Temelín-Anhörung in Budweis: Umweltschützer bemängeln lückenhafte Unterlagen

Atomkraftwerk Temelín

Das südböhmische Atomkraftwerk Temelín soll um zwei Reaktorblöcke erweitert werden. Am Freitag fand in České Budějovice / Budweis die erste und einzige offizielle Anhörung zum Temelín-Ausbau statt. Die Anhörung ergänzt die notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung, tschechische, deutsche und österreichische Atomkraftgegner haben dabei viele Einwände gegen das Projekt. Sie kamen auch nach Budweis, um ihre Bedenken vorzutragen.

Anhörung zum Temelín-Ausbau fand in der Budweiser Sporthalle statt  (Foto: ČTK)
Die Anhörung fand in der Sporthalle von Budweis statt und war von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Gekommen waren knapp 200 Menschen, unter ihnen auch Vertreter von tschechischen, österreichischen und deutschen Umweltinitiativen. Die Ökologen bezeichneten die Anhörung und die ganze Umweltverträglichkeitsprüfung als Farce. Denn das tschechische Umweltministerium will bereits diesen Herbst die internationale UVP abschließen. Aber noch ist nicht klar, ob eine französische, eine amerikanische oder eine russische Firma die Reaktorblöcke bauen wird. Das wollen die tschechische Regierung und der Temelín-Betreiber, der teilstaatliche Stromkonzern ČEZ, frühestens im kommenden Jahr entscheiden. Edvard Sequens vom tschechischen Umweltverband Calla am Freitag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Edvard Sequens
„Falls alles ordentlich beurteilt werden soll, dann braucht es dazu noch mindestens zwei Jahre. Falls das Ministerium seinen Standpunkt bereits im Herbst mitteilen will, ist das ein klarer Beweis, dass es dem Betreiber zur Hand geht.“

Laut dem tschechischen Amt für Strahlenschutz ist es aber nicht entscheidend, welcher Bauart die Blöcke drei und vier in Temelín sein werden:

„Wir haben eine bewährte Technologie gewählt, das ist ein Druckwasserreaktor, der mit Leichtwasser gekühlt und geregelt wird. Mit leichter Übertreibung lässt sich sagen, dass jeder neue Bau eines solchen Reaktors, unabhängig vom Hersteller, bei der Frage der Umweltauswirkungen in Normalbetrieb auf einer wiederholt bewährten Technologie beruht“, so Amtsleiterin Dana Drábová.

Atomkraftwerk Temelín
Das beruhigt die Atomkraftgegner allerdings nicht, zumal sie auch wissen wollen, was bei einem Störfall passieren würde. Deswegen haben unter anderem österreichische und deutsche Gemeinden und Bürgerinitiativen die internationale UVP genutzt, um ihre Bedenken anzubringen. Albert Göttle ist Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit und Strahlenschutz im bayerischen Staatsministerium für Umwelt:

„Es sind sehr viele Einwendungen aus Bayern und aus Deutschland gekommen, insgesamt 30.000. Sie haben zum Teil eine sehr große Sorge um die Sicherheit zum Ausdruck gebracht. Es gibt auch viele Stellungnahme, die inhaltlich auf die Technik, auf die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und auf die notwendige Betriebssicherheit des Reaktors eingehen.“

Manfred Doppler
Die Kritik richtet sich aber auch gegen die wirtschaftliche Seite des Temelín-Ausbaus. Manfred Doppler vom österreichischen Anti-Atom-Komitee:

„Der wichtigste Punkt ist der, dass die Tschechische Republik dieses Kraftwerk nicht braucht. Tschechien braucht schon die ersten beiden Blöcke nicht, der Strom wird zur Gänze ins Ausland exportiert. Da stellt sich die Frage: Wozu Temelín drei und vier, wenn nicht die Gier nach Geld der entscheidende Grund wäre.“

Der Bau der beiden neuen Reaktorblöcke soll im Übrigen 500 Milliarden Kronen, umgerechnet also 20 Milliarden Euro kosten.