Tschechische Bierbrauer fühlen sich bedroht

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Tschechisches Bier - ein Begriff, der weltweit Anerkennung findet. Nun ballen sich aber am Himmel der tschechischen Bierbrauer die EU-Wolken zusammen. Daher rücken diese nun zu einer Offensive nach Brüssel vor. Mehr erfahren im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

In der Tat, tschechisches Bier ist allgemein beliebt. Dies beweisen nicht nur steigende Exportquoten und Biertouristen aus nah und fern. Die Bierstuben, in denen das beliebteste Getränk der Tschechen hektoliterweise konsumiert wird, sind auch vom Kulturbild dieses Landes nicht wegzudenken. Was ist es, wodurch sich das tschechische Bier von anderen im Ausland produzierten Biersorten unterscheidet? Diese Frage stellten wir Jiri Fusek, Direktor einer der zahlreichen kleineren Bierbrauereien Tschechiens und Präsident des Europäischen Verbandes der kleinen unabhängigen Brauereien. Seine Antwort brachte er auf diese Formel:

"Das tschechische Bier unterscheidet sich von ausländischen Bierprodukten durch seine Fülle, durch seinen Geschmack und die Produktionstechnologie, und selbstverständlich auch durch den notwendigen Aufwand von Handarbeit und Energie."

Jiri Fusek
Hoher Energieaufwand - das ist ein Punkt, der sich offensichtlich als Dorn im Brüsseler Auge erweist. Eine EU-Arbeitsgruppe im spanischen Sevilla bastelt derzeit an einem neuen Vorschlagsentwurf, der den Bierproduzenten verbindliche Produktionsparameter auferlegen soll, nämlich in Sachen Energieaufwand und Abfallstoffumfang pro Hektoliter Bier. Es geht hiermit um eine Ergänzung der bereits 1996 vom Europarat verabschiedeten Richtlinie zur - wie es in der Beamtensprache heißt - integrierten Prävention und Verunreinigungsbegrenzung. Im Prinzip geht es um ein Regelwerk, das kontinuierlich um neue Zahlen für die jeweiligen Industriebranchen ergänzt wird. Am Ende, falls es mal ein Ende geben wird, soll ein Kodex für den Umweltschutz entstehen. An der Reihe ist jetzt das Brauereiwesen, in dem bis zum Jahr 2007 entsprechende Richtlinien umgesetzt werden müssen, ansonsten sollen strenge Maßnahmen inklusive Produktionseinstellung die Folge sein. Damit geht es dem tschechischen Bier bzw. dessen Produzenten an den Kragen. So haben sich hierzulande die Brauereien - ob groß oder klein - zusammengetan, um mittels einer gemeinsamen Offensive die Anerkennung der offiziellen Gütemarke "Tschechisches Bier" in Brüssel zu erkämpfen. Dadurch erhoffen sich die tschechischen Bierproduzenten ihre Herstellungsspezifika einschließlich des im Vergleich zu anderen Ländern höheren Energieaufwands beibehalten zu können. Und warum? Dazu Jiri Fusek:

"Man kann nicht etwas vergleichen, was unvergleichbar ist, und auch die Europäische Union sollte das nicht tun. Es gibt im Prinzip zweierlei Technologien bei der Bierproduktion, die sich durch den Energieaufwand unterscheiden. Diese Unterschiede bestehen aber auch innerhalb der Tschechischen Republik. Das Bier wird hierzulande sowohl industriell und daher mit niedrigerem Energiebedarf, als auch mithilfe historischer Rezepturen hergestellt, die aber wesentlich energieanspruchsvollere Technologien erfordern. Das Bier erkennt man dann aber als Bierkenner eindeutig an seinem charakteristischen ausgeprägten Geschmack."

Die Anerkennung der angestrebten Gütemarke "Tschechisches Bier" soll also das Verbot der herkömmlichen Technologien samt ihrer technischen Parameter verhindern. Man kann doch nicht weltweit - so Herr Fusek - alles unifizieren. Ansonsten - so fügt er hinzu:

"Ansonsten wäre das tschechische Bier nicht mehr das traditionelle historische Produkt, das auch als Bestandteil der tschechischen Kultur gilt, die wiederum tausende Touristen aus der ganzen Welt zu uns lockt."