Demontage als Demonstration – Černý entfernt „Entropa“ aus Brüssel

Foto: ČTK

Weg mit den Hockklos, weg mit den Autobahnen, deren Form Assoziationen an ein Hakenkreuz weckt: Der tschechische Künstler David Černý hat am Montag begonnen, seine umstrittene Plastik „Entropa“ aus Brüssel zu entfernen. Dort war sie seit Januar im Ratsgebäude der Union zu sehen gewesen. Die Demontage geschehe aus Protest, so Černý.

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Bei seiner Enthüllung im Januar hatte das Kunstwerk in Form einer überdimensionierten Europakarte für Aufregung in einigen europäischen Hauptstädten gesorgt. In Sofia fand man es gar nicht lustig, dass Bulgarien als Ansammlung „türkischer“ Hockklos dargestellt wurde. Černý mussten diesen Teil des Werks verhüllen. Auch Bratislava hatte offiziell protestiert – die Slowakei als ungarische Salami fanden Teile der links-nationalen Regierung nicht zum Lachen.

Mit der Demontage reagiert der Künstler aber nicht auf die Kritik an Entropa, sondern will seinerseits gegen den Sturz der Regierung Topolánek protestieren. Černý entfernt damit den offiziellen künstlerischen Beitrag zur tschechischen EU-Ratspräsidentschaft, noch bevor der Vorsitz zu Ende gegangen ist. Dazu David Černý:

David Černý  (Foto: ČTK)
„Ich kann es nicht gutheißen, wie die alte Regierung gestürzt wurde, vor allem weil es eine ziemliche Blamage ist.“

Seine Kritik richte sich unter anderem gegen die Sozialdemokraten, hatte Černý bereits Ende April der Presse mitgeteilt. Die Sozialdemokraten hatten im März, mitten während der EU-Ratspräsidentschaft das Misstrauensvotum initiiert, über das die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mirek Topolánek stolperte. Aber vor allem wende er sich gegen den europakritischen tschechischen Staatspräsidenten Václav Klaus, so Černý. Ihn sieht er als Drahtzieher des Regierungssturzes. Auch im Kunstwerk „Entropa“ hatte der Künstler den Präsidenten angegriffen, indem er vor dem Umriss des tschechischen Staates bekannte Zitate von Klaus abspielen ließ. Zudem wendet sich David Černý mit der Demontage gegen den neuen tschechischen Premier Jan Fischer, weil dieser vor der Wende Mitglied der Kommunistischen Partei war.

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Mit der vorzeitigen Entfernung des Kunstwerks verstoße er nicht gegen den Mietvertrag, wehrt Černý rechtliche Bedenken ab. Er hatte Entropa für eine symbolische Krone der tschechischen Ratspräsidentschaft überlassen. Diese Krone habe er aber nicht einmal erhalten, so der 41-jährige Künstler am Montag in einem Zeitungsinterview.

Was aber geschieht nun weiter mit dem kontroversen Kunstwerk? David Černý:

„Entropa wird ungefähr 14 Tage nach der Demontage in der Galerie Dox im Prager Stadtteil Holešovice installiert. Dort soll sie ein halbes Jahr lang zu sehen sein. Wir gehen davon aus, dass der Besucherandrang groß sein wird. Und wir glauben, dass viele Leute Entropa mit Eiern, Steinen und weiteren schweren Gegenständen bewerfen wollen, um das Kunstwerk zu zerstören.“

Die Sache mit dem Steinewerfen sollte man jedoch nicht allzu ernst nehmen. Es könnte eine weitere der zahlreichen Mystifikationen des Künstlers sein. So sollen sich bereits Interessenten für den Kauf von „Entropa“ bei Černý gemeldet haben.