Tschechische Hilfe für Indien

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Das furchtbare Erdbeben, das Indien am vergangenen Freitag heimsuchte, hat in den tschechischen Medien eine generelle Diskussion über das Verhalten tschechischer staatlicher wie nichtstaatlicher Organisationen in internationalen humanitären Krisen ausgelöst. Nachdem die tschechische Regierung sich im Falle der jüngsten Katastrohphe in Indien für eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 1,5 Millionen Kronen entschieden hatte, sind am Dienstag nun auch vier tschechische Kynologen nach Indien aufgebrochen, um vor Ort bei der Bergung der Opfer zu helfen. Silja Schultheis berichtet.

In der heutigen Freitagsausgabe der renommierten Tageszeitung "Lidove noviny" kommentiert der Leiter der Gesellschaft "Mensch in Not", Tomas Pojar, das bisherige Engagement der tschechischen Regierung sowie unabhängiger Hilfsorganisationen in humanitären Krisen. Seine Auffassung dazu bringt die Überschrift des Artikels knapp und unmissverständlich auf den Punkt: "Tschechien ist nicht in der Lage zu helfen".

Radio Prag befragte sowohl Pojar als auch den Präsidenten des Verbandes der kynologischen Rettungsbrigaden, Kuchta, zu den tschechischen Hilfleistungen.

Kuchta erläuterte gegenüber Radio Prag, in welchem Rahmen die vier tschechischen Kynologen nach Indien aufgebrochen seien, nachdem sich die tschechische Regierung ursprünglich ausschließlich für finanzielle Hilfe entschlossen hatte:

"Unsere Bergungungsbrigaden sind Mitglied der internationalen Rettungsorganisation, die uns aufgefordert hat, vier Bergungsleute mit Hunden nach Indien zu schicken. Es handelt sich dabei um Hunde, die sowohl tote als auch lebendige Menschen suchen. Diese Hilfe lief über die internationale Rettungsorganisation mit Sitz in Wien."

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Der Leiter der Gesellschaft "Mensch in Not", Tomas Pojar, kommentierte den Einsatz der tschechischen Kynologen gegenüber Radio Prag:

"Ich bin der Meinung, dass sie zu spät dorthin fuhren und gleich am ersten Tag, nachdem sich das Erdbeben ereignete, hätten losgeschickt werden sollen."

Den verspäteten Einsatz erklärte der Kynologe Kuchta wie folgt:

"Weil der indische Staat nicht die tschechische Regierung aufgefordert hat, kynologische Bergungstruppen zu schicken, sondern die österreichische Regierung."

Pojar hingegen ist der Auffassung, dass der Rettungseinsatz zu einem Zeitpunkt erfolgt sei, wo die Hauptarbeit am Ort der Katastrophe bereits erledigt sei und schlägt folgendes vor, um künftige Hilfeleistungen effektiver zu gestalten:

"Man sollte eines der Modelle übernehmen, das in den entwickelten westlichen Staaten verbreitet ist. So hätte z.B. eine Kynologentruppe bereitgestellt werden können, deren Flug nach Indien direkt vom Staat finanziert worden wäre. Entscheidend ist, dass es sich um ein flexibles Modell auf der Grundlage schneller Entscheidungen und der schnellen Bereitstellung finanzieller Mittel handelt."