Stramberger Ohren - erste von der EU anerkannte regionale Spezialität aus Tschechien

Stramberger Ohren

Europaweit bekannt sind etwa die böhmischen Biere oder die Olmützer Quargel. Das erste nach Tschechien verliehene europäische Gütesiegel für regionale Herkunft geht aus Brüssel aber an die so genannten Stramberger Ohren zu Teil geworden.

Riesiges Stramberger Ohr aus 10 kg Teig  (Foto: CTK)
Stramberk / Stramberg liegt in Nordmähren. Industrie gibt es in dem Städtchen mit 3800 Einwohnern kaum. Dafür hat man die Stramberske usi oder auf Deutsch Stramberger Ohren, ein Süßgebäck aus Lebkuchenteig. Acht örtliche Bäckereien stellen dieses her. Zu mehr als regionaler, maximal landesweiter Bekanntschaft hat es die Leckerei allerdings nicht gebracht. Weil dennoch Bäcker aus anderen Teilen Tschechiens den Strambergern Konkurrenz machen wollten, bat die Stadt bereits in den 90ern um den landesweiten Schutz der Marke. Sie erhielt ihn im Jahr 2000, wie der stellvertretende Stramberger Bürgermeister, Pavel Podolsky, erläutert:

"Die Grundbedingung ist, dass der Hersteller aus Stramberg ist und die Produktion in Stramberg vorgenommen wird."

Wenn also Stramberger Ohren in anderen Teilen Tschechiens verkauft werden, dann müssen sie des Rechts wegen von einem Stramberger Bäcker geliefert worden sein.

Doch die Geschichte geht weiter. Von dem Erfolg beim landesweiten Markenschutz beseelt, verfiel der frühere Bürgermeister des Städtchens einer Idee. Nämlich der Idee, das Süßgebäck auch außer Landes bekannt zu machen. Deswegen beantragte er vor rund fünf Jahren den EU-weiten Schutz der Stramberger Ohren, so wie ihn zum Beispiel der Schwarzwälder Schinken genießt oder der Emmentaler Käse. Und vergangene Woche ist dies gelungen, weil die Frist für einen Einspruch bei der EU gegen den Antrag verstrichen war. So sind die Stramberger Ohren als erste regionale Spezialität aus Tschechien europaweit geschützt. Nun, so sagt Pavel Podolsky, stehe die zweite Etappe an, und das sei die europaweite Vermarktung.

"Und da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt die Stadt Stramberg diese Herausforderung an und bereitet einen Investitionsplan für solch eine Produktion vor. Oder wir finden eine Firma, einen Bäcker, der das in diesen Ausmaßen verwirklichen kann."

Bei der Vermarktung helfen könnte ja vielleicht, dass es auch eine sehr alte Legende um die Entstehung der Stramberger Ohren gibt. Sie stammt noch aus der Zeit des Mittelalters und geht laut dem stellvertretenden Bürgermeister so: Als sich die Stadt Stramberg im Jahr 1241 mit letzten Kräften gegen die Tataren verteidigte, half ihr ein Unwetter. Die Tataren wurden in die Flucht geschlagen. Zurück blieben nur die Säcke mit den Ohren, die die Tataren ihren Gegnern abgeschlagen haben.

"Und zum Andenken an diese Ereignisse bäckt man in Stramberg seit dieser Zeit dieses süße Gebäck", so Pavel Podolsky.