Skoda Auto expandiert im Osten und ist gewappnet für CO²-Debatte

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Die großen tschechischen Unternehmen zogen in den vergangenen Tagen Bilanz über das Geschäftsjahr 2006 und müssen nun entsprechende Steuern abzuführen. Autohersteller Skoda Auto konnte 2006 sogar auf das erfolgreichste Jahr in seiner Firmengeschichte zurückblicken.

Der tschechische Staatshaushalt stand im Februar mit 6,7 Milliarden Kronen (ca. 240 Millionen Euro) in der Kreide. Eine beträchtliche Summe, wenn man bedenkt, dass das Defizit zur gleichen Zeit des Vorjahres nur 600 Millionen Kronen betragen hat. Der Grund für dieses Haushaltsloch sind die niedrigeren Einnahmen bei der Mehrwertsteuer und der starke Anstieg der sozialen Leistungen. Aber nach Lage der Dinge wird sich dieser Zustand schon bald verbessern, da der tschechische Staat mit Wohlwollen schon den Abgaben seiner größten Steuerzahler entgegen sieht. Zum Beispiel dem Geldregen des Energieriesen CEZ, der allein bei der Einkommenssteuer neun Milliarden Kronen an das Finanzamt abführen wird. Aber auch die Firma Unipetrol braucht sich nicht zu verstecken, wie ihr Finanzdirektor Petr Sosik zu verkünden weiß:

Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
"Die Gruppe Unipetrol wird für das Geschäftsjahr 2006 rund 20 Milliarden Kronen an Mehrwertsteuer für Brenn- und Schmierstoffe und ungefähr 1,4 Milliarden Kronen an Körperschaftssteuer an den Staatshaushalt abführen."

Das größte tschechische Unternehmen, der Pkw-Hersteller Skoda, ist seinen Steuerverpflichtungen bereits nachgekommen, sagte Firmensprecher Jaroslav Cerny dem Tschechischen Rundfunk:

"Die Firma Skoda Auto hat für das Jahr 2006 eine Einkommensteuer in einer Höhe von drei Milliarden und 136 Millionen Kronen abgeführt. Die Einkommenssteuer wächst natürlich proportional zu den Verkaufserlösen, die sich ständig erhöhen."

Hinter die Fassade geschaut

Detlef Wittig  (Foto: CTK)
Vor rund zwei Wochen zog die Skoda Auto Gruppe Bilanz über das Produktions- und Verkaufsjahr 2006. Wie wir bereits vorige Woche in unserem Tagesecho berichtet haben, konnte das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte von Skoda bilanziert werden. Darüber sind sie natürlich stolz in Mlada Boleslav, die 27.680 Mitarbeiter der Firma, beginnend vom Vorstandsvorsitzenden bis hin zum letzten Schichtarbeiter. Seit 1991 gehört Skoda zum Volkswagen-Konzern, so dass seit fast 16 Jahren auch deutsche Manager, Ingenieure und Techniker auf die progressive Entwicklung des traditionsreichen Pkw-Herstellers Einfluss nehmen. Und seit Oktober 2004 steht mit Detlef Wittig erstmals auch ein Deutscher an der Firmenspitze. Von 1995 bis 2000 war der gebürtige Magdeburger bereits Vertriebsvorstand und später Aufsichtsratsvorsitzender bei Skoda, ehe er nach vier weiteren Jahren als VW-Vorstand in Wolfsburg vor zweieinhalb Jahren nach Mlada Boleslav zurückkehrte. Daher wollte ich in dem Gespräch, das der Skoda-Chef Radio Prag im Anschluss an die Bilanzpressekonferenz gewährte, auch als erstes wissen, was ihm angesichts der Ergebnisse an seiner Firma so fasziniere:

"Also das Faszinierende an Skoda ist immer noch und weiterhin, dass es eine Automobilfirma mit viel Kompetenz ist. Diese Kompetenz ist zudem mit dem Engagement eines jeden Einzelnen verbunden, sich für die Firma, für die Marke, für Skoda einzusetzen. Und das ist eben auch eine Generationsfrage. Das ist das Eine. Das Andere ist, dass es aufgrund der Ausrichtung von Skoda wiederum faszinierend ist, eine Zukunft zu gestalten, von der wir meinen: Wir passen in die Zeit. Wir passen in die Zeit, weil wir ein Produktkonzept haben, bei dem unsere Fahrzeuge wegen ihrer Art und ihrer Gestaltung vom Kunden honoriert werden. Deshalb war es für mich nach meiner Rückkehr auch das Ziel, an diesem Konzept intensiv weiterzuarbeiten, und zwar mit anderen Fahrzeugen und in anderen Fahrzeugsegmenten, um Skoda damit in einen nächsten Wachstumssprung hineinzubringen. Ich glaube, genau das ist uns in den letzten beiden Jahren gelungen, denn wir haben diesen Wachstumssprung sowohl quantitativ als auch qualitativ geschafft. Daher ist es jetzt die Aufgabe, dieses Wachstum qualitativ weiter aufrecht zu erhalten."

