In Troja blühen die Krokusse: Botanischer Garten der Hauptstadt Prag

Die Zwergschwertlilie (Iris primula) gehört zu den ersten blühenden Frühlingsboten

Vor allem am Wochenende wimmelt es dort von Leuten, die nach ein Stück Natur in der tschechischen Hauptstadt suchen: die beiden Prager botanischen Gärten können über Mangel an Besuchern nicht klagen. Den historischen Universitätsgarten, der sich unweit des Karlsplatzes befindet, haben wir Ihnen im Herbst letzten Jahres bereits vorgestellt. Der Prager Stadtrat hat vor etwa 40 Jahren noch einen anderen botanischen Garten angelegt, der von der Stadt verwaltet wird. Dieser befindet sich im Stadtteil Troja in der Nähe des Prager Zoos.

Wenn man mit dem Bus zum Prager Zoo fährt, sind es nur einige Hundert Meter bis zum oberen Eingang in den Botanischen Garten der Hauptstadt Prag. Von unten ist nur eine kleine Kapelle zu sehen, die sich inmitten eines Weinbergs gegenüber dem Schloss Troja erhebt. Věra Bidlová arbeitet im Botanischen Garten und kennt jeden der Pfade, die den Park durchkreuzen.

Kleiner See im Japanischen Garten
„Unser botanischer Garten wurde 1969 angelegt. Für die Öffentlichkeit wurde der erste Teil des Parks jedoch erst 1992 geöffnet. Fünf Jahre später kamen der japanische Garten sowie eine Ausstellung über die Flora der Türkei und des Mittelmeerraums hinzu. Seit 2004 kann man durch den hiesigen Weinberg der heiligen Klara spazieren und das alte Winzerhäuschen besuchen. Im selben Jahr wurde das tropische Glashaus ´Fata Morgana´ eingerichtet, das sich außerhalb dieses Areals befindet. Am Wochenende können die Besucher auch den nördlichen Teil des botanischen Gartens besichtigen, der sich neben der Plattenbausiedlung Bohnice erstreckt. Dort ist es im späten Frühling und im Sommer am schönsten. Denn es blüht dort eine bunte Auswahl von Pfingstrosen. Außerdem kann man dort eine Sammlung von Kakteen bewundern, die wir ´Mexiko´ genannt haben.“

Vom See führt ein Weg zur Meditationshütte hinauf
Die Besucher brauchen jedoch nicht auf den späten Frühling oder den Sommer zu warten, um den blühenden Garten zu sehen. Věra Bidlová:

„Bei uns hat der Frühling schon begonnen. Es blühen hier die ersten Zwiebelblumen. Die Besucher können unweit des Eingangs die ersten Krokusse und Winterlinge bewundern. Die Saison wird im botanischen Garten am 1. April offiziell geöffnet.“

Dies bedeutet nicht, dass der Garten vorher nicht zugänglich wäre, sondern nur, dass bis zum 1. April der Eintritt frei ist.

Die Zwergschwertlilie  (Iris primula) gehört zu den ersten blühenden Frühlingsboten
Die zierlichen Blümchen wie Krokusse oder Meerzwiebeln bilden fast einen Teppich entlang des Weges, der vom Eingang in Richtung St. Klara-Kapelle führt. Ins Auge fallen jedoch eher die etwas bizarren aus Weiden geflochtenen Skulpturen:

„Die Saison eröffnen wir mit einer Open-Air-Ausstellung von Exponaten, die Herr Lalák aus Weiden geflochten hat. Er ist ein Meister im Korbflechten und kann aus Weiden Zäune, Gartenhäuschen sowie große Statuen flechten.“

Zwischen den Beeten führt der Weg an einigen Weidenskulpturen zum kleinen Tor, durch das man zum Weinberg kommt. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf das Schloss Troja und das Gartenlabyrinth im Schlossareal.

Blick aus dem St. Klara-Weinberg auf Schloss Troja
„Einen Weinberg gab es hier bereits unter König Wenzel II. – also Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Weinberg erlebte unter Karl IV. seine Blütezeit. Der Weinberg gehört heutzutage zum botanischen Garten. Die hiesigen Weine wurden sogar schon mit Medaillen ausgezeichnet. Im Weinberg ist ein historisches Winzerhäuschen erhalten geblieben. Der Kern des Hauses stammt aus der Barockzeit, später wurde das Häuschen umgebaut. Es ist eines der wenigen historischen Winzerhäuschen, die es bei uns noch gibt. Die Besucher des Gartens können auf dem Lehrpfad, der durch den Weinberg führt, einiges über die hiesigen Weinreben erfahren. Und schließlich können sie auch den Wein aus Troja im Winzerhaus verkosten.“

Aus dem Weinberg geht es zurück in den botanischen Garten. Ein schmaler Weg mit Steinen markiert, führt hinauf zu einer kleinen hölzernen Gartenlaube. Dort kann man sich inmitten von exotischen Sträuchern ausruhen.

Meditationshütte im Japanischen Garten
„Der japanische Garten ist so gestaltet, dass sich die Besucher hier entspannen können. Es wächst hier eine Reihe von ostasiatischen Pflanzen: beispielsweise chinesische Pflaumenbäume, Magnolien oder japanische Sicheltannen. Bald wird hier der ewig grüne Strauch Pieris japonica blühen. Wir haben einige verschiedenen Sorten: weiße, cremefarbene sowie rosafarbene Sträucher.“

Der Steingarten mit Zwiebelblumen und Stauden blüht schon Mitte März
Den Spaziergang durch den Botanischen Garten in Troja werden wir in einer der nächsten Ausgaben dieser Sendereihe fortsetzen, vor allem werden wir Sie in das tropische Treibhaus „Fata Morgana“ einladen. Der Garten in Troja ist täglich das ganze Jahr hindurch geöffnet, nur das Treibhaus ist montags geschlossen. Der Garten befindet sich unweit des Schlosses in Troja. Falls Sie wissen, im welchen Jahrhundert das Schloss erbaut wurde, können Sie es uns schreiben. Denn so lautet unsere heutige Quizfrage, für deren richtige Beantwortung Sie ein Buch über Prag gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradská 12, PLZ 120 99 Prag 2. Aus den richtigen Antworten wird in vier Wochen ein Gewinner ausgelost.

Vor einem Monat haben wir Sie in der Sendung über das Prager Polizeimuseum nach dem Stadtteil gefragt, der von Karl IV. gegründet wurde und wo das Museum steht. Es ist die Prager Neustadt. Ein Buch über Prag geht diesmal an Werner Spinnehörn aus Frankfurt/ Main.

Fotos: Autorin