Solistin der Semperoper: Štěpánka Pučálková
Die Mezzosopranistin Štěpánka Pučálková ist Solistin und Ensemblemitglied der Semperoper in Dresden. Sie tritt auch in anderen Opernhäusern und Konzertsälen auf. In Tschechien sang sie zuletzt bei der abschließenden Operngala bei den Festspielen in Český Krumlov / Krumau. Nach dem Konzert entstand das folgende Gespräch mit der Sängerin.
„Angefangen hat das schon, als ich noch klein war. Meine Oma hat mich damals immer in eine Musikschule begleitet. Ich habe eigentlich Klavier gespielt. Aus dem Zimmer nebenan habe ich dann Gesang gehört. Weil mir das so gut gefallen hat, habe ich meiner Großmutter gesagt, dass ich das auch gerne lernen möchte. So kam es dazu, dass ich mit dem Gesang begonnen habe. Ich bin dann auf das Musische Gymnasium in Prag gegangen und habe dort meine Matura (Abitur, Anm. d. Red.) gemacht. Danach habe ich an der Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Brünn studiert. Irgendwann bin ich nach Salzburg gewechselt, weil ich in einer Master-Class meine damalige Lehrerin Frau Elisabeth Wilke kennengelernt habe. Sie unterrichtet mich bis heute. Von ihr wurde ich dann nach Salzburg eingeladen. Dass ich mit der Musik begonnen habe, liegt daran, dass sie mir einfach immer sehr gefallen hat. Ich habe die verschiedenen Farben der Musik sehr genossen, gerade im Gesang. Ich bereue wirklich gar nichts und bin sehr glücklich, dass ich diesen Beruf ausüben darf.“
Wie wichtig ist der Gesangslehrer oder die Gesangslehrerin für einen jungen Musiker?
„Als junge Sängerin legt man sehr viel Vertrauen in die Person, die einen unterrichtet.“
„Ich denke, dass er sehr wichtig ist. Ich hatte wirklich das Glück, dass ich Elisabeth Wilke getroffen habe. Sie hat alles gegeben, um aus mir das zu machen, was ich jetzt bin. Als junge Sängerin legt man sehr viel Vertrauen in die Person, die einen unterrichtet. Man kann sehr viel falsch machen, weil man selbst natürlich noch gar nicht weiß, wie bestimmte Techniken funktionieren. Man vertraut dem Gesanglehrer da blind. Wenn der Lehrer kompetent ist und einem das Richtige zeigt, dann ist das sehr hilfreich. Es kann aber auch viel schief gehen.“
Sie haben in der Vergangenheit an einigen internationalen Gesangswettbewerben teilgenommen. Wie wichtig waren für Sie diese Teilnahmen?„Ich habe zwar nicht an sehr vielen, aber schon an einigen Wettbewerben teilgenommen – so etwa 2015 am Hans-Gabor-Belvedere-Gesangswettbewerb, und bei der Bellini Competition in Marseille habe ich den zweiten Preis gewonnen. Abgesehen davon, dass man von Manager und Intendanten entdeckt werden könnte, macht man meiner Ansicht nach dort sehr wichtige Erfahrungen. Denn als junger Sänger, der gerade seine Karriere beginnt, mit verschiedenen anderen Sängern aus verschiedenen anderen Ecken der Welt an einem Wettbewerb teilzunehmen, das ist eine Herausforderung. Außerdem ist es auch eine wichtige Erfahrung für die Zukunft.“
Haben Sie eine Opernrolle, die Sie besonders gerne mögen?
„Da gibt es natürlich viele – vor allem von denen, die ich schon gespielt habe, wie zum Beispiel in Puccinis Madame Butterfly. Eine Oper, in der ich hoffentlich einmal singen werde, ist Norma von Bellini. In ihr gibt es eine meiner Traumrollen, die Adalgisa. Wagner liebe ich beispielweise auch. Er ist für uns Sänger einfach sehr wichtig. Ich habe selbst schon in zwei Wagner-Opern mitgewirkt. Es gibt so viele Partien, da ist es sehr schwer, eine Lieblingsrolle zu nennen.“
Hören Sie auch andere Musik neben der klassischen?
„Wenn Kenner im Publikum sitzen, die wissen, was sie erwartet und was sie hören möchten, dann reagieren sie in allen Ländern gleich.“
„Das eher weniger, da ich in meinem Alltag ja schon sehr viel Musik höre. Ich gehe in Konzerte und auch ins Ballett. Gerade in Dresden gibt es gute Möglichkeiten, sehr schönes Ballett zu sehen. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, ein tolles Konzert zu besuchen, bei dem vielleicht auch Kollegen mitwirken, dann lasse ich mir das ebenfalls nicht entgehen.“
Sie sind schon in verschiedenen Ländern aufgetreten. Lässt sich das Publikum vergleichen?
