Sportfest und Wilder Osten: klub-net verbindet junge Leute

klub-net: jede Menge Aktivitäten

Schule, das ist längst nicht mehr der Ort, wo Kinder in geraden Bankreihen sitzen und das wiederholen, was der Lehrer sagt. Lernen funktioniert am Besten, wenn man selbst aktiv wird, und zu verantwortlichen Bürgern kann man Jugendliche nur machen, indem man ihnen selbst Verantwortung gibt. Das ist die Idee, auf der das tschechisch-deutsch-polnische Schülerklubprogramm klub-net aufbaut. Am vergangenen Wochenende haben sich die Teilnehmer zum internationalen Jahresseminar in Nordböhmen getroffen.

klub-net: jede Menge Aktivitäten
"In der Schule gibt es ein Lehrerzimmer, aber es gibt keinen eigenen Raum für die Schüler. Deshalb wollten wir so etwas schaffen - ein Zimmer für die Schüler, einen Schülerklub, der dann genutzt wird, um aktiv zu sein und Projekte zu realisieren auf drei Ebenen: Projekte für die Schule, Projekte für die lokale Gemeinschaft und auf der dritten Ebene internationale Projekte zusammen mit tschechischen und deutschen Schülern."

So beschreibt Arek Brzesinski von der polnischen Kinder- und Jugendstiftung die Ziele von klub-net. Er koordiniert das trinationale Programm in Polen und ist auf dem klub-net-Treffen im nordböhmischen Hejnice einer der Betreuer, die das bunte Durcheinander von 75 Jugendlichen aus 31 Klubs und drei Ländern bändigen sollen.

"Im Grunde läuft das so, dass jeder Schülerklub, der an dem Seminar teilnimmt, seine zwei Botschafter dorthin schickt und diese Schüler sollen zusammen mit den anderen Jugendlichen Ideen entwickeln, Partner finden und gemeinsam mit den Partnern aus anderen Ländern ein Projekt planen",

Ausflug auf den Jested
erklärt Gastgeberin Vera Zemanova, die für die Stiftung NROS das Programm in Tschechien leitet. Was dabei konkret herauskommen kann, das ergänzt ihre Kollegin Andrea Blaneck von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung:

"Das fängt an mit Extremsport, was Jugendliche immer interessiert, dann gibt es ein Projekt über die Renaissance in verschiedenen Städten in den drei Ländern, es gibt Foto-Projekte, ein Comic soll entstehen über das Leben der Jugendlichen und das Thema Drogen - sehr vielfältig und alles aus dem Leben der Jugendlichen gegriffen."

Das wichtigste dabei ist aber, dass die Jugendlichen selbst bestimmen, was und wie sie etwas machen wollen, ergänzt Andrea Blaneck:

"Damit soll vor allem erreicht werden, dass die Jugendlichen merken, dass sie selbst Dinge bewegen können und dass ihre Ideen wichtig sind. Denn im normalen Schulleben gibt es sonst ja nur wenig Chancen zu spüren, dass man selbst etwas bewegen kann."

Für die 14 bis 18-jährigen Seminarteilnehmer ist es zunächst ziemlich ungewohnt, sich in der großen klub-net-Gruppe zurechtfinden zu müssen - zwischen fremden Jugendlichen und fremden Sprachen. So war es auch für Aileen aus Cottbus:

Jeder Fleck ein Klub: die klub-net-Europakarte
"Am Anfang haben wir uns kennen gelernt, und keiner wusste, wie er mit dem anderen sprechen soll. Und dann haben wir einfach Spaß miteinander gehabt, bei Unternehmungen und Ausflügen."

So haben die Jugendlichen schnell gelernt, dass es einerseits nicht immer Worte braucht, um sich gut zu verstehen, und andererseits Polnisch, Tschechisch und Deutsch mehr Gemeinsamkeiten haben, als man gemeinhin glaubt:

"Europa, Kamera, Kabel, Profil, Reflex, Paar, Plakat, Telefon, Evakuierung, Matratze, Flasche, Toilette..." - die Siegergruppe im Sprachspiel findet mehr als 120 Wörter, die in allen drei Sprachen gleich sind.

