Tschechische Kunst-Installation sorgt in Brüssel für Aufsehen
Es sollte ein großer Spaß sein, nun ist daraus ein Problem geworden. Die Rede ist von der Plastik des tschechischen Künstlers David Černý in Brüssel. An der zwischen sechs bis acht Tonnen schweren Konstruktion mit dem Titel „Entropa“ sollen sich, so war es von dem Autor gedacht, die Insassen und Besucher des EU-Ministerratsgebäudes noch bis Ende Juni ergötzen können. Das Werk, das traditionsgemäß die EU-Präsidentschaft des jeweiligen Landes an diesem Standort begleitet, scheint nun aber nicht für alle amüsant zu sein. Im Gegenteil!
„Es handelt sich um eine Teamarbeit von 27 europäischen Künstlern“, sagte zum Beispiel im Tschechischen Fernsehen Vizepremier Alexandr Vondra. Die Realität ist anders: Nicht 27, sondern nur drei Künstler beteiligten sich an „Entropa“. Das neueste Kunstwerk ist eine durchaus originelle Landkarte Europas. Das 16 mal 16 Meter großes Gerüst erinnert an ein Puzzle-Bild, das aus einzelnen Stücken, sprich EU-Ländern zusammengestellt ist. Die einzelnen EU-Länder, die an ihren Umrissen erkennbar sind, sind zugleich auch ihre eigene Karikatur:
„Das Ganze ist ein großer Spaß. Das Haus hier wirkt bedrückend und alle machen sich wichtig. Die Installation soll die hiesige Atmosphäre auflockern“,verkündete Černý im Voraus. Doch die Überraschung ist groß. Zum Beispiel steht Holland ganz unter Wasser, aus dem nur Moscheen hervorlugen. Österreich ist wie eine grüne Wiese mit an den Atommeiler Temelín hinweisenden Wassertürmen dargestellt und so weiter. Tschechien selbst ist wiederum ein mit goldenem Rahmen versehenes Display, auf dem Zitate von Präsident Václav Klaus über Europa und Klimaschutzwandel zu lesen sind. Bei Bulgarien, das wie eine mit Fliesen ausgelegte Fläche mit einem typisch türkischen Hockklo aussieht, ist der „Spaß“ bereits auf Unmut der Landespolitiker gestoßen. Nach einem offiziellen Protest wurde der tschechische Botschafter in Sofia auch ins Außenministerium zitiert.
Außerdem hat sich am Dienstag auch gezeigt, dass David Černý entgegen dem Auftrag an dem Werk gar nicht mit Kollegen aus weiteren 26 EU-Ländern zusammengearbeitet hat. Die Namen, die im dazugehörigen Katalog stehen, sind fiktiv. Der kontroverse Künstler hat damit die tschechische Diplomatie, die offenbar nicht informiert war, in die Bredouille gebracht. Dafür hat er sich bereits entschuldigt. Vizepremier Vondra, der von einem Schock sprach, soll am Donnerstag offiziell das provokante Kunstwerk in Brüssel vorstellen. Keine beneidenswerte Aufgabe.