Tschechen versuchen beim Skifahren zu sparen, den Winterurlaub ausfallen lassen wollen sie nicht

Auch beim Skifahren sind dieser Tage die Preissteigerungen zu merken. 40 Prozent der Tschechen versuchen deshalb beim Winterurlaub zu sparen, wie jetzt eine Umfrage gezeigt hat. Ganz auf den Wintersport verzichten wollen aber die wenigsten.

„Das Skifahren ist heutzutage spürbar teurer als noch vor ein paar Jahren“, erzählt Martin Netrval in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Gemeinsam mit seinen beiden Töchtern ist er am Klínovec / Keilberg im Erzgebirge auf der Piste unterwegs. Die Preissteigerungen seien in dieser Saison an allen Ecken und Enden zu bemerken, beschreibt er:

„Die Parkgebühren wurden angezogen, und natürlich sind die Skipässe viel teurer. Früher gab es ein Tagesticket für 500 Kronen, nun muss man 1000 berappen. In der Folge fahren wir nicht mehr so oft Ski. Wenn man das Erlebnis aber braucht, kann man morgens zum Beispiel sehr zeitig aufstehen, dann den ganzen Tag auf der Piste verbringen und am Abend wieder nach Hause fahren.“

Mit dem Versuch, günstiger Ski zu fahren, ist Martin Netrval nicht alleine. Denn 40 Prozent der Haushalte in Tschechien wollen in diesem Jahr beim Winterurlaub sparen. Zu diesem Ergebnis ist eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts PAQ Research gekommen, die der Tschechische Rundfunk im Rahmen des Projekts „Česko 2022: Život k nezaplacení“ (Tschechien 2022: Unbezahlbares Leben) in Auftrag gegeben hat. Ende November wurden dafür über 1000 Haushalte befragt.

„Die Menschen wählen günstigere Skigebiete aus, verbringen weniger Tage in den Bergen oder bereiten sich ihr eigenes Essen zu, anstatt ins Restaurant zu gehen“, zählt Eliška Dvořáková von PAQ Research auf, wie die Befragten versuchen, weniger auszugeben. Sie sagt auch:

„Die Tschechen sparen über alle Bevölkerungsschichten hinweg beim Winterurlaub mehr als bei den Weihnachtsgeschenken. Das liegt vermutlich aber daran, dass vermögende Haushalte sehr hohe Ausgaben für den Skiurlaub haben. Dementsprechend können sie auch eine viel größere Summe einsparen.“

Foto: Skitterphoto,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

75 Prozent der Haushalte gaben an, in diesem Jahr einen Winterurlaub zu planen. Ein Fünftel der Befragten ließ im Übrigen verlautbaren, sich beim Wintersport aus Kostengründen nicht einschränken zu wollen. Vor allem waren dies Menschen aus Prag, aber auch aus jenen Regionen Tschechiens, in denen es Skiareale gibt.

Laut Libor Knot, dem Leiter des Verbandes der tschechischen Wintersportorte, ist derzeit noch keine sinkende Nachfrage an Urlaubern festzustellen:

„Für die Zeit zwischen den Jahren und auch Anfang Januar gibt es viele Reservierungen. Die Aussichten sind optimistisch. Die Zahlen nähern sich fast schon jenen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie an.“

Foto: Aiky82,  Pixabay,  Pixabay License

Auch in der ersten Dezemberhälfte wurden seinen Worten nach viele Besucher verzeichnet – wohl auch wegen des kalten Winterwetters.

Um die Preissteigerungen bei den Skipässen von 10 bis 15 Prozent zumindest teilweise abzufedern, gibt es Knot zufolge eine simple Lösung:

„Wenn sich die Kunden etwa zwei Wochen im Voraus online den Skipass besorgen, können sie 15 bis 20 Prozent sparen im Vergleich zum Kauf an der Kasse vor Ort. Für größere Areale in Tschechien muss man für einen Tagespass im Schnitt mit 690 Kronen (28 Euro, Anm. d. Red.) rechnen.“

Auch an Auslandsreisen hätten die Tschechen bei ihrem Winterurlaub übrigens nach wie vor Interesse, beschreibt der Sprecher des Verbands der Reisebüros, Jan Papež. Für den Skiurlaub würden die Tschechen vor allem nach Österreich und Italien reisen. Außerdem zählten warme Länder wie Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate oder die Dominikanische Republik zu den Reisezielen im Winter, jedoch würden bei diesen Destinationen die Preissteigerungen besonders deutlich, sagt Papež:

„Einem noch größeren Interesse an einem Urlaub in exotischen Ländern stehen vor allem die stark angestiegenen Preise für Flugtickets im Wege. Einige Ziele kann man unter normalen Umständen kaum noch erreichen. Wir werden sehen, wie sich das Anfang des Jahres weiterentwickelt.“

Foto: Luděk Brhel

Zurück auf die Skipisten am Klínovec. Auch Martin Netrvals Tochter Sarah berichtet von den Teuerungen:

„Früher waren wir jedes Wochenende in der Gegend von Železná Ruda. Freitag sind wir losgefahren und Sonntag wieder heimgekehrt. Wegen der Preissteigerungen sind wir nun nur noch zweimal im Monat auf der Piste.“

Doch auf den traditionellen Urlaub am Klínovec über Weihnachten wollte die Familie auch in diesem Jahr nicht verzichten und hat sich ein Appartement gemietet. Und gar nicht in die Berge zu fahren, das käme nicht in Frage, beschreibt Martin Netrval:

„Wenn man wirklich Ski fahren will, macht man das auch – egal was es kostet. Mir ist wichtig, einfach einmal herauszukommen, den Trubel der Stadt hinter mir zu lassen und mich von meiner Arbeit zu erholen.“

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Autoren: Ferdinand Hauser , Jana Karasová , Monika Červená
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