„Das ist ganz schwer zu beantworten. Es kommt darauf an, wo das Konzert stattfindet, aber auch darauf, wie erfahren das Publikum mit klassischer Musik ist. Wenn Kenner im Publikum sitzen, die wissen, was sie erwartet und was sie hören möchten, dann reagieren sie in allen Ländern gleich. Wenn es dem Publikum aber nur um das Prestige geht, dann merkt man sofort, dass die Leute keine Ahnung haben. Diese Zuhörer sind aber vielleicht sogar netter. Sie sagen einem dann, wie toll man gesungen hat. Sie sind beeindruckt von der Tonhöhe und sagen mir, dass das bestimmt sehr schwer sein muss. Ich erkläre dann immer, dass es natürlich schwer ist, aber eben auch zu meinem Beruf gehört. Mir sollte es deshalb leicht fallen. Hier in Český Krumlov war es heute zum Beispiel kalt und regnerisch. Dennoch habe ich das Leuchten in den Augen des Publikums gesehen. Ich glaube, die Gäste haben es richtig genossen. Das Galakonzert ist natürlich ein Highlight.“Wir sind hier in Krumau. Wie ist Ihre Beziehung zu solchen Open-Air-Konzerten? Diese unterscheiden sich ja sehr von einer Vorstellung in einem renommieren Opernhaus…„Ja, der Unterschied ist sehr groß. Man weiß ja auch nie, wie das Wetter sein wird. Wir dachten heute, dass das Konzert vielleicht gar nicht stattfinden kann, weil der Wetterbericht so schlecht war. Ich muss sagen, wenn die Technik gut gemacht ist und alles klappt, dann singt es sich wirklich gut. Wir hören das Orchester ausreichend. Im Theater ist alles so gebaut, dass sich die Stimme von alleine trägt. Man bekommt dann häufig die Stimme so zurückgeschallt, dass man sich selbst sehr gut hört. Ich muss aber ehrlich sagen, dass es sich heute gar nicht schlecht gesungen hat.“
Wie sind ihre Erfahrungen mit Opern-Regisseuren?„Die Regisseure haben natürlich immer eigene Vorstellungen davon, wie sie eine Oper umsetzen möchten. Zu Anfang haben wir ein Konzeptionsgespräch, in dem uns die Produktion präsentiert wird. Also wie alles aussehen soll und was sich auf der Bühne abspielen wird. Da bekommt man schon einen guten Eindruck davon, wie das für einen als Sänger wird. Wenn mich aber etwas irritiert, dann frage ich einfach. Zum Beispiel, wenn ich etwas ganz anderes spielen als singen soll. Wenn der Regisseur gerade ansprechbar ist, dann gehe ich zu ihm und frage, warum er das so möchte, was er sich bei seiner Idee gedacht hat. Meist erklärt er es mir dann. Ab und zu verstehe ich diese Erklärung dann, hin und wieder aber auch nicht. Wiedersetzen würde ich mich jedoch nie. Wenn es aber um Nacktheit geht oder um Dinge, die dazu führen, dass man schlecht singt, dann versuche ich wirklich ein Gespräch zu führen, in dem wir gemeinsam eine Lösung finden. Denn gerade wenn es um das Singen geht, ist es eben so, dass ich das in manchen Positionen einfach nur schlecht kann. Das versuche ich dann natürlich zu ändern.“
Sie sind Solistin der Semperoper in Dresden, aber singen auch beispielsweise in Salzburg. Können Sie unsere Hörerinnen und Hörer zu einigen ihrer Konzerte einladen?„Sehr gerne. In Dresden, wo ich Mitglied der Oper bin, singe ich einige meiner persönlichen Debüts. Ich würde zum Beispiel einladen zu Le nozze di Figaro, wo ich den Cherubino singe. In Offenbachs Hoffmanns Erzählungen werde ich den Nicklausse singen. Man kann aber auch nach Wien in die Volksoper kommen. Dort werde ich zum ersten Mal die Carmen darstellen. Darauf freue ich mich besonders. In Salzburg wiederum singe ich dann im April 2020 das Te Deum von Bruckner im Großen Festspielhaus. Als erstes trete ich aber jetzt im September in der Hamburger Elbphilharmonie in Beethovens Neunte auf. Das sind die Highlights, zu denen ich einladen würde.“
Die Opernsängerin tritt am kommenden Samstag bei einem Konzert im Rahmen des Musikfestivals in Litoměřice / Leitmeritz auf. Das Konzert in der Maria-Verkündigungskirche beginnt um 19 Uhr. Es gibt noch Restkarten. Zusammen mit Pučálková singen werden die tschechische Sopranistin Slávka Zámečníková und der renommierte slowakische Bass Štefan Kocán. Die Pilsener Philharmonie spielt unter der Leitung von Tomáš Brauner.