Tschechisch-österreichisches Projekt : Bohemia, Moravia et Silesia Judaica
Wie Radio Prag bereits am Donnerstag in den Nachrichten berichtet hat, ist im Österreichischen Kulturforum Prag ein Vertrag über ein Kooperationsprojekt zwischen dem Institut für Jüdische Geschichte in Österreich, dem Jüdischen Museum in Prag und der Zentralarchivverwaltung des tschechischen Innenministeriums unterzeichnet worden. Worum es genau geht, sagt Ihnen Jitka Mladkova.
Es handelt sich um ein wissenschaftliches weit gespanntes Projekt mit dem lateinischen Titel "Bohemia, Moravia et Silesia Judaica", das sich mit der Geschichte der Juden befasst. Geografisch umfasst es die historischen Länder Böhmen, Mähren und Schlesien, letzteres in den Grenzen von 1740, und zeitlich die Periode zwischen 1520 und 1670, also in etwa die ersten anderthalb Jahrhunderte der Habsburgerherrschaft in den Ländern der Wenzelskrone.
Das bereits 1999 gestartete Projekt Bohemia, Moravia et Silesia Judaica, das nun auch vertraglich fixiert wurde, ist eng verbunden mit dem seit 1998 laufenden Projekt Austria Judaica. Eine Forschung auf diesem Gebiet in Österreich zu realisieren, ohne gleichzeitig die reichhaltigen Archivquellen in Tschechien einzubeziehen, ist schier unmöglich, sagte bei dieser Gelegenheit in Prag der Projektleiter, Dr.Helmut Teufel. Den im Projekt erfassten geografischen und historischen Zeitraum charakterisiert er so:
" Die Länder Böhmen, Mähren, Schlesien und Teile Österreichs waren früher sehr eng miteinander verbunden, es existierten ja nur Verwaltungsgrenzen, so dass immer ein reger Austausch wirtschaftlichen Charakters bestand. Es gab engste persönliche Beziehungen, Familien waren zum Teil gleichzeitig in Prag und in Wien ansässig ."
Man will schlicht und einfach - so Teufel - aufgrund des zu bearbeitenden Archivmaterials, die Grundlage schaffen, diese ganzen Beziehungen endlich mal darzustellen. Dass man die umfassende Thematik von Grund auf bearbeiten will, zeugen auch folgende Worte des Projektleiters:
"Wir haben auch elektronische Mittel dafür, wir legen Tabellen an, wo verwandtschaftliche Beziehungen festzustellen sind, geografische Beziehungen, Wirtschaftsbeziehungen. Es geht generell um die Darstellung des gesamten Raums unter diesem jüdischen Aspekt."
Helmut Teufel ist davon überzeugt, dass die vielen Informationen nicht nur für Fachexperten bestimmt sind. Seiner Meinung nach werden sie z.B. auch für Familienforscher, aber auch für Lokalhistoriker bzw. Migrationsforscher interessant sein. Und nicht zuletzt, wie er hinzufügt:
"Wir hoffen natürlich auch, dass die Gesamtthematik für ein breiteres Publikum interessant sein wird auch wegen der soziologisch-politischen Bedeutung."
Soviel zu diesem Projekt. Mehr dazu erfahren Sie am Donnerstag der kommenden Woche in unserer Sendereihe "Begegnungen".