Tschechen vermehren sich mehr

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Im Jahr 2006 haben sich die Tschechen vermehrt. Das an sich ist noch keine Meldung wert. Aber zum ersten Mal seit vielen Jahren sind mehr Tschechen geboren worden als gestorben sind. Das bringt jedoch auch einige Probleme mit sich.

Foto: Archiv Radio Prag
"Ich vergangenen Jahr wurden rund 106.000 Kinder geboren. Das sind 3600 Kinder mehr als noch im vergangenen Jahr", wie Josef Skrabal, der Direktor der zuständigen Abteilung des Tschechischen Statistik-Amtes, erklärt. Und wenn man es mal genau nimmt, wie es ja ein Statistisches Amt machen muss, dann rechnen wir: 105.800 minus 104.400, also Geburtenrate minus Sterberate und kommen auf 1400. Also: Der natürliche Bevölkerungszuwachs in der Tschechischen Republik beträgt für das vergangene Jahr um die 1400 Personen. Zum letzen Mal konnte ein natürliches Wachstum der Bevölkerung vor 13 Jahren verzeichnet werden. Grund zur Freude also.

Wenn man jetzt noch den Zuzug von Ausländern hinzurechnet, der mit 34.700 üblicherweise wesentlich höher ist, als der natürliche Zuwachs, dann kommt man insgesamt auf 10.287.189 Bürger, die in der Tschechischen Republik leben. Seit vier Jahren wächst die Bevölkerung kontinuierlich. Bis zum vergangenen Jahr lag das ausschließlich an der Zuwanderung von Ausländern. Dieser neue positive Trend bringt allerdings auch ein paar Probleme mit sich, wie Jana Kunesova, Mutter von zwei kleinen Kindern, erklärt:

"Mit dem Kindergartenplatz gab es Probleme. Uns wurde gesagt, dass mehr Kinder da sind als Plätze."

Auch Kamila Böhmova vom Mütter-Zentrum im vierten Prager Stadtbezirk klagt über schlechte Bedingungen bei der Kinderbetreuung:

"Wir bekommen das an allen Ecken und Ende zu spüren, ob beim Schwimmen oder in den verschiedenen Neigungsgruppen. Es herrscht einfach eine riesige Nachfrage. Und was Prag betrifft, ist das Angebot auch zu gering."

"Weder der Kreis noch das Ministerium haben dem genügend Aufmerksamkeit gewidmet und das verursacht für europäische Verhältnisse große Probleme", sagt der Soziologe Daniel Münich. "Vor allem für die Mütter, deren Karrieremöglichkeiten sich dadurch einschränken", fügt er noch an. Die Sprecherin des Ministeriums für Jugend, Schule und Sport, Michaela Taschnerova kann keine Schuld bei den verantwortlichen Institutionen erkennen.

"Ich meine nicht, dass wir versagt hätten. Wir haben Pläne für die nächsten drei Jahre aufgestellt. Wenn es einen großen Zuwachs von Kindern geben sollte, sind wir darauf vorbereitet."

Vielleicht kehrt sich ja der Trend schon im nächsten Jahr wieder um und die Probleme bleiben aus. Aber auch das wünscht sich wohl keiner.