherheit entscheidend ist. Genau darum ging es am Donnerstag und Freitag bei einer Konferenz in Prag. An dem Treffen nahmen Experten aus 32 Ländern teil. Premier Andrej Babiš (Partei Ano) betonte zum Auftakt:

„In digitalisierten demokratischen Gesellschaften können ganz allgemein Störungen der Netze und insbesondere des Standards 5G ernste Folgen haben für die nationale Sicherheit.“

Als erstes Land hat Südkorea im April den neuen Datenfunk für den Massenmarkt in Betrieb genommen. In Tschechien soll das Netz erst ab 2024 zur Verfügung stehen. Die große Frage dabei: Wie stellt sich Prag zum chinesischen Hersteller Huawei?

„Den Ländern, von denen wir technologisch abhängig werden, müssen wir trauen können, sie müssen zuverlässig sein“, sagte Außenminister Tomáš Petříček (Sozialdemokraten) am Donnerstag bei der Konferenz.

Das tschechische Amt für Cyber- und Informationssicherheit hat im Dezember eine Warnung ausgesprochen. Demnach könnte die Technologie von Huawei von der Regierung in Peking zur Spionage missbraucht werden. Und die USA drohen neuerdings sogar ihren Partnern im Westen mit Handelsbeschränkungen, sollten diese den chinesischen Netzwerkausrüster zulassen.

Karel Havlíček  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
Diese Woche äußerte sich auch Tschechiens neuer Industrie- und Handelsminister, Karel Havlíček. Er betonte, dass kein Anbieter im Vorhinein vom Ausbau des 5G-Netzes ausgeschlossen werden solle. Fachmann Ondřej Malý denkt, dass es ohnehin nicht um ein Verbot gehen könne. Dann müssten nämlich auch die bestehenden sicherheitsrelevanten Netz- und Systemkomponenten ausgetauscht werden. Das wäre ein sündhaft teures Unterfangen. Vielmehr habe eine Abnahmeprüfung Sinn, so wie sie EU-weit erwogen wird.

„Es wird sehr darauf gedrängt, dass Hardware und Quellcode vor der Einfügung ins Netz getestet werden. So bekommt der jeweilige Staat einen besseren Überblick darüber, was in den Komponenten geschieht und was diese enthalten. Die Tests könnten in sicheren Speziallaboren angefertigt werden, das ist beispielsweise in Deutschland vorgeschlagen worden“, so Malý.

Die Frage der Sicherheit drängt auch hierzulande, denn im November sollen die Frequenzen für das 5G-Netz versteigert werden.