Strategien zur Eindämmung der Corona-Pandemie: Testpflicht für Firmen und höheres Krankengeld

Foto: ČTK / Kateřina Šulová

Wegen der sich verschlechternden Corona-Lage hat das tschechische Kabinett am Montag zwei Entscheidungen getroffen, die die Pandemie bremsen sollen. Den Firmen im Land ordnete die Regierung an, ihre Beschäftigten regelmäßig zu testen. Zudem beschloss das Kabinett, das Krankengeld vorübergehend von 60 auf 100 Prozent Lohnersatz zu erhöhen.

Foto: ČTK / Kateřina Šulová

Für Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten gilt die Testpflicht schon ab Mittwoch. Kleinere Firmen mit 50 Mitarbeitern und mehr schließen sich ab Freitag an. Insgesamt sollen rund 1,1 Millionen Arbeitnehmer in Tschechien regelmäßig auf das Coronavirus geprüft werden. Mit der Durchführung der Tests kann ein bei der Firma angestellter Arzt beauftragt werden. Der Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček (parteilos) dazu:

„Es können auch Verträge über die Gewährleistung dieses medizinischen Dienstes mit einem beliebigen Arzt abgeschlossen werden. Die Tests müssen nicht direkt in den Räumlichkeiten der Firma durchgeführt werden, sondern etwa in einem medizinischen Zentrum oder in den Ärztepraxen.“

Foto: ČTK / Kateřina Šulová

Der Staat unterstützt die Arbeitgeber mit 60 Kronen (2,30 Euro) für jeden Test – in Form einer Ermäßigung bei der Krankenversicherung. Die Beschäftigten, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, müssen nicht getestet werden. Havlíček zufolge werden größere Firmen vermutlich die bereits geläufigen Schnelltests nutzen. Wenn die Unternehmen diese Möglichkeit nicht haben, können sie auch zu den Selbsttests greifen. Diese dürfen laut dem Minister jedoch nur von einem vom Ministerium gebilligten Lieferanten bezogen werden.

„Die Selbsttests können auch von Laien durchgeführt werden, dazu ist kein medizinisches Personal nötig. Es handelt sich dabei um Abstriche aus der Nase oder andere Methoden, beispielsweise das Gurgeln. Mit der Testpflicht sorgten wir dafür, dass die Industrie nicht flächendeckend geschlossen werden muss.“

René Levínský  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Die Schließung wenigstens eines Teils der Industrieproduktion fordern seit  Tagen nicht nur Ärzte und Experten im Bereich Immunologie und Epidemiologie, sondern auch Mathematiker, die sich mit Modellberechnungen biologischer und gesellschaftlicher Prozesse beschäftigen. Sie warnen davor, dass die bestehenden Corona-Maßnahmen nicht ausreichen, um die Pandemie wesentlich einzudämmen. René Levínský leitet das Zentrum für die Modellierung biologischer und gesellschaftlicher Prozesse (Bisop).

„Die Industrieproduktion sollte genauso wie im Frühjahr letzten Jahres wenigstens für eine Woche eingestellt werden. Wir fordern nichts anderes als die Maßnahme, die auch vor einem Jahr getroffen wurde. Das Argument des Kabinetts, dass die Schließung der Fabriken die Wirtschaft bedeutend schädigen würde, halte ich für sinnlos. Es reicht, sich an die Erfahrungen vom letzten Frühjahr zu erinnern. In der Zeit, wo es hierzulande die hohe Zahl von 1500 Covid-19-Patienten in einem schweren Zustand gibt, ist die Schließung der Industrie einfach notwendig.“

Jana Maláčová  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)

Das Regierungskabinett verabschiedete am Montag zudem einen Gesetzesentwurf, nach dem das Krankengeld vorübergehend von 60 auf 100 Prozent erhöht werden soll. Den Worten der Arbeits- und Sozialministerin Jana Maláčová (Sozialdemokraten) zufolge, soll die Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Pandemie beitragen:

„Es zeigt sich, dass dies die einzige Möglichkeit ist, um dafür zu sorgen, dass die Menschen ohne Angst vor Einkommensausfällen mit Krankheitssymptomen zu Hause bleiben beziehungsweise die Quarantäne einhalten. Das Gesetz wird im März und im April gelten.“

Der Gesetzentwurf muss noch vom Parlament verabschiedet und vom Präsidenten unterschrieben werden.