Tschechische Landwirtschaftskammer sucht nach Milchmarktrezepten

Foto: ČTK

Bereits seit Monaten fordern tschechische Bauern das Eingreifen des Staates gegen den Preisverfall bei Milch. Es kam auch zu Protestaktionen, die aber nicht verhindern konnten, dass einige Großmolkereien die Ankaufspreise von Milch gesenkt haben. Die größte von ihnen, die Firma Madeta, hat diesen Schritt Anfang August gemacht. Weitere Milchproduzenten folgten. Nun hat sich aber auch die tschechische Landwirtschaftskammer zu Wort gemeldet.

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Die Milcherzeugung gilt in einigen Regionen Tschechiens als das wichtigste Standbein für die Landwirtschaft. Angesichts der jüngsten Entwicklung in diesem Bereich denkt jedoch die Landwirtschaftskammer darüber nach, die Milchproduktion zu regulieren. Ihr Präsident Jan Veleba begründet es damit, dass die jetzigen Ankaufspreise von Milch nicht einmal dafür reichen, die Kosten der Milchviehhalter zu decken. Und so stand die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt am Mittwoch auch auf dem Programm der Beratungen der Landwirtschaftskammer und ihrer Regionalfilialen. Worauf man sich geeinigt hat, sagte Veleba gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

Jan Veleba
„Den Milchproduzenten, die keiner Vertriebsorganisation angehören, empfehlen wir, endlich mit dem Schreien aufzuhören und in eine dieser Organisationen einzutreten. Das haben bisher 60 Prozent unserer Milchproduzenten getan. Sie sind Mitglieder einer Genossenschaft oder einer Vertriebsfirma. Das ist der einzige Weg zur Stärkung unserer Verhandlungsposition gegenüber den Milchverarbeitern.“

Gemeint ist eine starke Position für die Preisverhandlungen mit den Molkereien. Aber es gibt noch einen anderen Weg laut Landwirtschaftsfunktionäre: Eine gesenkte Milchproduktion und damit eine künstliche Verknappung des Angebots. Auf diesen Beschluss reagierte Robert Neruda, Vertreter des tschechischen Kartellamtes ÚOHS, das nun die weiteren Schritte der Landwirtschaftskammer aufmerksam verfolgen will. Jegliche Preisempfehlungen der Landwirtschaftskammer oder Aufrufe zur Produktionsreduzierung seien mit Blick auf den freien Wettbewerb unzulässig, so Nerudas Statement für die Nachrichtenagentur ČTK. Der Chef der Landwirtschaftskammer, Jan Veleba, ist jedoch skeptisch, dass der freie Markt selbst eine Lösung finden wird:

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„Der Markt wird diese auf diese Situation in derselben Weise reagieren, wie er es bereits bei der Schweinezucht machte. Inzwischen werden mehr als 30 Prozent Schweinefleisch nach Tschechien importiert. Im Bereich der Milchproduktion wird es der Markt ähnlich einrichten. Die Milch wird künftig nicht bei uns, sondern wo anders produziert und anschließend importiert. Hierzulande werden wir zwar Weideflächen haben, aber das Grünfutter wird keinen Nutzer finden. In der Landwirtschaft funktioniert es mit der Marktwirtschaft nicht so gut.“