„SkyWiper“ gegen russische Drohnen: Symbolisches Geschenk von Prager EU-Diplomaten an die Ukraine

Die Botschafter von 19 EU-Ländern, die in Prag akkreditiert sind, haben privat Gelder für eine Waffe zusammengelegt, die in der Ukraine gegen die Drohnen aus Russland eingesetzt werden kann. Der „SkyWiper“ EDMS4 wurde der ukrainischen Botschaft am Freitagvormittag übergeben.

Laimonas Talat-Kelpša und Vitalyj Usatyj | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Auf die Übergabe des Geschenks von den 19 EU-Botschaftern warteten mehrere Medienvertreter in der ukrainischen Botschaft mit Neugier. Sie waren dabei, als der „SkyWiper“ ausgepackt und vom ukrainischen Chargée d’affaires, Vitalyj Usatyj, entgegengenommen wurde.

Mit Interesse schauten sich auch die Diplomaten das Geschenk an, das sie für die Ukraine gekauft haben. Die Waffe stammt aus Litauen. Der Hauptinitiator, Litauens Botschafter Laimonas Talat-Kelpša, erläuterte:

„In den letzten Monaten hat die Ukraine massive russische Drohnenangriffe erlebt. Sie braucht etwas, um diese abzuwehren. Ich bin stolz darauf, dass in Litauen ein sehr effektives Gerät zu diesem Zweck hergestellt wird. Die EU-Botschafter haben die Idee unterstützt und wirklich viel Geld gespendet.“

Laimonas Talat-Kelpša mit dem SkyWiper | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Der litauische Botschafter betonte, die Ukraine müsse unterstützt werden, solange sie noch nicht gesiegt habe. Das Geschenk hat vor allem eine symbolische Bedeutung. Denn es wurde am Vorabend des 10. Jahrestags der Annexion der Krim durch Russland und des zweiten Jahrestags der Invasion in die Ukraine übergeben. Vitalyj Usatyj dankte den Botschaftern. Die Waffe ist seinen Worten zufolge wichtig, da sie viele Menschenleben retten könne:

„Es hat für uns eine große Symbolik, denn wir sind ein vereintes Europa. Europa steht auf der Seite der Ukraine. Wenn wir gemeinsam vorgehen und einheitlich sind, werden wir bestimmt siegen.“

Nach der Übergabe des Geschenks bat Radio Prag International den deutschen Botschafter in Prag, Andreas Künne, ans Mikrofon.

Herr Botschafter, wie entstand die Initiative, die Ukraine auf diese Weise und mit einer so speziellen Anlage zu unterstützen?

„Wir haben uns schon im letzten Jahr gesagt, dass wir die Ukraine auch mit ganz konkreten Taten unterstützen wollen. Daher haben mein litauischer Kollege und ich überlegt, was man in der Ukraine braucht, und was wir als Botschafter leisten können. Wir haben 2023 dann mit einem Generator angefangen. In diesem Jahr – auch auf Grund der Entwicklung des Krieges – sind wir relativ schnell darauf gekommen, dass Drohnen eine zentrale Bedrohung für die ukrainische Bevölkerung und die Streitkräfte darstellen. So sind wir auf die Idee gekommen, ein Gerät zu beschaffen, mit dem man Drohnen – um es einfach auszudrücken – vom Himmel holen kann.“

Haben Sie über das Gerät mehr erfahren? Etwa wie es produziert wird?

Andreas Künne | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Es ist das Produkt einer litauischen Firma, die es ursprünglich für zivile Zwecke konstruiert hat. Wir haben davon erfahren, weil diese Firma in Litauen sehr bekannt ist und mein litauischer Kollege Kontakte zu ihr hatte. Manchmal entstehen die Dinge auf eine ganz zufällige, normale Art und Weise.“

Es handelt sich um eine private Initiative von mehreren Diplomaten. Wie haben Sie Ihre Kollegen angesprochen?

„Wir sind als EU-Diplomaten sehr eng miteinander verbunden. Wir treffen uns regelmäßig. Man kann die Menschen über diese Treffen oder über eine Chat-Gruppe ansprechen. Wir haben natürlich eine Chat-Gruppe unter den Botschaftern.“

Denken Sie nun an weitere Hilfe?

„Ich hoffe, wir werden nicht noch ein drittes, viertes, fünftes Jahr diese Art Aktion beginnen müssen. Denn ich hoffe, dass der Krieg mit einem Sieg der Ukraine vorher endet. Aber natürlich werden wir auch weiter bemüht sein, dem Land so tatkräftig wie möglich zu helfen.“

In inwieweit können Sie diese Initiative publik machen?

„Wir haben natürlich Medienvertreter eingeladen. Aber es geht uns eigentlich an erster Stelle darum zu zeigen, dass jeder ein Zeichen der Solidarität setzen kann.“

Sie beobachten das sicher auch in Tschechien: Am Anfang war die Bereitschaft der tschechischen Bevölkerung, die Flüchtlinge unterzubringen und ihnen zu helfen, sehr groß. Aber je länger der Krieg dauert, desto müder werden die Menschen auf beiden Seiten. Wie sehen Sie das?

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ich glaube, dass diese Kriegsmüdigkeit ein völlig natürliches Phänomen ist. Aber wichtig ist, nicht zu vergessen, dass die Ukraine tatsächlich auch für uns kämpft. Wenn wir weiter unsere Rechte und unsere Freiheiten nutzen wollen, dann ist es wichtig, dass die Ukraine sich in diesem Konflikt durchsetzt. Weil sie auch unsere Freiheit mitverteidigt: die Freiheit vor einer Aggression und die Freiheit vor einem Regime, das – wie wir letzte Woche gerade gesehen haben – auch vor politischem Mord nicht zurückschreckt.“

Wie erklären Sie sich, dass die Leute in Europa dies vor zehn Jahren, als das Ganze praktisch begonnen hat, nicht so wahrgenommen haben?

„Ich glaube, weil nicht klar war, was die wirklichen Ziele in Moskau sind. Und weil wir in Europa alle daran geglaubt haben, dass es eine friedliche Verhandlungslösung geben kann und dass beide Seiten ein echtes Interesse an einer nachhaltigen, tragfähigen Lösung haben. Die Ereignisse der letzten zwei Jahre haben auf eine tragische Weise unterstrichen, dass dies nicht der Fall ist.“

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