Tschechien plant Lockerung der Mundschutzpflicht

Foto: Orna Wachman, Pixabay / CC0

Hierzulande gilt wegen der Corona-Pandemie eine Maskenpflicht. Auch draußen auf der Straße muss man in irgendeiner Weise seinen Mund und die Nase bedecken. Damit gehört Tschechien in diesem Bereich zu einem der restriktivsten Staaten Europas. Laut den Experten hat das allerdings auch Sinn, wenn sich alle an die Tragepflicht halten. Nun hat der Gesundheitsminister ab Mitte Juni Lockerungen in Aussicht gestellt.

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Adam Vojtěch  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)
Bisher gibt es nur wenige Ausnahmen von der allgemeinen Mundschutzpflicht. Kinder bis sieben Jahre zum Beispiel müssen keine Maske tragen – und auch autistische Menschen. Außerdem sind Radfahrer und Jogger ausgenommen, wenn sie genügend Abstand zu anderen haben.

Am 19. März wurde die tschechische Mundschutzpflicht eingeführt. Am Mittwoch erläuterte Gesundheitsminister Adam Vojtěch im Abgeordnetenhaus, wie es damit weitergehen soll:

„Beim Thema Mundschutz haben wir gesagt, dass wir dies im Juni neu bewerten wollen. Denn falls die Infizierten-Zahlen sich weiter so gut entwickeln wie bisher, dann muss die allgemeine Mundschutzpflicht nicht mehr beibehalten werden.“

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Am Donnerstag präzisierte Vojtěch im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen das Datum. Demnach könnte bei weiter günstigem Verlauf die allgemeine Mundschutzpflicht zu Mitte Juni aufgehoben werden. Ab dann würde man zu einer Regelung übergehen, wie sie seit Ende April zum Beispiel in Deutschland besteht.

„Wir können dann einen Mechanismus einführen, bei dem die Maskenpflicht nur noch in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt. In der folgenden Entwicklung ließe sich das schrittweise weiter abbauen, so dass nur noch in Corona-Hotspots entsprechende Vorschriften bestehen“, so Gesundheitsminister Vojtěch.

Viele Tschechen nutzen handgenähte Gesichtsmasken, die meist aus Baumwolle sind. Diese lassen sich mittlerweile auch in Geschäften erstehen. Weil der Mundschutz so allgegenwärtig hierzulande ist, wollte es die tschechische Akademie der Wissenschaften genauer wissen. Sie hat eine Testreihe gestartet zur Effizienz unterschiedlicher Materialien. So wird geprüft, wie zum Beispiel Nanofasern, Baumwolle oder auch Wolle vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus schützen. Der Chemiker Vladimír Ždímal sagte dazu in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Vladimír Ždímal  (Foto: ČT24)
„Wenn wir sprechen, husten oder nießen, werden Tropfen aus unserem Mund oder unserer Nase hinausgeschleudert. Diese sind aber so groß, dass sie auch von hausgefertigten Masken problemlos abgefangen werden. Das heißt, dass so eine Übertragung des Virus unter den Menschen und die Verbreitung der Lungenkrankheit deutlich verringert werden kann. Die Masken helfen damit, dass Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu bewahren.“

Tatsächlich wird die Maskenpflicht auch schon in den anstehenden Wochen für bestimmte Gruppen heruntergefahren. Wenn ab dem kommenden Montag in Tschechien wieder Sportwettkämpfe erlaubt sind, dann dürfen auch die Teilnehmer frei atmen. Zudem ist das Bildungsministerium in einem Erlass von der Tragepflicht in Klassenräumen abgerückt. Wenn im Mai die Schüler also an die Schulen zurückkehren, müssen sie zwar in den Pausen und beim Hin- und Rückweg von zu Hause einen Mundschutz tragen, aber nicht während des Unterrichts.

Dasselbe gilt auch, wenn man ab der Öffnung von Cafés und Restaurants an einem der Tische Platz nimmt. Denn spezielle Trink- und Essmasken, die gibt es wahrlich noch nicht…