"Theatrum Kuks" - Barockfestival im "schönen Tal"

Schloß Kuks (Foto: Martina Schneibergová)

"Theatrum Kuks". Unter diesem Namen wurde in den vergangenen Tagen im ostböhmischen Kuks ein Festival veranstaltet, das die barocke Bühnenkunst wieder in den vom Barock geprägten Ort bringen wollte. Markéta Maurová hat sich nach Kuks begeben.

Schloß Kuks  (Foto: Martina Schneibergová)
Den Ruhm von Kuks (Kuckus) hat Ende des 17. Jahrhunderts Graf Franz Anton Sporck begründet, indem er im Tal des oberen Elbe-Flusses einen einzigartigen Komplex von barocken Gebäuden und Kunstgegenständen erbauen ließ. Das Schloss des Grafen sowie viele der Kurgebäude - es handelte sich nämlich um einen Kurort - sind bereits vom Erdboden verschwunden. Die heutigen Besucher bewundern vor allem das Spital mit der Dreifaltigkeitskirche und einer Statuensammlung von Matthias Bernhard Braun sowie das sog. Bethlehem, d.h. ein Ensemble von Plastiken, die dieser Bildhauer im nahen Wald aus den Felsen haute. Doch allmählich gelingt es auch, das Dorf Kuks wiederzubeleben. Einen Riesenverdienst daran hat der Musikwissenschaftler Stanislav Bohadlo, der das Festival "Theatrum Kuks" ins Leben gerufen hat.

"Es handelt sich um ein Festival des Barocktheaters, der Barockoper und Barockmusik. Wir wollen hierher, in das einzigartige Gebiet der Barockkunst auch die barocken Bühnenformen zurückbringen. Während die Besucher hier Statuen von Matthias Braun bewundern konnten, fehlte diese Kunstform hier seit vielen Jahrzehnten. In der Barockzeit gab es jedoch prozentual mehr Theater, Musik- und Opernvorstellungen als jene steinernen Zeugen. Wir veranstalten das Festival in diesem Jahr offiziell zum ersten Mal, im letzten Jahr haben wir jedoch mit einem sog. Null-Jahrgang begonnen."

Eine der Prämissen des Grafen Franz Anton Sporck war es, Natur und Kunst zu vereinigen. In diesen Kontext passen auch die Vorstellungen hinein, die während des Festivals an 15 Orten in Dorf und Umgebung aufgeführt wurden:

"Hier wurde auf grüner Wiese gebaut. Grundlage der gesamten Vision von Sporck waren zwei Achsen. Die eine bildete der Elbe-Fluss und die andere, die Querachse, verband das profane Ufer mit dem geistigen. Es gab hier einen Kurort und alles andere hat sich dem Badebetrieb angeschlossen: Es wurde hier dreimal in der Woche Oper gespielt und dazwischen fanden Theatervorstellungen im Comoedien-Haus statt. Übrigens gerade die Rekonstruktion dieses Comoedien-Hauses inspirierte uns zur Wiederbelebung der historischen Theatervorstellungen. Des Weiteren wurde natürlich Kirchenmusik in der Spitalkirche gespielt. Und es wurden hier auch Spaziergänge in die Umgebung veranstaltet."

An dies alles wird heute angeknüpft. Während des Festivals fand u.a. eine Wallfahrt des Musikers Jiri Stivin mit vier Stationen statt. Händels Wassermusik wurde auf einem Kahn an der Elbe gespielt. Das Orchester Musica Florea studierte eine neuzeitliche Premiere von Danzis Oper "Praga nescente da Libussa, e Premislao" ein. Im bereits erwähnten Comoedien-Haus wurde das Barockspiel "Schola Christi et Schola Mundi" aufgeführt. Das Theaterensemble habe ich während einer Probe getroffen und eine der Schauspielerinnen, Katerina Bohadlova, ans Mikrophon gebeten:

Sie beteiligen sich am Barockfestival "Theatrum Kuks. Was spielen Sie hier?

"Also wir sind eine Theatergruppe, wir nennen uns 'Geisslers Hofkomödianten' und spielen ein ehemaliges Theaterstück, ein Schultheaterstück, kann man sagen, das im Benediktinerkloster in Braunau gefunden wurde. Wir wollten das Stück wiederbeleben, ein bisschen modern machen. Heute kann man das Barocktheater nicht mehr so spielen wie damals, es würde wahrscheinlich keinen Spaß machen. Dieses Stück wurde 1743 geschrieben und von den Jesuiten gespielt."

