Trilaterales Studentenseminar in Prag

Am Freitagmittag ging in der Prager Karlsuniversität ein trilaterales Seminar zu Ende, an dem Geschichtsstudenten aus Wien, München und Prag über die gemeinsame Vergangenheit diskutierten. Katrin Bock besuchte die Veranstaltung:

Im Vorlesungsverzeichnis der Universitäten in Wien, München und Prag fanden die Studenten in diesem Semester ein besonderes Geschichtsseminar: es sollte die Teilnehmer in die drei Städte führen. Prof. Arnold Suppan von der Wiener Universität erklärt, wie es zu dieser trilateralen Lehrveranstaltung kam und was sie beinhaltet:

"Die Initiative zu diesem trilateralen Seminar ging vom Prager Rektor, Prof. Wilhelm aus, der bei einem Rektorentreffen den Wiener Rektor, Prof. Winkler angesprochen hat und mit der entsprechenden logistischen Unterstützung seitens der drei Rektoren, womit natürlichen auch entsprechende finanzielle Zuschüsse gemeint sind, haben wir dieses Seminar im Oktober in Wien gestartet, also ungefähr vor vier Wochen saßen wir zwei Tage in Wien zusammen und haben das Thema Tschechen und Deutsche in den böhmischen Ländern in der Habsburger Monarchie also von 1848 bis zum Ersten Weltkrieg abgehandelt. Jetzt erfolgt hier der zweite Teil an der Karlsuniversität über die Zwischenkriegszeit und der dritte Teil - Zweiter Weltkrieg und Nachwehen - kommt dann Ende Januar 2005 in München."

Prof. Ivan Wilhelm
Das Interesse an dem Seminar war an allen drei Universitäten enorm groß, die 15 Plätze pro Uni schnell belegt. Wie sieht die Bilanz nach zwei von drei gemeinsamen Treffen aus? Dazu Dr. Alena Miskova von der Karlsuniversität:

"Am Anfang war das wirklich nur ein Experiment - man wusste nicht, was daraus wird. Die Studenten haben in Wien schon viel Zeit gemeinsam verbracht und diskutiert auch unabhängig von den Professoren und das ist vielleicht ja auch eins der sehr wichtigen Ergebnisse dieses Seminars."

Auch von deutscher Seite ist man bisher zufrieden, dazu Prof. Martin Schulze Wessel aus München:

"Das Interessante an dem Seminar ist, dass im Grunde keine nationalen Positionen gegeneinander aufgebaut werden, sondern dass einfach eine lebhafte Diskussion zwischen jungen Studierenden stattfindet, Unterschiede bestehen nicht mehr in den nationalen Sichtweisen, sondern eher in der Art und Weise, wie in einem Hauptseminar diskutiert wird."

Und was sagen die Studenten? Z.B. Madla Kordova aus Ceske Budejovice:

"Ja das ist ganz interessant, es gibt nicht so viele Möglichkeiten, dass sich die drei Universitäten treffen, und deshalb finde ich es ganz toll."

Und Geschichtsstudent Julian Schilling aus München:

"Es wurde hier erst klar, wie sehr man immer doch dieselbe Fachliteratur benutzt, und dann mal verschiedene Meinungen zu hören aus dem anderen Lager oder einer anderen Richtung, war eben spannend."

Soweit die Eindrücke von dem Prager-Wiener-Münchner Studentenseminar, das diese Woche an der Prager Karlsuniversität stattgefunden hat.