Tschechische App hilft bei Wochenbettdepression
In Tschechien leiden etwa 13 von 100 Frauen während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ihres Kindes an psychischen Problemen. Nun hilft ihnen eine App, die Wochenbettdepression zu überwinden.
Sie sei verzweifelt gewesen und habe sich völlig nutzlos gefühlt – wie eine furchtbare Frau, die mit ihrer Rolle als Mutter nicht zurechtkommt, beschreibt Adéla ihre seelische Krise nach den Geburten ihrer Kinder. Sie hat zwei Kinder zur Welt gebracht und beide Male ist es danach zu einer postpartalen Depression gekommen:
„Ich war in einer sehr pessimistischen Stimmung, hatte gar keine Energie. Und bei mir war da ein kleines Baby, später schon zwei Kinder.“
Ihr persönliches Umfeld und die Mitgliedschaft im Zentrum Úsměv mámy (Das Lächeln der Mama) haben Adéla geholfen. Dort konnte sie ihre Gefühle mit anderen Frauen teilen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Doch viele Mütter haben keine solche Möglichkeit für einen Austausch. Für sie wurde von dem Zentrum sowie dem Nationalen Institut für psychische Gesundheit eine App entwickelt. Sie heißt Kogito und verwendet die kognitive Verhaltenstherapie. Die Anwendung kann Begleiter und Wegweiser während einer laufenden Depression sein. Die Frau meldet sich an und füllt Fragebögen aus. Anhand eines einfachen Algorithmus werde dann ausgewertet, ob sie unter Angstzuständen oder bereits unter Depressionen leidet, sagt der Psychiater Antonín Šebela vom Nationalen Institut für psychische Gesundheit:
„Die Frau lernt, was ihre eigenen Gedanken sind, und wie diese die Gefühle und das Verhalten beeinflussen können. Der Nutzerin wird beigebracht, Situationen, die ihr schlechte Laune oder Ängste bereiten, in einen Zusammenhang zu setzen. In den nächsten Schritten lernt sie, damit umzugehen.“
Die Kogito-App hat auch Adéla geholfen.
„Ich fand es sehr praktisch, meinen Tag zu planen und Tagebuch darüber zu führen, wie ich mich aktuell fühle. Es ist gut, Übersicht zu haben. Dann weiß man, wie man mit sich selbst arbeitet und wie man auf lange Sicht funktioniert. Man merkt, wenn die Stimmung besser wird und das Ganze Sinn macht. Ich habe dadurch mehr über mich selbst erfahren.“
Die App kann auch beurteilen, wie ernst die psychischen Probleme einer Frau sind. Wenn die Lage kritisch sei, werde ein Kontakt zu einem Krisenzentrum angeboten, sagt Šebela:
„Wenn es sich um ein stärkere Krise handelt, wie etwa eine Depression, empfiehlt die App, einen Psychiater aufzusuchen oder mit einem Psychotherapeuten zu sprechen. Oft schlägt die App auch vor, den Hausarzt zu bitten, bei der Suche nach Hilfe zu unterstützen.“
Die App ist seit mehr als anderthalb Jahren in Betrieb. Tausende von Frauen haben sie mittlerweile heruntergeladen. Das Nationale Institut für psychische Gesundheit hat nun beschlossen, das Programm gemeinsam mit Digitalisierungsexperten weiter zu verbessern.
Nach Ansicht von Martin Ladecký von der Initiative Česko.Digital muss die Anwendung vereinfacht werden. Entmutigend könnte derzeit etwa der einleitende Fragebogen mit rund 30 Fragen auf die Nutzerinnen wirken, meint Ladecký:
„Für die Frau sollte die Verwendung eine angenehme Erfahrung sein. Wir wissen aus Untersuchungen, dass 30 Fragen zu viel sind. Die Befragung könnte in zwei Teile aufgeteilt werden, wobei einer erst nach der Registrierung erfolgen könnte, vielleicht in Form eines Spiels. Die Nutzerin ist dann zufriedener, füllt mehr aus und so kann ihr auch besser geholfen werden. Und das ist das Wichtigste.“