Und worum handelt es sich darin?

"Es handelt sich um die Welt und um Christus, also die geistige Welt und die Welt hier auf der Erde. Und wir haben das so aufgenommen, dass die personifizierte Welt und Christus zusammenkämpfen, es ist wie eine Wahl zwischen zwei Welten. Wir wissen sogar nicht, wie das Stück endet, das werden dann die Zuschauer entscheiden."

Können Sie Ihr Ensemble vorstellen, wer spielt darin?

"Also wir sind alle aus Nachod oder Nachod und Umgebung. Wir haben bereits letztes Jahr ein barockes Stück gespielt, das war "Amor Tyrann". Dieses Jahr spielen wir dieses Benediktinerstück. Wir sind Studenten und Menschen, die sich für das Theater interessieren, und haben unser Theater als Haus hier in Kuks. Das ist hier unsere Hausbühne sozusagen."

Wie ist diese Bühne entstanden? Es ist eigentlich eine alte Scheune...

"Genau, das war eine alte Scheune in einem schrecklichen Zustand, und zwar noch vor anderthalb Jahren. Es ist viel Arbeit hier gemacht worden, wir haben ein neues Dach und ein neues Podium. Alles ist noch nicht fertig, es wird alles noch besser gemacht, vielleicht schon nächstes Jahr, aber es hat sich schon viel geändert, seitdem die Scheune hier stand."

Die Bemühung von Stanislav Bohadlo und seinen Mitarbeitern ist mit dem Festival nicht erschöpft. Allmählich will man auch das Aussehen des Ortes verändern:

"Es gelang uns nun, einen Brunnen wieder in Betrieb zu nehmen, von dem man kaum wusste. Es war ein Pferdekopf am Gebäude der ehemaligen Schlossküche, der als Fontane und Tränke für den anliegenden Pferdestall diente. Wir glauben, dass es uns mit der Zeit gelingt, die Objekte hier zu erneuern, und wir haben sogar einen Traum: Während hier derzeit nur eine Kulisse der Fassade des ehemaligen Schlosses Sporcks steht, hoffen wir, dass wir Mittel und Enthusiasten finden und das Schloss neu auf bauen können. Wir möchten die Vorstellungen über die Symmetrie und die Prioritäten des Grafen zeigen. Während sein Haus klein war - der Grundriss betrug nur 16x16 Meter -, gilt das Spital für arme, kranke und alte Menschen als ein "kleines Versailles", wie es ein mal der Dichter Hancke nannte. Es ist ein riesiges Gebäude von vier Flügeln und drei Stockwerken für hundert Leute."

Das sind also Zukunftspläne. Und wie ist eigentlich Stanislav Bohadlos Beziehung zu Kuks entstanden?

"Ich bin ein Musikwissenschaftler. Immer wenn jemand zu mir zu Besuch kam, führte ich ihn nach Adrspach oder nach Kuks. Meiner Meinung nach handelt es sich um zwei Weltwunder in Ostböhmen. Im Jahre 2000 leitete ich ein Seminar für amerikanische Professoren und natürlich waren wir auch hier. Eine Dame hat sich damals im Bethlehem verloren und als ich auf sie gewartet habe, erfuhr ich, dass hier ein Haus zu verkaufen ist. Darüber hinaus schrieb ich damals gerade Beiträge für eine Enzyklopädie des tschechischen Theaters, und zwar gerade über das Theater und die Oper des Grafen Sporck, so dass ich meinen Kopf gerade damit voll hatte. Es war ein wunderbares Zusammenspiel von Zufällen und es gelang. Eine der Prioritäten bei der Begründung des Festivals war es, die beiden Ufer zu verbinden. Es gab hier im Grunde ein schlafendes Dorf und die Besucher von Kuks durchquerten es einfach und besichtigten nur das Spital. Und heute kann ich schon sagen, dass die Besucher auf beiden Ufern spazieren und beim Festival neue Winkel entdecken. Das Leben begann sich auf beiden Seiten zu entwickeln und das ist ganz toll."

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