Theater, Museen und Galerien unter Wasser

Karlinske divadlo po povodnich

Davon, wie die Bibliotheken und Archive, wie Bücher, Schriftstücke und Archivdokumente vom Hochwasser betroffen wurden, haben Sie von uns im Kultursalon vor einer Woche gehört. Auch heute bleiben wir bei diesem Thema und wenden unsere Aufmerksamkeit weiteren Kulturinstitutionen zu - den Museen, Galerien, Theatern. Die Sendung hat Markéta Maurová für Sie vorbereitet.

Musiktheater in Prag-Karlin
Das Egon-Schiele-Zentrum in Cesky Krumlov, das Südböhmische Museum in Ceske Budejovice, das Museum moderner Kunst auf der Prager Kampa-Insel, das Musiktheater in Prag-Karlin, das Schauspielstudio in Usti nad Labem usw. usf. Während die Hochwasserwelle durch Tschechien trieb, erfuhr man von mehr und mehr Kultureinrichtungen, die betroffen sind. Die Schäden haben 2,5 Milliarden Kronen überstiegen und Kulturminister Pavel Dostal verspricht daher drastische Sparmaßnahmen, einen 2 bis 3 Jahre dauernden Notstand in seinem Ressort.

"Ehrlich gesagt, die Priorität der tschechischen Kultur ist es, die Hochwasserschäden gutzumachen. Es müssen daher viele Programme gestrichen werden. Es werden weniger Finanzen in Theater, Literatur, Film, Ballett, Musik fließen und wir werden alles für die Beseitigung der Hochwasserschäden in der gesamten Tschechischen Republik verwenden."

Musiktheater in Prag-Karlin
Wie wir gerade gehört haben, haben unter anderem auch die Theater relativ schlechte Aussichten in Bezug auf ihren künftigen Betrieb. Einige müssen sich aber zunächst mit dem brennendsten Problem auseinandersetzen, nämlich ihr zerstörtes Gebäude zu renovieren. Erst danach werden sie sich die Frage stellen können, wer dort eigentlich spielen wird. Eines der am schlimmsten betroffenen Theater in Prag war das in der Dlouha-Straße. Karola Stepanova hat für uns die August-Tage im Theater beschrieben: "Es begann damit, dass unser Theater dank der Schutzbarrieren in der Altstadt gar nicht überschwemmt werden sollte. Wir haben lange Zeit darauf gehofft, bis zu dem Augenblick, als die Kanalisation hier in der Hastalska-Straße nachgegeben hat. Das Wasser begann von unten, durch die Kanalisierung ins Theater hereinzubrechen. Das Bild, das wir dann gesehen haben, war wesentlich schlimmer, als wir es uns vorstellen konnten. Das Theater stand bis zur Mitte des Balkons unter Wasser. Die Tiefe des Wassers erreichte etwa 8 Meter. Nicht nur die Bühne und der Zuschauersaal, sondern auch hinter den Kulissen wurde alles überschwemmt - Requisiten, Garderoben, das Bühnendekorationslager."

Theater in der Dlouha  (Foto: www.divadlovdlouhe.cz)
Die materielle Grundlage für die Inszenierungen ist vernichtet, die geistige glücklicherweise nicht. Und so kann das Ensemble des "Theaters in der Dlouha" bald schon wieder spielen. Dies ist vor allem dank der Hilfe der Theaterkollegen möglich, die Gastspiele oder die Anmietung ihrer Räume angeboten haben, und zwar sowohl in Prag, als auch auf dem Lande. Das Ensemble hat schnell auch eine neue, oder besser gesagt alt-neue Vorstellung vorbereitet. Sie heißt "Nasse Lieder aus der Dlouha". "Es ist eine Hochwasservorstellung, die alle unsere Inszenierungen in Erinnerung bringt. Sie wird Lieder aus diesen Inszenierungen beinhalten, weiter Tanz, wohl auch einige Sketches. Es ist eigentlich eine Potpourri aus allem, was geblieben ist und möglichst rasch einstudiert und aufgeführt werden kann."

