„Technik der Zukunft: Fernsehen für alle“ – deutsche Ingenieure in Brünn 1937
Der Verein deutscher Ingenieure feiert 1937 in Brünn sein dreißigjähriges Bestehen. Es wird eine festliche Ansprache gehalten, die auch im Tschechischen Rundfunk übertragen wird. Die bisherigen Errungenschaften und Erfindungen, die der Technik und den Ingenieuren zu verdanken sind, werden in den höchsten Tönen gepriesen. Und man ist ja noch lange nicht am Ende mit seinen Ideen! Vielleicht gibt es eines Tages sogar Fernsehen für jedermann. Das zumindest stellt der Festredner den Zuhörern in Aussicht.
„Das ist ein Tag, der dazu drängt, mit einiger Besinnlichkeit zu überdenken, was uns technische Arbeit überhaupt bedeutet. Ein Tag, der uns unweigerlich in den Bann der vielgestaltigen Fragen nach den Kulturwerten, nach Sinn und Wollen der Technik zieht.“
30 Jahre Verein deutscher Ingenieure in Brünn – wenn das kein Grund zum Feiern ist. Die Technik und ihre Vertreter sehen mit ihren Erfindungen eine neue Welt entstehen. Die technischen Neuerungen würden dem menschlichen Leben geradezu einen neuen Sinn geben.
„Und ist nicht der Sinn auf das Unmittelbarste und Eindrucksvollste hingerichtet auf das, was uns Technik bedeutet, wenn der Raum hier durch den Rundfunk sich weitet ins Ungemessene, so dass vielleicht noch ungezählte andere Freunde der Technik mit uns Anteil haben an dieser Feierstunde.“
Denn ohne die Erfindung des Radios könnten die Freunde in diesem Moment auch nicht zuhören - so der Redner, der in den Begleitinformationen zu unserem Archivband Ingenieur Meixner genannt wird, dessen Identität ansonsten aber im Dunklen bleibt. Meixner sieht das Radio jedoch erst als Anfang. Die Technik vermöge noch viel mehr:
„Und erst was die Technik an Zukünftigem schon überlegt. Fernsehen für alle, Flugverkehr über der Erde in ihrer Stratosphäre, drahtlose Kraftübertragung, Brücken über Meeresarme hinweg für Autobahnen von Messina bis Hammerfest und von Amsterdam bis Bagdad und Basra, Umwandlung des mittelländischen Meeres in Land und der Sahara in Meer.“
Einiges, was damals noch utopisch klang, ist über 70 Jahre später bereits normal. Heutzutage fliegen wir in den Urlaub, telefonieren ohne lästige Kabel und einen Fernseher hat auch jeder daheim. Dieser technische Fortschritt, so Meixner, habe jedoch ein ganz bestimmtes Weltbild und ein einziges Ziel:
„Aller Technik Endzweck ist der Mensch. Es wird dann das Leben der Menschen freier und geistiger werden. Und es wird sich – so wie die Technik es will – erfüllen können, was ein frohgemuter Dichter als Zweck aller schweren Werksarbeit sieht: stahlschimmernd Baum, Land und Stadt, indes das Menschenkind zu blühen und singen wieder Muße hat.“