Tschechische Forscher testen die Wirkung von rosa Rauschen bei chronischer Schlaflosigkeit

Die Menschen, um die es geht, können entweder nicht einschlafen oder nicht durchschlafen. Wenn diese Beschwerden länger als drei Monate andauern und mindestens an drei Tagen in der Woche auftreten, handelt es sich um ein chronisches Leiden. Schlafforscher in Tschechien testen nun, ob sogenanntes rosa Rauschen eine Hilfe sein könnte.

Rosa Rauschen erinnert an einen leichten Regen oder an das Wehen von Wind. Im Unterschied zum weißen Rauschen gilt es als nicht so störend. Dessen Klang ähnelt vielmehr dem eines Fernseh- oder Radiogeräts, wenn kein Sender eingestellt ist – dabei sind alle Frequenzen gleich intensiv.

Beim rosa Rauschen sind hingegen die hohen Frequenzen gedämpft. Es umfasst zudem alle Schallwellen, die das menschliche Ohr auch wirklich wahrnehmen kann, also zwischen 20 und 20.000 Hertz. Angeblich wirkt rosa Rauschen beruhigend. Und genau das will das Nationale Institut für seelische Gesundheit (Národní ústav duševního zdraví) in Klecany bei Prag genauer wissen und testet es in einer Testreihe mit Probanden im Schlaflabor.

Daniela Dudysová | Foto: NUDZ

„Wir beobachten die Phasen des Schlafs in der Nacht. Mal geht das Signal nach oben, mal nach unten. Und wenn das Signal nach oben geht und unser Algorithmus erkennt, dass die Schlaf-Wach-Oszillation sich verändert, ertönt für eine Millisekunde ein Ton“, erläutert Daniela Dudysová, die das Forschungsprojekt betreut.

Bis zu tausend Mal hören die Schlaf-Probanden dann das rosa Rauschen in der Nacht, ohne es aber wirklich wahrzunehmen. So soll ihr Schlaf stimuliert werden.

Weil aber die Testreihe acht Wochen lang dauert, nehmen die Freiwilligen die Forschungsgeräte mit nach Hause. Dazu gehören vor allem ein Stirnband, über das die Hirnaktivität in der Nacht beobachtet und aufgezeichnet wird, und Haftelektroden. Außerdem eben Ohrstöpsel, über die der Ton erklingt. Daniela Dudysová:

„Uns interessiert die chronische Schlaflosigkeit. Das heißt, die Menschen leiden an den Symptomen seit mehr als drei Monaten, und das an mindestens drei Tagen in der Woche. Charakterisiert wird dies entweder als Schwierigkeiten beim Einschlafen oder beim Durchschlafen, beziehungsweise als verfrühtes Aufwachen am Morgen. Für diese chronische Schlaflosigkeit ist zudem charakteristisch, dass sie den Alltag beeinflusst – man kann sich also schlechter konzentrieren, die Leistung in Schule oder Arbeit sinkt, man fühlt sich müde und hat deswegen häufig schlechte Laune oder ist gereizt.“

Illustrationsfoto: Kinga Cichewicz,  Unsplash

Das Institut ist das weltweit erste, das die Wirkung von rosa Rauschen an Menschen testet, die unter solcher Schlaflosigkeit leiden. Zu den Probanden gehört auch Kateřina.

„Heute habe ich zum Beispiel drei Stunden geschlafen, normalerweise sind es fünf Stunden. Und maximal komme ich auf sieben Stunden. Aber mein innerer Wecker klingelt spätestens um sechs Uhr morgens, egal wann ich mich ins Bett lege“, schildert die Probandin.

Dabei könne sie selten vor ein Uhr nachts einschlafen, sagt Kateřina. Zudem habe sie bereits versucht, den Kaffeekonsum einzuschränken oder abends nicht mehr auf den Bildschirm zu schauen – aber nichts habe bisher geholfen. Auch sie wünscht sich endlich wieder normalen Schlaf.

Autoren: Till Janzer , Karolína Burdová
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