"Wir spielen viele Spiele und bringen die Jugendlichen so zusammen. Sie bekommen dann auch eine kurze Einführung, was man bei internationalen Projekten beachten muss. Wir sprechen über ihre Ideen und sie werden danach bei der konkreten Planung von den Erwachsenen unterstützt",

erklärt Vera Zemanova, die tschechische Gastgeberin des Treffens. Bald entstehen grenzüberschreitende Gruppen, und auch Aileen hat schnell Partner aus anderen Klubs gefunden:

"Wir haben dann die Ideen zusammengefummelt. Es kam von jedem eine andere Idee, aber irgendwie waren die so, dass man sie verbinden konnte."

Zusammen mit tschechischen Schülern aus Brünn hat Aileen bereits einen konkreten Plan entwickelt:

Projektdiskussion: Ideen in der Mangel
"Bei unserem Projekt geht es um Kultur und Sport - wir wollen ein Sportturnier veranstalten und dazu auch noch andere Klubs aus Deutschland, Polen und Tschechien einladen. Das Projekt soll einfach zeigen, dass man miteinander Spaß haben kann auf ganz verschiedenen kulturellen und nationalen Ebenen."

Andere Gruppen haben ganz andere Einfälle. Schüler aus polnischen und tschechischen Klubs planen eine ethnographische Expedition in einen der vergessenen Winkel Europas, berichtet Helena aus Trebon:

"Unser Projekt `Wilder Osten` dreht sich um das Leben der Menschen in den Bieszczady; das ist ein Gebirgszug im letzten Zipfel von Polen an der Grenze zu der Slowakei und der Ukraine. Wir fahren dort für acht Tage hin und versuchen herauszufinden, wie die Menschen da leben."

Entstehen soll dabei eine Fotoausstellung, die dann auf Wanderschaft durch die Heimatstätte der Schülerklubs gehen wird, so Helena:

"Ich freue mich auf wilde Berge, auf Tiere und auf eine etwas rauere Art des Lebens."

Finanziert wird klub-net und die einzelnen Projekte der Schüler von der deutschen Robert Bosch Stiftung. Das Ziel: Junge Leute sollen frühzeitig dazu ermutigt werden, selbst die Initiative zu ergreifen, Verantwortung für sich und ihre Umgebung zu übernehmen - zum Vorteil der gesamten Gesellschaft. Der Effekt ist messbar, betont nicht nur Aileens Lehrer Frank vom Oberstufenzentrum 1 in Cottbus:

Trinationales Miteinander beim Seminar in Hejnice
"Die Schüler werden umgänglicher und offener, verständnisvoller gegenüber anderen Nationen und toleranter gegenüber Menschen, die anders sind als sie selbst. Und das ist eine große Veränderung."

Und was nehmen die Schüler aus den drei Ländern selbst von dem deutsch-polnischen-tschechischen klub-net-Treffen mit?

"Spaß!"

"Jede Menge polnische und tschechische Wörter und jede Menge neue Freunde."

"Erfahrungen in der Kommunikation mit anderen Menschen - ich glaube, jetzt habe ich keine Angst mehr, vor anderen Leuten zu reden und meine Meinung zu sagen."

"Die schöne Zeit, die Leute waren sehr nett und es war auch interessant, mal in einem andern Land zu sein."

"Jungens - ganz viele!!"

"Neue Bekannte und Erfahrungen mit der Arbeit in dreisprachigen Gruppen."

"Ich habe gelernt, wie man sich mit Leuten aus anderen Ländern integrieren kann, und dass, obwohl es viele Klischees gibt, die Leute aus anderen Ländern ganz nett und toll sein können!"