Die meisten der rund 550.000 im Jahr 2006 verkauften Autos hat Skoda einmal mehr in Westeuropa abgesetzt. Hier konnte der Verkauf um 9,1 Prozent auf etwas über 301.000 Fahrzeuge gesteigert werden. In Mittel- und Osteuropa (ohne Tschechien) hat Skoda über 146.000 Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert und einen Zuwachs von 21,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 erreicht. Und auch in Asien und Übersee hat sich die Firma mit mehr als 36.500 verkauften Wagen inzwischen ein weiteres Standbein geschaffen. Weshalb Skoda seine Arealstrategie "Go East" überhaupt gewählt und inzwischen Erfolg versprechend auf den Weg gebracht hat, dazu sagte Wittig:

"Der europäische Markt ist ein eher gesättigter Markt mit heftigen Marktanteilskämpfen. Aber ich glaube, dass es ganz normal ist, wenn wir uns nach neuen Märkten umschauen. Das zentraleuropäische Marktgebiet, aus dem wir kommen, hat eine eher niedrige Kaufkraft, weil sich die Leute in einem Haushalt in der Regel nur ein Auto leisten können. Und dieses Auto erfordert noch dazu ein bestimmtes Produktkonzept. Es muss nämlich preisgünstig, in der Haltung kostengünstig und gleichzeitig im Innenraum groß sein, so dass die ganze Familie hineinpasst und das Reisegepäck noch dazu. Dieses Konzept ist geradezu prädestiniert für weitere Märkte im Osten. Deshalb war es auch eine folgerichtige Entscheidung, nach Osten zu gehen. Und der Weg dorthin scheint im Moment auch sehr Erfolg versprechend zu sein."

Weil der Markt im Osten nicht nur die größten Zuwachsraten, sondern auch nachhaltige Absatzmöglichkeiten bietet, wird Skoda noch in diesem Jahr mit seiner Pkw-Produktion in China beginnen. In Indien, wo man 2006 den Octavia in größerer Stückzahl vertrieben hat, ist Skoda in kürzester Zeit schon in eine bedeutende Rolle geschlüpft:

"Wir sind in Indien einer von ganz, ganz wenigen Europäern, und wir sind eigentlich auch der einzige Europäer, der wirklich erfolgreich ist. Wir sind daher in Indien für Skoda ungewöhnlich hoch positioniert, müssen uns aber nun weiter in Richtung des Marktzentrums hinarbeiten. Aber ich glaube, dass der Ansatz, den wir gemacht haben, nämlich mit dem Octavia zu beginnen, uns in eine sehr gute Image-Ausgangsposition gebracht hat."

In eine nicht weniger erfreuliche Ausgangsposition hat sich Skoda ebenso in der Herausforderung der Zukunft gebracht - die mit dem begonnenen Klimawandel einhergehende Diskussion für eine Verringerung des CO²-Ausstoßes. Dennoch gibt es gerade in diesem Bereich auch noch bei Skoda Reserven, die es freizulegen gilt, betont Detlef Wittig zum Abschluss unseres Gesprächs:

"Wir sind auf der einen Seite dank unserer Motoren und auf der anderen Seite dank der Struktur unseres Fahrzeugprogramms besser als der Durchschnitt der europäischen Automobilindustrie. Wir haben in den letzten Jahren auch einen schnelleren Fortschritt in der Verbesserung der CO²-Werte gemacht als der Durchschnitt. Wir sind trotzdem noch nicht am Zielwert angelangt, den die europäische Automobilindustrie sich selbst gesetzt hat. Dabei muss man aber bedenken, als es zwischen 1995 und 1997 mit den Zielsetzungen losging, da haben wir nur das Modell Felicia in unserem Sortiment gehabt. Inzwischen aber haben wir einen Fabia, eine Octavia und einen Superb. Das heißt, wir haben uns seitdem um 16 Prozent verbessert, obwohl wir größere Fahrzeuge und Motoren bauen. Von daher kann man sehen, dass wir bisher einen guten Weg gegangen sind, und dass wir ebenso gut gerüstet sind für die weiteren Diskussionen, an denen wir wirklich auch positiv und konstruktiv teilnehmen wollen. Wir denken, dass wir über alternative Kraftstoffe auf der einen und mit einem progressiven Motormanagement auf der anderen Seite in die richtige Zielrichtung kommen."