Tschechische Bahn unter Zugzwang – Privatunternehmen greift Schnellzugmonopol an

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Die Tschechische Bahn könnte in Zukunft starke Konkurrenz bekommen. Das staatliche Unternehmen hält das Monopol auf die Schnellzugverbindungen in Tschechien - noch. Denn die private Gesellschaft RegioJet – Teil des erfolgreichen Unternehmens Student agency hat dem tschechischen Verkehrsministerium nun ein verlockendes Angebot vorgelegt. Sie will rund die Hälfte der Schnellzugverbindungen übernehmen.

Anders als etwa in Deutschland, wo die Bahn aus eigenen wirtschaftlichen Erwägungen handelt, bestellt in Tschechien das Verkehrsministerium die Schnellverbindungen, und zwar bisher ausschließlich bei der Tschechischen Bahn. Am Montag reichte aber auch RegioJet, das zu 100 Prozent eine Tochtergesellschaft des Verkehrsunternehmens Student agency ist, ein Angebot ein. Es sei sowohl für den Staat als auch für die Reisenden vorteilhaft, behauptet RegioJet-Geschäftsführer, Jiří Schmidt:

„Wir setzen wesentlich modernere und hochwertigere Züge ein, als die, die jetzt in Betrieb sind. Damit bieten wir den Reisenden einen weitaus höheren Service. Und gleichzeitig verlangen wir vom Staat 10 bis 30 Prozent weniger Subventionen. Das würde den Staatshaushalt um fast 700 Millionen Kronen (etwa 26 Millionen Euro) entlasten.“

Es geht um insgesamt 15 Verbindungen, die RegioJet ab 2011 übernehmen will, und damit um etwa die Hälfte der Schnellzugverbindungen in Tschechien. Darunter auch so wichtige Verbindungen wie Prag – Brno / Brünn. Der Chef von Student Agency respektive RegioJet, Radim Jančura zeigt sich siegesgewiss:

„Das Verkehrsministerium muss sich irgendwie mit unserem Angebot befassen. Die Zahl der Beschäftigten soll gleich bleiben, wenn nicht sogar wachsen, wir sparen Steuergelder, und schließlich sparen wir bei den Fahrtkosten und investieren in neue Fahrzeuge. Da gibt es keinen einzigen Haken.“

Die Reisenden sollen dann für die Fahrkarten rund 15 Prozent weniger berappen müssen als bislang. Darüber hinaus rechnet RegioJet mit einer Verkürzung der Fahrtzeiten um bis zu 20 Prozent. Modernere, schnellere Loks könnten die bestehenden Hochgeschwindigkeitstrassen besser ausnutzen, als die alten, langsamen Triebfahrzeuge der Tschechischen Bahn.

Im Verkehrsministerium gibt man sich laut Pressesprecher Karel Hanzelka zwar noch zurückhaltend, aber durchaus aufgeschlossen:

„Das Verkehrsministerium wird sich damit ganz sicher befassen. Erwarten Sie aber von mir bitte noch keine Details. Das müssen erst unsere Rechtsexperten und die entsprechende Abteilung im Ministerium begutachten. In den nächsten Wochen werden wir unseren Standpunkt mitteilen.“

Bei dem staatlichen Unternehmen Tschechische Bahn übt man sich angesichts der RegioJet-Offensive noch in demonstrativer Gelassenheit. Es handele sich dabei laut Bahn-Pressesprecher Ondřej Kubala um heiße Luft. Schließlich habe Student Agency schon vor drei Jahren die Verbindung Prag – Ostrava / Ostrau mit Superluxuszügen bestücken wollen, am Ende aber einen Rückzieher gemacht. Fest steht jedenfalls: Die Tschechische Bahn ist unter Zugzwang.