Sozialdemokraten übernehmen Macht im Senat: Verhandlungen oder „keine Gnade“?
Die Regierungskoalition von Premier Petr Nečas hat bei den Teilwahlen zum Senat einen deutlichen Dämpfer erlitten. Sie verlor ihre Mehrheit im Oberhaus des tschechischen Parlaments an die sozialdemokratische Opposition: Bei den Stichwahlen über ein Drittel der Senatssitze eroberte die ČSSD insgesamt zwölf Posten.
Besonders die Bürgerdemokraten von Premier Nečas haben in den Senatswahlen verloren. Sie konnten von ihren 18 Sitzen nur 8 verteidigen. Aber auch ihre Koalitionspartner können nicht zufrieden sein. Die Partei der Öffentlichen Angelegenheiten errang kein einziges Mandat und die TOP 09 brachte nur zwei von insgesamt sechs Kandidaten durch. Für eine Partei, die mit der ODS um die Führung im bürgerlichen Lager kämpfen will, kein berauschendes Ergebnis, wie Politologen nach dem Urnengang anmerkten.
Premier Nečas aber lehnt die Interpretation ab, die Regierungspolitik habe bei den Wahlen die gelbe Karte bekommen:
„Jetzt enden hoffentlich die anderthalb Jahre Dauerwahlkampf und es kommt eine längere Zeit, in der die Politik nach den wirklichen Ergebnissen bemessen wird und nicht nach Wahlkampfslogans.“Im selben Atemzug lehnte es der Regierungschef ab, bei den Haushaltskürzungen Zugeständnisse zu machen. Allerdings erneuerte Nečas sein Angebot, mit den Sozialdemokraten über die Schlüsselreformen zu verhandeln. Dass Gespräche zwischen der stärksten bürgerlichen Partei und der stärksten Linkspartei möglich sind, zeigen derzeit die Koalitionsverhandlungen in den Kommunen. In einigen Städten haben ODS und ČSSD bereits eine Zusammenarbeit ausgehandelt.
Noch vor den ersten Gesetzesberatungen wählt der Senat eine neue Führung. Der bisherige bürgerdemokratische Vorsitzende wird sein Amt an einen sozialdemokratischen Bewerber abgeben müssen. Die heißesten Kandidaten sind der ehemalige Gewerkschaftschef Milan Štěch und der neu ins Oberhaus gewählte Parteivize Zdeněk Škromach.