Sorgerecht entzogen: Zwist zwischen Tschechien und Norwegen verschärft sich

Eva Michaláková (Foto: ČTK)

Seit vier Jahren kämpft die Tschechin Eva Michaláková in Norwegen um ihre zwei Söhne. Nun haben norwegische Behörden der Mutter das Sorgerecht über ihre Kinder endgültig entzogen. Der Sorgerechtsstreit belastet auch Beziehungen zwischen Tschechien und Norwegen.

Eva Michaláková  (Foto: ČT24)
David ist sechs und Denis zehn Jahre alt. Die Kinder haben tschechische Eltern, kamen aber in Norwegen zur Welt. 2011 hatte das norwegische Jugendamt die Söhne ihren Eltern nach Missbrauchsvorwürfen entzogen. Obwohl sich der Missbrauchsverdacht nicht bestätigte, leben die beiden Söhne seitdem in Pflegefamilien. Die Mutter kämpft vor den Behörden um ihre Rückgabe. Den älteren Sohn durfte sie seit einem Jahr nicht kontaktieren, den Jüngeren konnte sie im September dieses Jahres für zwei Stunden treffen. Wie diese Begegnung ablief, beschrieb Eva Michaláková danach im Tschechischen Fernsehen.

Lubomír Zaorálek  (Foto: ČTK)
„Man darf seinem Kind nicht körperlich zu nahe kommen, die Themenauswahl für ein Gespräch ist begrenzt, und über die Vergangenheit darf man mit ihm nicht sprechen.“

Bessere Bedingungen erhoffte sich die Mutter von einem Beschluss der zuständigen Kreisbehörde Anfang Oktober. Das Urteil brachte nun jedoch das Gegenteil: Eva Michaláková verliert das Sorgerecht über ihre Söhne. Der Jüngere soll zur Adoption freigegeben werden.

Für die Interessen der Mutter setzen sich seit über einem Jahr tschechische Politiker ein. Nachdem am Dienstag das Urteil bekannt wurde, bestellte Außenminister Lubomír Zaorálek die stellvertretende norwegische Botschafterin ein. Er übermittelte ihr den Unmut der tschechischen Regierung über den jüngsten Beschluss und bezeichnete ihn selbst als „Unverschämtheit“.

Miloš Zeman  (Foto: ČTK)
„Tschechien hat sich für die biologische Familie verbürgt. Uns wurde versichert, dass dieser Faktor eine Adoption unmöglich macht. Für mich ist es eine Enttäuschung, dass das Urteil allen Beteuerungen widerspricht, die wir zuvor bekommen haben.“

Die tschechische Regierung hat am Mittwoch eine Protestnote an Norwegen geschickt. Präsident Zeman schloss die Einberufung des tschechischen Botschafters aus Oslo für eine Besprechung in Prag nicht aus.

Michaela Marksová  (Foto: ČTK)
Auch die tschechische Ministerin für Arbeit und Soziales, Michaela Marksová, äußerte sich im Tschechischen Rundfunk ablehnend über den Entscheid aus Norwegen:

„Denn es wurde uns bei unserem Treffen mit der norwegischen Kommission im Frühling versichert, dass die Adoption eine extreme Möglichkeit sei, ein Instrument, das eigentlich nicht in Frage käme. Ich verstehe die Entscheidung und den Grund für den Entzug des Sorgerechts nicht.“

Die Ministerin empfiehlt der Mutter, alle Stufen des norwegischen Berufungssystems zu nutzen.

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte  (Foto: Rh-67,  CC BY-SA 3.0)
„Sollte der Fall bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte kommen, kann die Tschechische Republik auftreten und Frau Michaláková als tschechische Bürgerin unterstützen. Alle Schritte müssen aber von Frau Michaláková selbst gemacht werden. Nur sie kann die Berufungen und die Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof einlegen.“

Eva Michaláková selbst ist bereit, weiter um ihre Kinder zu kämpfen und in Berufung zu gehen. In den Medien äußern will sie sich in Zukunft aber nicht mehr. Eines der wichtigsten Argumente der norwegischen Behörden für den Entzug des Sorgerechts war nämlich, dass die Mutter den Fall in Medien publik gemacht hat.