Streik und schlechte Schüler
Der Streik von über 120.000 Staatsangestellten und das schlechte Abschneiden der tschechischen Schüler im jüngsten Pisa-Test: Diese beiden Themen des Tages haben auch die tschechischen Zeitungskommentare dominiert.
„Verschiedene Experten bringen immer wieder unterschiedliche Einwände gegen die Methoden des Pisa-Tests ein. Wir haben im Moment aber nichts Besseres und Aussagekräftigeres zur Verfügung. Deshalb ist es wichtig, den Ergebnissen Beachtung zu schenken. 23 Prozent der tschechischen Schüler leiden unter Leseschwäche – das Land liegt unter dem OECD-Schnitt. In Mathematik sind wir bisher recht gut dran, aber von allen getesteten Ländern stürzen wir am schnellsten ab.“
Unter diesen Voraussetzungen seien die Pläne von Schulminister Dobeš zu begrüßen, der vergleichende Prüfungen schon an den Grundschulen einführen will. Und man könne nur hoffen, dass das gerade anlaufende Zentralabitur so kompliziert wie möglich gestaltet werde, meint Daniel Kaiser in der Lidové noviny.Das zweite große Thema dieses Tages ist der Streik von rund 100.000 Staatsangestellten, die sich gegen Lohnkürzungen wehren. Grund genug für Pavel Páral, in der Mladá fronta Dnes eine regelrechte Schimpftirade auf den öffentlichen Dienst loszulassen:
„Die Regierung senkt die für die Gehälter ihrer Mitarbeiter zur Verfügung gestellten Mittel um zehn Prozent. Dass es zu so einem Einschnitt kommen musste, darüber besteht kein Zweifel. Die Lohnkosten stellen nach den Pensionszahlungen den größten Posten in den Staatsausgaben dar und sind in den vergangenen Jahren deutlich aus dem Rahmen gefallen.“
Diese zehn Prozent seien keinesfalls drastisch und ließen sich durch den natürlichen Abgang von Mitarbeitern, etwa durch Pensionierungen oder freiwillige Kündigungen, großteils abfedern, so Kommentator Páral.„Warum dann also dieser Aufschrei? Wahrscheinlich deswegen, weil man die Zahl der Staatsangestellten nicht so einfach senken kann. Die Regierung verhält sich in dieser Frage sozialer, als sie sollte. Dass in beinahe allen Ressorts ein Überschuss an Staatsangestellten besteht, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Egal, ob es um Beamten, Lehrer oder Polizisten geht.“
Um gut ein Drittel könne man die Zahl der Angestellten im öffentlichen Sektor senken, schreibt Pavel Páral in der Mladá fronta Dnes. Schließlich seien die Schülerzahlen in den letzten Jahren drastisch gesunken und wohl kein anderes Land in Europa beschäftige so viele Polizisten wie Tschechien. Und schließlich taugten die Staatsangestellten ohnehin nichts, das habe erst in diesen Tagen wieder die katastrophal schlechte Schneeräumung bewiesen. Jede Privatfirma, die so einen miesen Service biete, wäre längst pleite, schimpft Páral in seinem polemischen Kommentar in der Mladá fronta Dnes.