Barockhospital Kuks: Totentanz, Tugenden und Laster

Foto: Martina Schneibergová

Die Gemeinde Kuks / Kukus liegt am Oberlauf der Elbe im Nordosten Böhmens. Sie wurde an einem Ort angelegt, an dem einst angeblich Gold gefördert wurde. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Kuks, nachdem man dort auch auf Heilquellen gestoßen war, zu einem viel besuchten Bad. Der Kurbetrieb wurde jedoch nach dem Hochwasser von 1740 eingestellt und nie mehr wieder aufgenommen. Heute ist das vor kurzem restaurierte Barockhospital Kuks ein Touristenmagnet.

Milan Horák  (Foto: Martina Schneibergová)
Das Hospital stellt eine Dominante des Barockareals von Kuks dar. Graf Franz Anton Sporck ließ es zu Anfang des 18. Jahrhunderts erbauen. Das Hospital diente als Heim für ausgediente Soldaten, erzählt Milan Horák, der die Touristen durch Kuks führt. Die Besichtigung beginnt im Hof.

„Von hier aus sind die vor kurzem restaurierten Fassaden gut zu sehen. Renoviert wurde auch der Garten, in dem es heute 144 Beete gibt, in denen Heilkräuter, aber auch Gemüse angebaut werden.“

Aus dem Hof geht es zuerst in die Gemäldegalerie, dort sind Stiche und Gemälde zur Geschichte der Adelsfamilie Sporck zu sehen.

„Auf dem großen Gemälde ist der Gründer der Familie, Johann Sporck, abgebildet. Er stammte aus Westfalen und arbeitete sich während des Dreißigjährigen Kriegs empor. 1664 wurde er für seine Verdienste vom Kaiser zum Reichsgrafen erhoben. Er ist sehr reich geworden und kaufte in Böhmen neun Herrschaften, darunter die hiesige Herrschaft Gradlitz – tschechisch Choustníkovo Hradiště. Auf dem Porträt links ist Sporcks Sohn Franz Anton zu sehen, der dieses Barockhospital errichtet hat. Er war ein sehr frommer Katholik und bemühte sich darum, etwas für seine Untertanen und auch für seine Seele zu tun. Im Hospital waren rund 100 ehemalige Soldaten untergebracht, um die sich die Barmherzigen Brüder als Pfleger kümmerten. Die Barmherzigen Brüder kamen 1744 nach Kuks und waren hier bis zum Zweiten Weltkrieg tätig.“

Totentanz  (Foto: Martina Schneibergová)
Von der Gemäldegalerie der Familie Sporck führt der Weg in den Hauptflur des nördlichen Hospitalflügels. Die Wände des Flurs sind mit 52 Wandmalereien geschmückt, die nach den Holzschnitten von Hans Holbein dem Jüngeren gemalt wurden, sie stellen den Totentanz dar. Milan Horák:

„Hans Holbein schuf seine Stiche um das Jahr 1525. Diese Wandmalereien entstanden in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts.“

Die Wandmalereien wurden erst während der jüngsten Instandsetzung des Gebäudes entdeckt und wurden gründlich restauriert. Der Totentanz-Zyklus gilt als eine der größten Sehenswürdigkeiten von Kuks – neben der Dreifaltigkeitskirche:



Dreifaltigkeitskirche  (Foto: Martina Schneibergová)
„Diese Kirche ist eine Dominante nicht nur des ganzen Barockareals, sondern auch des ganzen Tals. Der Bau der Kirche wurde 1717 beendet. Der Architekt des Hospitals sowie der Kirche war der Italiener Giovanni Battista Alliprandi.“

Bei der Besichtigung des Hospitals soll man Milan Horák zufolge einen Blick in die Barockapotheke mit dem Namen „Zum Granatapfel“ werfen.

„Die Apotheke wurde 1743 eröffnet und war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Betrieb. Der erste Apotheker hatte einen tollen Namen, er hieß Narziss Schön. Im vergangenen Jahr wurde die Decke der Apotheke instandgesetzt. In den Regalen stehen verschiedene Gefäße für die Aufbewahrung von Arzneimitteln, einige davon sind Originalbehälter aus den ersten Jahren nach der Eröffnung der Apotheke im 18. Jahrhundert.“

Von der Apotheke geht es über den Hof des Hospitals in das Lapidarium, wo allegorische Statuen der menschlichen Tugenden und Laster von Matthias Bernhard Braun ausgestellt sind. 24 Frauenfiguren symbolisieren die guten und schlechten Eigenschaften. Ursprünglich standen sie vor dem Hospital, seit den 1980er Jahren sind die dortigen Werke aber durch Kopien ersetzt worden. Die Originalwerke stehen daher nun im Lapidarium.

Statuen der menschlichen Tugenden und Laster von Matthias Bernhard Braun  (Foto: Martina Schneibergová)
„Matthias Bernhard Braun schuf die Statuen in den Jahren 1718 bis 1720. Sie stellen den Höhepunkt der Barockbildhauerei in Böhmen dar. Braun stammte aus Tirol, in Böhmen wurde er bekannt, nachdem er 1710 die Statue der Heiligen Luitgard für die Prager Karlsbrücke geschaffen hatte.“

Das Barock-Hospital Kuks ist von April bis Oktober geöffnet und täglich außer montags von 9 bis 17 Uhr für Besucher zugänglich. Im Juli und August ist es auch am Montag geöffnet. Nach Voranmeldung können Besuchergruppen außerhalb der Öffnungszeiten eine Besichtigung vereinbaren.

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