Die Zuschauer haben mehrere Möglichkeiten, ihrem geliebten Theater zu helfen. In erster Linie geht es darum, überhaupt ins Theater zu kommen. Zweitens können sie es finanziell, mittels eines Sonderkontos unterstützen. Und drittens können sie sich zu Hause umsehen. Möglicherweise finden sie dort einige Requisiten und Kostüme, die das Theater für seine Vorstellungen dringend braucht: "Z.B. alte Schier, Federbetten, alte Koffer, alte Banknoten usw. Jeder, der will, kann sich etwas auswählen."

Soweit also der Blick in ein Prager Theater. Aber auch die Museen blieben nicht verschont. In der überwiegenden Mehrheit gelang es dort, die eigentlichen Sammlungen in obere Etagen zu retten. Beschädigt wurden jedoch häufig die Gebäude, die zum Großteil unter Denkmalschutz stehen. Über die Situation im größten Museum Tschechiens, dem Prager Nationalmuseum, spricht dessen Generaldirektor Michal Lukes.

"Das Nationalmuseum wird durch das Hauptgebäude auf dem Wenzelsplatz verkörpert. Dieses steht natürlich oberhalb und wurde nicht vom Hochwasser erfasst. Wir haben aber eine ganze Reihe bedeutender Objekte an Flüssen. Bereits am Donnerstag, dem 8. August, als in Prag die zweite Hochwasseralarmstufe ausgerufen wurde, begannen wir vor allem die Gebäude in Prag zu evakuieren. Es kam zu keiner riesigen Beschädigung der Sammlungsgegenstände. Durchnässt ist nur ein Teil des Notenarchivs im Musikmuseum. Dieses wurde zwar in der Höhe von 1,5 Metern aufbewahrt, das Wasser kam aber noch höher."

Auch im Schloss Libechov bei Melnik, wo sich eine Ausstellung des ethnographischen Museums befand, gelang es, alles zu evakuieren. Schwer beschädigt wurden jedoch die dortigen Fresken, die schnell konserviert werden mussten. Noch schlimmer war die Lage in Terezin /Theresienstadt/, wo sich nicht nur die bekannte Gedenkstätte, sondern auch Depots des Prager Nationalmuseums befinden. Normalerweise liegen sie etwa 5 Kilometer weit vom Fluss entfernt.

"Dort haben wir selbstverständlich auch evakuiert, aber da das Nationalmuseum dort Millionen von Sammlungsgegenstände aufbewahrt, war es nicht möglich, alles sicherzustellen. Der Wasserpegel im Gebäude stand bei 2 Metern. Dort wurden etwa 16 Tausend Bände aus der Bibliothek des Nationalmuseums ergriffen. Es handelt sich nicht um ganz außerordentliche Unikate, aber auch nicht um bedeutungslose Dinge. Weiter wurden viele Sachen aus der Sammlung des historischen Museums und vor allem die Sammlung der Klaviere und Orchestrien betroffen."

Agnes-Kloster in Prag
Die Sammlungen haben also nur zum Teil Schäden erlitten. Dies kann man leider nicht von den Gebäuden des Nationalmuseums sagen, von denen vor allem Libechov und Terezin sehr schwer beschädigt wurden.

Eine ähnliche Situation - gerettete Sammlungen und beschädigte Gebäude - herrscht auch in der Nationalgalerie in Prag. Trotzdem erwägt man nun, die Sammlung der mittelalterlichen Kunst aus dem Agnes-Kloster in der Altstadt in ein sichereres Gebäude zu überführen. Mehr erfahren Sie aus dem folgenden Gespräch, das ich mit ihrem Generaldirektor, Milan Knizak, führte.

Alle Kulturinstitutionen, die nach dem Hochwasser bereits öffnen oder in Ersatzräumen ihren Betrieb wieder aufnehmen konnten, wünschen sich nun vor allem eines: dass die Zuschauer und Besucher wieder kommen. Wenn Sie also, liebe Hörerinnen und Hörer, in den kommenden Tagen und Monaten Tschechien besuchen, vergessen Sie nicht auch diesen Appell. Und damit verabschiede ich mich für heute. Für Ihre Aufmerksamkeit bedankt sich Markéta Maurová.

Musiktheater in Prag-Karlin
Konto für betroffene Museen in Tschechien

Kontonummer: 27-7705500277

BLZ: 0100

2. Verwendungszweck: 0558

Konto für das "Theater In der Dlouha"

179164418

BLZ: 0300

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